Onkel Dagobert - Sein Leben, seine Milliarden

"Die Hochmoore, mein Sohn, sind die einsamste Gegend von ganz Schottland und gerade hier hat der mächtige Clan der Ducks einst seine Stammburg gebaut! Doch die Duckenburgh steht seit dem 17. Jahrhundert verlassen."

Erst einmal, ja, das ist ein Disney Comic, aber bevor jetzt die meisten schon wieder komisch schauen, er ist ein wirklich guter und qualitativ weit über dem Lustigen Taschenbuch Standard. Aber diese Rezension ist ja auch da, damit man einen Eindruck davon bekommt, also fangen wir gleich an.

Wie der geneigte Leser sicherlich schon anhand des Titels erkannt hat, dreht sich dieser Comic um eine der bekanntesten und sicherlich auch beliebtesten Figuren aus dem Disneyuniversum: die reichste Ente der Welt Dagobert Duck, oder im Original an seine schottische Herkunft erinnernd Scrooge McDuck.

Keno Don Rosa wurde am 29. Juni 1951 in Louisville/Kentucky geboren. Seine ältere Schwester war nicht nur Comic-Fan, sondern auch Sammlerin, und Klein-Don wuchs mit einem umfassenden Vorrat an Carl Barks-Heften auf. Schon in frühester Jugend machte er also Bekanntschaft mit Onkel Dagobert.
Nachdem er einige Zeit im Familienunternehmen gearbeitet hatte wurde er Zeichner bei dem Comicverlag Gladstone, für diesen zeichnete er auch die meisten Onkel Dagobert Stories. Probleme tauchten auf, als Disney Rosas Originale, deren Verkauf zu seinem Einkommen beiträgt, aus Copyright-Gründen nicht zurückgeben wollte und Kontrolle über seine Stories forderte. Als Disney Gladstone die Lizenz schließlich wieder entzog, arbeitete Rosa für Egmont, den größten Disney-Lizenznehmer in Europa. In den USA erschienen seine Entencomics seither nur noch über den Umweg Kopenhagen.

Die Comicreihe um Onkel Dagoberts Leben entstand als der dänische Verlag Egmont an ihn herantrat um die Lebensgeschichte von Onkel Dagobert zu verfassen. Rosa stützt sich dabei vor allem auf die Fakten und Aussagen die Carl Barks in seine Geschichten erwähnt und dabei schafft er es einen grandiosen Bilderbogen von Onkel Dagoberts Leben zu entwerfen. Beginnend mit dessen Kindheit in Schottland um 1867, über seine berühmte Goldgräberzeit am Klondike um 1896 bis hin zu seinem Rückzug nach Entenhausen 1947.
Das Don Rosa sich dabei oftmals auch auf historischen Tatsachen und Fakten stützt und Onkel Dagobert mit einigen der berühmten Personen jener Zeit zusammentreffen lässt macht das ganze auch zu einer sehr vergnüglichen Zeitreise, so begegnet er unter anderem dem späteren Präsidenten Theodore Roosevelt oder dem berühmten Wyatt Earp. Aber auch andere Bekannte Figuren aus dem Disneyuniversum finden sich ein, so begegnet Dagobert nicht nur einem sehr jungen Klaas Klever sondern macht auch eine erste Bekanntschaft mit den Panzerknackern oder seinem alten Widersacher MacMoneysac. Alleine die Idee Onkel Dagoberts Leben noch einmal in einem solchen Werk Revue passieren zulassen und

Zeichnerisch ist Don Rosas Stil einfach perfekt und gelungen für eine solche Geschichte.
War Barks ein Verfechter der klaren Linie, entpuppte Rosa sich als Anhänger winziger Details, die seine Stories auch nach mehrmaligem Lesen noch immer zu einem Erlebnis werden lassen. So lässt er es sich nicht nehmen nette Gags in den Hintergrund seiner Bilder einzuarbeiten oder seine Figuren mit einer Detailtreue zu zeichnen die oftmals an Undergroundcomics erinnern.

Aus seiner Verehrung für Barks macht er keinen Hehl: Er versteckt im ersten Bild seiner Stories die Signatur D.U.C.K.: "Dedicated to Unca Carl from Keno."

Des Weiteren taucht auch der ungeliebte Micky in Rosas Zeichnungen öfters auf. Entweder als "Hidden Mickey", das irgendwo eingebaute Micky-Symbol oder aber ganz offensichtlich (z.B. als Puppe in einer von Onkel Dagoberts Vitrinen).

Gerade diese Sachen machen die Comics sicherlich sehr lesenswert wobei aber auch der Humor Don Rosas eine nicht minder wichtige Rolle spielt, denn anders als in den meisten Disney Comics erlaubt er es sich hier doch einen teilweise recht kuriosen und seltsamen Humor einzuarbeiten an dem auch Nicht-Disney Fans ihre Freude haben könnten.

Das Comic unterteilt sich inhaltlich dabei in zwölf Hauptkapitel, die sich mit einer wichtigen Station in Dagoberts Leben beschäftigen und einen gewissen Zeitabschnitt abdecken. Einleitend zu jedem Kapitel gibt es immer noch ein kurzes und recht interessantes Vorwort von Don Rosa bezüglich des Inhalts, der Vorbereitung und auch teilweise der versteckten Anspielungen.

Des Weitern gibt es noch sechs Zusatzkapitel die sich jeweils zwischen oder auch nach den Hauptkapiteln einordnen lassen und immer wieder auf Ereignisse aus Onkel Dagoberts Leben eingehen und einigen Stellen beleuchten die in den Hauptkapitel aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr behandelt wurden, nun aber von Don Rosa in unregelmäßigen Abständen nachgeschoben wurden.

Abgerundet wird das ganze durch eine Einleitung über den Künstler und sein Werk, eine kurze Führung durch die Saga sowie, zum Schluss einem kurzem Überblick über die versteckten Widmungen.

in Werk was sicherlich in keinem Schrank eines Disney-Fans fehlen dürfte, aber auch ein Comic, das sicherlich auch jenen Leuten gefallen dürfte, die eher der Ansicht sind, das Disneycomics doch eher was für die Jüngeren unter uns sind.. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall, gerade bei einer der beliebtesten und abenteurreichsten Personen der Duckschen Familie.


Don Rosa
Softcover 432 Seiten, Ehapa Comics{jcomments on}
ISBN: 3-7704-0389-4