Marvel Zombies

Was würde passieren, wenn alle Superhelden der Marvel-Welt zu menschenfressenden Zombies würden? Auf keinen Fall etwas Wünschenswertes für die gewöhnlichen Bewohner dieser Welt. Robert Kirkman, der bereits mit The Walking Dead einen grandiosen Zombie-Zyklus hinlegte, widmete sich dem Thema und schrieb mit Marvel Zombies eine Miniserie über die zombifizierten Superhelden der Marvel Welt. Gezeichnet wurde das Ganze von Sean Philipps und durch June Chung mit Farben versehen.

Optisch ist der Band durchaus ansprechend, wenn auch nicht umwerfend. Insgesamt ist die ganze Reihe sehr düster und in Farben gehalten, die, passend zum Thema, nach Verfall aussehen. Das Ganze beruht auf einem Abenteuer der Fantastischen Vier, in dem sie gegen ihre Zombie-Ebenbilder von einer Parallelwelt kämpfen und nur mit Hilfe des Parallelwelt-Magnetos besiegen konnten. Dies erfährt man jedoch nur, wenn man das Vorwort liest, denn inhaltlich beginnt die Miniserie direkt in medias res. Nach einer nur extrem knappen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse (Superhelden werden zu Zombies und vernichten Menschheit) wird Magneto, als einer der letzten nicht infizierten Menschen der Erde, von den hungrigen Zombie-Superhelden der Welt durch eine Stadt gejagt, gestellt und gefressen. Irgendwann taucht der Silver Surfer auf und informiert die verrottende Horde, dass Galactus kommen wird, um alle zu verschlingen. Da die Zombieheroen aber recht metapherresistent sind, greifen sie den Surfer, wie auch später den großen Galactus an, um ihren Hunger nach Fleisch zu stillen. Zwischenzeitlich gibt es noch eine Nebenhandlung, in welcher ein paar Mitglieder der Bruderschaft der bösen Mutanten [sic] nach ihrem Chef Magneto suchen, aber nur einen verkrüppelten Superhelden finden, der bisher ebenfalls nicht infiziert wurde.

Inhaltlich tut sich leider nicht viel. Da ist man von Robert Kirkman nach The Walking Dead, Invincible oder Battle Pope mehr Witz, Tiefe und Handlung an sich gewohnt. Von Moral befreite Zombies mit Superkräften, aber vollem Bewusstsein, sind nicht unbedingt vielschichtige Charaktere, da Selbstzweifel oder andere Emotionen nur auftreten, wenn sie gerade gegessen haben. Ansonsten sieht man halt öfters, wie sich Superhelden in ihrer verfallenen Form gegenseitig umbringen oder immer weiter zerstückelt werden. Der Reiz des Comics beschränkt sich durchgängig darauf, bekannte Charaktere zu töten, zu zerstückeln und zu zerfetzen, sie aber dennoch in der Handlung zu halten. So schaut Wolverine etwa erst einmal verwirrt, als er mit seinen Klauen hängen bleibt und die Knochen sich durch das verwesende Fleisch schälen. Das Finale ist zwar ganz nett gelungen, doch bleibt insgesamt ein eher zwiespältiger Eindruck.

Marvel Zombies ist insgesamt leider recht langweilig, da die Charaktere dank ihrer Superkräfte und dem Fehlen von Moral einfach nicht interessant genug sind und es für den Leser keinen Bezugscharakter gibt. Auch dass die ganze Geschichte um die Zombifizierung und den daraus entstehenden Konflikt auf der Welt nicht thematisiert wird, stößt eher sauer auf. Es ist vielmehr ein Schaulaufen der zombifizierten Publikumslieblinge, was einfach zu schwach ist, um über die ganze Miniserie (übrigens im deutschen Marvel MAX 17) zu tragen.


Name: Marvel Zombies 
Verlag: Panini comics 
Sprache: deutsch
Autor: Robert Kirkman 
Empf. VK.: 16,95 Euro 
Seiten: 128{jcomments on}