League of Extraordinary Gentlemen, The

"Bitte nicht. Wir leben in schwierigen Zeiten, da unruhige Träume die Stirn des Empire bedrücken. Ihre Arbeit ist entscheidend, wenn England überleben soll. Machen sie sich unverzüglich und tatkräftig ans Werk, denn das Jahrhundert neigt sich seinem Ende zu…"

Man schreibt das Jahr 1898, Europa befindet sich im Aufbruch in ein neues Zeitalter. In dieser unruhigen Zeit wird nun ein Team zusammengestellt das im Auftrage des Empire eine schwierige Aufgabe meistern soll. Für eine bevorstehende Mondexpedition zur Jahrtausendwende wurde eine neuartige Materie entwickelt, das Cavorit, mit Hilfe dessen es ein Einfaches ist die Schwerkraft zu überwinden. Deshalb trommelt man die besten Männer und Frauen zusammen die England zu bieten hat um sich dieser schwierigen Aufgabe zu stellen.

So, nachdem wir uns schon des Filmes angenommen haben hier nun auch endlich die zugrunde liegende Comicversion. Wie schon bekannt geht es um ein Team von Viktorianischen Superhelden die gegen eine größenwahnsinnigen Schurken antreten müssen um die Welt vor einer drohenden Katastrophe zu bewahren. Insofern unterscheidet sich der Film eigentlich erstmal nicht grundlegend von seiner Comicvorlage, aber dennoch gibt es einige signifikante und bedeutende Unterschiede, was sowohl die Story als auch die Charaktere betrifft, aber der Reihe nach.
Ausgedacht haben sich das Ganze Alan Moore und Kevin O’Neill, wobei vor allem Mr. Moore im Comicbereich schon seit langer Zeit kein unbekannter mehr ist und auch durch die Verfilmungen seiner Werke einen gewissen Bekanntheitsgrad erwirkt hat, so wurde bereits From Hell, mit Johnny Depp in der Hauptrolle, verfilmt und auch die Gentlemen haben ihrerseits den Weg ins Kino gefunden.

Aber zurück zum Comic. Im Gegensatz zum Film hat man hier den Eindruck wirklich etwas ganzes und in allen Belangen recht gut geratenes in den Händen zu halten.
Die Hauptakteure sind: Allan Quatermain erfunden von H. Rider Haggard, Mina Murray aus Bram Stokers Dracula, Dr. Jekyll and Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson, Captain Nemo aus Jules Vernes berühmten Roman 20.000 Meilen unter dem Meer und der Unsichtbare Hawley Griffin erfunden von Herbert George Wells.
Allesamt bekannte Figuren der Literatur und genau darin liegt auch das Hauptaugenmerk, eine Gruppe viktorianischer Superhelden die im Team gegen eine Bedrohung kämpfen müssen. Allerdings steht das ganze Unternehme auch auf recht tönernen Füssen. Denn nicht jedes Mitglied der Gruppe ist so ganz freiwillig bei dieser Aktion, so müssen Miss Murray und Nemo denn Opiumsüchtigen und von Alpträumen geplagten Quatermain erst einmal aus einer Hafenspelunke in Kairo bergen. Nur um mit ihm zusammen kurze Zeit später Mr. Hyde in Paris festzunehmen und ihn fast schon zur Mitarbeit zu zwingen, ebenso der verschlagene Hawley Griffin der es sich in einem Mädchenpensionat bequem gemacht hat.

Mit dieser Truppe zieht man nun im Auftrag des geheimnisvollen M. los um sich das Cavorit wiederzubeschaffen welches im Londoner Viertel Limehouse vermutet wird und zwar im Besitz des teuflischen Dr. Fu-Man-Chu.

Sicherlich klingt die ganze Geschichte wie aus einem Groschenroman, aber viel mehr möchte sie eigentlich auch nicht sein. Vielmehr geht es um die Charaktere die dahinter stehen. Wo sonst trifft man schon auf fiktionale Charaktere die der Literatur entstammen und die für eine gemeinsame Sache streiten. Gerade die Charakterentwicklung wird dabei recht gut und konsequent fortgeführt.

Quatermain ist zu Beginn sicherlich nicht der strahlende Held sonder ein ziemliches Wrack, der sich dem Opium hingegeben hat und erst einmal wieder auf den rechten Weg gebracht werden muss. M. Hyde ist ein Monster welches seine Wilde Seite hemmungslos auslebt und nicht davor zurückschreckt auch einmal den ein oder anderen umzubringen wen er ihm im Weg steht. Währenddessen geniest es Hawley Griffin einfach nur Unsichtbar zu sein und tun und lassen zu könne was er möchte. Eine Eigenschaft die er teilweise auch recht egoistisch auslebt.

Doch dies sind bei weitem nicht die einzigen Gestalten die sich hier tummeln. So bevölkert Moore seine Fiction ist Real Welt mit Allerlei anderen Figuren der Zeitgenössischen Literatur und Kunst. Es finden sich Anleihen aus "Limehouse Nights" über "Oliver Twist" bis hin zu "Die Morde in der Rue Morgue".
Der oben bereits erwähnte Dr. Fu-Man-Chu aus Sax Rohmers gleichnamigen Romanen hat ebenso seinen Auftritt wie, in einer Rückblende Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes oder etwa Prof. Moriarty.

Zeichnerisch ist das ganze ein wenig ungewöhnlich, vermittelt aber vom Stil her perfekt die Atmosphäre jener Epoche. So ist London ein Labyrinth aus dampfenden Schloten, währen die Nautilus sicher nicht ganz so schnittig aussieht wie im Film dafür aber mehr einem Nautil angeglichen wurde, inklusive funktionalen Fangarmen. Und auch die riesigen Luftschiffe der Schurken passen sich in ihrem jeweiligen Stil der Epoche an. Abgerundet wir die Geschichte mit einem Cliffhanger der bereits auf den zweiten teil verweist. Dazu gibt es noch eine Kurzgeschichte, die sozusagen die Vorgeschichte zu Allan Quatermain behandelt und sich dabei kräftig bei Lovecraft und Konsorten bedient.
Des Weiteren enthält der Band noch die Bilder einzeln erschienenen Bände und einige nette Gimmicks wie etwa Basil Hallwards: Painting by numbers.

Alles in allem hat man mit den Gentlemen sicherlich eines der besten Comics in seinem Bereich in den Händen und vor allem Freunden von Superheldengeschichte der eine oder anderen Art und Fans aller klassischen Helden der Literatur kann man nur dazu raten mal eine näheren Blick zu riskieren. Aber auch diejenigen die den Film mochten, oder vielleicht auch nicht, sollten sicherlich einmal reinschauen, ich persönlich fand die Vorlage, wie in den meisten Fällen, einfach besser und gelungener als die Verfilmung.


Alan Moore/Kevin O’Neill
Softcover, 192 Seiten - DC Comics
ISBN: 1-56389-858-6 {jcomments on}