Hellboy - Seltsame Orte

“Oh Lotse, schau die Nacht ist klamm. Lass uns gemeinsam Wache stehen ... zu schlafen wage ich nicht. Geh hinab rief der Seemann, geh unter Deck. Dieser Ort ist nichts für dich..."

Hmm, ist schon etwas länger her, dass ich mich einem neuen Hellboy-Comic gewidmet habe, aber nun liegt mir mit „Seltsame Orte“ endlich der siebte Band der Reihe um den großen Roten Dämon vor.
Zunächst einmal kurz zum äußeren Erscheinungsbild, viel hat sich nicht geändert. Das nette Hardcoverformat in Größe von etwa DinA5 ist immer noch gegeben, allerdings hat man das Cover ein wenig in seiner Erscheinung verändert und sowohl den Titel als auch den Namen des Mike Mignolas mit einem Rand abgesetzt, dies wird wohl in nächster Zeit bei folgenden Erscheinungen und Neuauflagen der alten Bände gleich bleiben.

Im Buch selber ist aber alles beim alten geblieben.
„Seltsame Ort“ enthält zwei längere Hellboy Geschichten, die zeitlich nach seinem Verlassen des B.P.R.D. Spielen. Nachdem Hellboy der Behörde in „Sieger Wurm“ (Band Nummer Sechs) den Rücken gekehrt hat versucht er nun seinen Weg alleine in der Welt zu finden.
In „Der dritte Wunsch“ (der ersten Geschichte) führt in sein Weg dabei nach Afrika. Dort begegnet er nicht nur einem alten Schamanen und der Warnung des Landes selber, sondern wird von drei Meerjungfrauen ins unterseeische Reich der Bog Roosh entführt. Diese Meereshexe will mit Hellboys Gefangennahme verhindern dass er, wenn auch möglicherweise unfeiwillig, das Ende der Welt herbeiführt.
Allerdings scheitert sie in ihrem Vorhaben und Hellboy entkommt ihrem Gefängnis nur um sich in der zweiten Geschichte auf „Der Insel“ wiederzufinden, einem geheimnisvollen und mysteriösen Ort, wo er nicht nur den Ursprung des Drachen Ogdru Jahad erfährt, sondern auch gegen einen Gott kämpfen muss, der wie so viele Hellboys Schicksal verhindern will, um sein Gefolge zu retten.

So das war es auch schon in aller Kürze zum Inhalt, beziehungsweise so wie er sich dem schnellen Leser auch auf dem Klappentext offenbaren würde. Aber wie auch schon bei den vorigen Bänden sollte man auch hier immer zwischen den Zeilen lesen, zwar ist Hellboy recht pulpig angelehnt, aber die Grenzen zwischen Gut und Böse sind bei weitem nicht so klar wie es auf den ersten Blick erscheinen würde.

Viele der Konflikte, in die Hellboy gerät, resultieren nämlich aus seiner Herkunft und der Tatsache, dass er eigentlich nur zu einem Zeck auf die Erde gesandt wurde, um nämlich am letzten Tag das Ende der Welt einzuläuten.
Diesen Aspekt versucht Hellboy zwar immer wieder zurückzustellen und zu verdrängen, allerdings hält das die verschiedensten Machtgruppen nicht davon ab, immer wieder seinen Weg zu kreuzen, sei es nun offensichtlich wie die Bog Roosh oder aber auch aus dem Verborgenen heraus und weit mehr akzeptierend und abwartend wie etwa die Feenreiche.
Und zum Schluss von „Seltsame Orte“ muss sich auch ein Hellboy eingestehen, dass er seinem Erbe nicht so leicht entrinnen kann wie er es gerne möchte und so bleibt vorerst nur das offene Ende, auf das sicherlich noch einige Abenteuer folgen werden, zumal die Welt ja auch durch die Episoden des B.P.R.D erweitert werden.

Mike Mignola gelingt es mit dem vorliegenden Band wieder einmal wirklich faszinierende Geschichten zu erzählen. Die Verweise auf Legenden, Mythen und Märchen fallen wieder einmal sehr zahlreich aus und auch einige Handlungstränge aus älteren Geschichten werden wieder aufgegriffen. Hellboys zynischer Charakter kommt mit seinem trockenem Humor gerade im Kampf gegen seine doch zum Teil übermächtigen Feinde einfach gut zum Tragen und wirkt auflockernd, aber niemals aufgesetzt.
Zu der Qualität der Bilder brauche ich eigentlich auch nichts mehr zu sagen, Mignola gelingt es auch hier wieder nur mit Schwarz und Weiß, Licht und Schatten tolle und vor allem ausdrucksstarke Welten und Personen zu erschaffen. Hier also alles wie gehabt.
Eingeleitet wird der Band diesmal mit einem Vorwort des Comicautors Gary Gianni und Mignola selber liefert zu den beiden einzelnen Geschichten einige erläuternde Worte zur Entstehung und Hintergrund.

Abgerundet wird der Band auch wieder gewohnt mit einigen Skizzen und frühen Entwürfen zu den Geschichten die einen netten kleinen Einblick in den Arbeitsprozess geben.
Auch die obligatorische Künstlergalerie mit den verschiedenen Interpretationen von Hellboy darf natürlich nicht fehlen. Eigentlich kann man sich nicht beklagen da man für seine 18€ einiges bekommt (ist ja auch immerhin ein Hardcover).

Empfehlenswert ist der Band vor allem für Kenner und Fans der Reihe, Neuzugänge sollten doch eher einmal vorne anfangen da sich ihnen sonst vielleicht nicht immer alles erschließt.
Ich jedenfalls freue mich schon auf weitere Geschichten mit dem Großen Roten und warte jetzt nur noch das endlich auch die Zeichentrickserie Gestalt annimmt.


Mike Mignola{jcomments on}
160 Seiten Hardcover, Cross Cult
ISBN: 3-936480-07-9