FOG 5 & 6 - Die gestohlene Erinnerung / Rache für Culloden

"Culloden? Das war doch gar keine richtige Schlacht! Cumberland hat Bonnie Prince Charly eine ordentliche Tracht Prügel verabreicht und ihn dann über den Kanal zu den Froschfressern geschickt!"

Bonin und Seiter präsentieren uns mit den vorliegenden Bänden erneut eine Geschichte mit den bereits bekannten Figuren Mary Launceston, Rupert Graves und Inspektor Andrew Molton.

Während Mary Launceston einen Freund in Schottland besucht, wird sie Zeuge wie man zwei Londoner, die zusammen mit ihr in Inverness ankamen, völlig verbrannt am Loch Ness auffindet. Gleichzeitig stößt Inspektor Molton in London bei der Aushebung eines Menschenhändlers auf eine junge Dame, die unter einer sonderbaren Form von Gedächtnisverlust zu leiden scheint. Zusammen mit Rupert Graves versucht er dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Als Miss Launceston in der jungen Frau eine alte Freundin zu erkennen glaubt, wähnt man sich des Rätsels Lösung sicher, aber ihre Freundin scheint sich bester Gesundheit zu erfreuen und hat sogar vor einiger Zeit geheiratet.
Schon bald zeigt sich, dass die verschiedenen Ereignisse miteinander verknüpft sind und Teil eines großen Komplottes zu sein scheinen.

Hat man bereits die vorigen Teile gelesen, bedarf es sicherlich keiner Einführung mehr, denn die Protagonisten sind die gleichen wie aus den vorangegangenen Geschichten. Aber auch als Neueinsteiger ohne jegliche Vorkenntnisse kann man der Geschichte ohne Schwierigkeiten folgen. Zwar gibt es immer wieder Verweise auf die vorigen Bände, aber diese sind nur auf Nebensächlichkeiten bezogen und eigentlich nicht elementar wichtig für die Geschichte an sich.
Für Kenner ist es aber dennoch schön, dass ein paar bekannte Gesichter auftauchen, die man schon vorher einmal gesehen hat. Gerade dieser Wiedererkennungsfaktor rundet das Ganze sehr schön ab und vermittelt das Gefühl dass, obwohl es sich pro zwei Bände immer um abgeschlossene Geschichten handelt, alles aus einem Guß stammt.
Dies macht das ganze einfach lesenwerter.

Auch auf der technischen Seite gibt es nichts zu beanstanden. Bonin und Seiter bilden ein wirklich perfektes Team.
Die Zeichnungen sind von gewohnter Qualität und erschaffen ein schönes Bild vom viktorianischen London mit all seinen dunklen Seiten, aber auch die Szenen im Schottischen Hochmoor zeugen davon, dass man es hier mit einem Könner zu tun hat der es versteht Land und Leute in comichafter Form einzufangen.

Aber kommen wir noch einmal auf die Geschichte an sich zu sprechen. Nach dem mysteriösen, aber dennoch bodenständigen Abenteuer der ersten beiden Teile und dem doch eher übernatürlichen der beiden vorangegangenen Bände versucht man es hier anscheinend auf einem Mittelweg.
Den Hauptplot bildet ein politisches Thema, nämlich die eingangs schon erwähnte Schlacht von Culloden (1746 schlugen die englischen Truppen unter Führung des Herzogs von Cumberland die schottischen Clans unter Bonnie Prince Charles vernichtend, was auch an ihren damals modernen Musketen lag, während sich die Schotten ihnen mit Schilden und Speeren entgegenstellten – soviel zum geschichtlichen Hintergrund).

*Spoileranfang*
Allerdings verzichtete man auch hier nicht ganz auf phantastische Elemente. Zum einen die Einführung eines bewaffneten Luftschiffes (sehr Steampunk-würdig) und des weiteren einer übersinnlich begabten Person, die Erinnerungen löschen, stehlen und sogar weitergeben kann.
Während ich die Luftschiffidee noch sehr unterhaltsam fand und sich vor allem auch noch gut in die Geschichte einfügen läßt, kam mir der Gedankenstehlplot doch ein wenig erzwungen vor.
Zudem sich bei mir auch der Eindruck einstellte, dass er mehr Fragen aufwirft, was die Geschichte betrifft, als er löst. Hier bilden sich einfach zu große Lücken in der ansonsten guten Storie, diese Fehler trüben den Genuß dann doch ein wenig.
Warum zum Beispiel kann das Medium, es wird gegen seinen Willen dazu gezwungen seine Kräfte für die Verschwörerpläne einzusetzen, den Schurken nicht einfach dazu bringen, seinen Plan aufzugeben, wenn es doch schon in der Lage, ist die Helden davor zu bewahren, umgebracht zu werden, in dem es den Exekutionswunsch mehrmals aus dem Gedächtnis des Schurken löscht.
Irgendwie unelegant gelöst und ein wenig holperig, der Rest der Geschichte ist dabei eben richtig gut.
*Spoilerende*

Gerade Band Fünf versprach dabei nicht nur wieder richtig spannend, sondern auch richtig gut zu werden, schade das Band Sechs doch wieder einiges an Fahrt verlor.
Aber zumindest war das Ende diesmal nicht ganz so Deus Ex Machina-mäßig wie bei der vorangegangenen Geschichte.

So leider auch nur wieder Mittelmaß nach einem recht vielversprechenden Anfang.
Aber in der Comicflut dennoch sicherlich einen Blick wert, wenn man es mal für nicht allzu teuer Geld entdeckt, und Freunde von Steampunk-artigen Geschichten mit phantastischen Elementen werden sicherlich auch ihre Freude daran haben.


Cyril Bonin / Roger Seiter
2 Softcover mit je 56 Seiten, Comicplus+
ISBN: 3-89474-134-1 / 3-89474-151-1 {jcomments on}