FOG 1 & 2 - Der Fluch des Viga-Sön / Das Rätsel von Bayley

"In diesem Grab ruhen Viga-Sön und sein Bruder Haakon… sie wurden verraten, und sie fielen… unter den feigen Hieben der Bewohner dieser Insel… Mögen die gemeinen Mörder für tausend Generationen verflucht sein… ihre Nachkommen aber sollen wissen… dass die Krieger Odins eines Tages aus dem Reich der Toten wiederkehren werden… um sich zu rächen"

Wer längere Zeit mit der Bahn reisen muss weiß dass die gleiche Strecke auf Dauer doch recht langweilig wird, also nimmt man sich etwas zu lesen mit um diese Zeit zu überbrücken.
Doch entweder hat man das Buch nach einiger Zeit aus oder man vergisst eines Tages einfach sich noch schnell was zu lesen einzupacken. Meistens stattet man dann der Mayerschen oder Bouvier noch schnell einen Besuch ab oder wie in meinem Falle eben der Bahnhofsbuchhandlung. Leider war eben die Auswahl an interessanten Büchern diesmal nicht so sonderlich groß und darum wandte ich mich einfach mal dem Comicregal zu.
Nach einigen kurzen durchsehen der ausliegenden Ware hatte ich auch schnell ein interessant genug erscheinendes Werk ausgemacht, also noch schnell bezahlen und ab zum Zug um sich auf der Fahrt ein besseres Bild davon machen zu könne was man denn da nun erstanden hatte und vor allem ob es auch sein Geld wert war.

Gut, das vorliegende Werk stammt von Cyril Bonin und Roger Seiter (wobei letzterer für den Text verantwortlich ist und erstgenannter den zeichnerischen Part übernahm). Beide haben anscheinend noch nicht viel anders vorzuweisen den es fanden sich kaum hinweise auf irgendwelche anderen Arbeiten, na gut der Comic stammt auch aus dem Jahre 2001 vielleicht kommt ja noch etwas.

Die Geschichte spielt in London gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Von einer Archäologischen Expedition zu den Shetlandinseln brachte der Forscher Sir Thomas die Leichen zweier Wikinger mit die aber nun verschwunden sind. Gleichzeitig beginnt in London eine Mord- und Einbruchsserie bei der die Opfer mit einer Axt erschlagen werden und alles deutet auf die beiden Geister der Ermordeten hin die nun grausame Rache zu üben scheinen. Die Scotland Yard Inspektoren Andrew und Julian werden daher auf den Fall angesetzt um heraus zu finden was wirklich dahinter steckt.
Dabei kommt ihnen sowohl die Tochter des Forschers als auch der Reporter Rupert Graves zur Hilfe.

So das ganze hört sich zuerst einmal wie die übliche Geister üben Rache Geschichte an oder aber natürlich Verbrecher-verkleiden-sich-als-Gespenster-um-in-Ruhe-einbrechen-zu-können.
Doch so einfach ist die ganze Geschichte dann doch wieder nicht und das es nicht wieder Mr. Andrews der teuflische Rummelplatzbesitzer war dürfte ja wohl auch klar sein.

Bonin und Seiter schaffen es vielmehr mit dem zweiten Band ihrer Geschichte der ganzen Story noch eine Wendung zu geben die sich zwar schon in Ansätzen bereits im ersten Teil bemerkbar machte aber nie so deutlich hervortrat das man das Ende hätte erahnen können, im Gegenzug schaffen sie aber auch gekonnt die Balance zu halten so dass das Ende auch nicht zu gekünstelt wirkt. Gerade diese gekonnte Gradwanderung in der Dramaturgie wirkt sich sehr positiv auf die Geschichte aus, die Handlung eilt dem Leser nicht davon aber dehnt sich auch nicht unnötig in die Länge, sie kann ihren Spannungsbogen kontinuierlich halten und bis zum Finale hin immer wieder immer wieder ein wenig anzuschrauben.

Dabei kommt der Geschichte auch der Zeichenstil zugute, teilweise sind Bildfolgen wie kleinere Kamerafahrten arrangiert die sich dem Ort des Geschehens nähren, die Farben bleiben dabei recht blass und stellenweise auch recht düster was der Geschichte aber sehr zugute kommt. Vor allem der Flair Londons zu jener Zeit wird hierbei sehr gut eingefangen. Dunkle, enge Strassen im Nebel – das gesamte Setting ist eigentlich sehr gut getroffen und spiegelt die Stimmung perfekt wieder in der sich die Geschichte abspielt.

Mit ihrer Geschichte haben Bonin und Seiter eine wirklich nette Bereicherung im Comicbereich abgeliefert, die Charaktere sind gut herausgearbeitet und nachvollziehbar gestaltet, die Story entwickelt sich kontinuierlich weiter bis zum überraschenden Schluss.
Eine wirklich gelungene Mischung aus Mystery und Krimi die zu fesseln weiß und somit war auch die Zugfahrt gut überbrückt.
Deshalb kann ich eigentlich jedem der solche Geschichten zu schätzen weiß meine Empfehlung für die beiden Comics aussprechen und es lohnt sich eben doch manchmal von Zeit zu Zeit ein wenig in solchen Läden herum zu stöbern ob man eben nicht doch etwas interessantes findet, manchmal hat man eben wirklich Glück, wie in diesem Fall.


Cyril Bonin / Roger Seiter
Softcover 64 Seiten, Comicplus+{jcomments on}
ISBN: 3-84474-101-5 / 3-89474-105-8