FAZ Comic-Klassiker Band 16 - 20 (Micky Maus, Dilbert, Gaston, Fritz the Cat, Lucky Luke)

So, herzlich willkommen zu der auf vier Teilen angelegten Rezireihe über die Klassiker der Comic-Literatur, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung herausgegeben wurde. Bevor die Comics beginnen, ist jedem Band ein Vorwort beigefügt, dass in die Thematik und Geschichte des Comics eingeht. Jeder der Bände hat das gleiche Format von 21 x 14,5 cm und 256 Seiten und kostet 4,90 Euro. Die Papier- und Bindequalität ist gerade noch befriedigend, aber für den Preis angemessen. In der vierten und letzten Rezension beschäftigen wir uns mit den Bänden 16 bis 20.

Band 16 – Micky Maus
Das Vorwort informiert den begierigen Leser darüber, dass der Schöpfer von Micky Maus, Walt Disney eigentlich ein ziemlich großes Arschloch war. Es gab die Walt Disney-Studios, wo ER herrschte und wo SEIN Material von SEINEN Untergebenen produziert wurde und zwar unter SEINEM Namen. Da stört es auch nicht, dass Micky Maus eigentlich auch nur ein Plagiat aus einer weniger erfolgreichen Figur des gleichen Hauses war. Die im Band enthaltenen Geschichten sollen einen Überblick über die albernen Geschichten bieten, aber auch über die Detektivtätigkeit von Micky und seinem Freund Goofy. Während das mit dem Albern gut geklappt hat und sich der erwachsene Leser höchstens in einem Anfall von Infantilität noch amüsiert, sind die Detektivgeschichten ernster. Ernster, aber leider auch fürchterlich konstruiert und nicht logisch. So taucht bei der Geschichte um das Phantom plötzlich Gamma, Mickys Freund aus der Zukunft auf und löst als Deus Ex Machina sämtliche Probleme auf haarstreubende Weise. Die Geschichten reichen dabei von 1937 bis 1960 und bieten inhaltlich wie zeichnerisch nur einen kleinen Rahmen in der Geschichte des Mäuserichs Daher ist der Band eher einer der schlechteren der Reihe.

Band 17 – Dilbert
Dilbert ist eine, eigentlich in Deutschland viel zu unbekannte Gestalt. Der Ingenieur mit der schwerkraftignorierenden Krawatte schildert den Wahnsinn des Büroalltags, samt Computerproblemen, unsinnigen Anweisungen des Managments und Ärger mit Kunden. Dabei kann wohl jeder Leser mitfühlen und lachen, wenn Dilbert mit einer ignoranten Kundin spricht, sein Chef dumme Entscheidungen trifft die er ausbaden muss oder die Kollegen immer neue Wege finden, sich vor der Arbeit zu drücken. Wo Hägar allgemeine Probleme angeht, schildert Dilbert die Abgründe der 1990er Jahre. Jeder, der in einem Büro arbeitet sollte Dilbert lesen um über die Kleinigkeiten des Alltags lachen zu können, über die man sich sonst nur ärgert.

Band 18 – Gaston
Der bekannte, tollpatschige Bürogehilfe in den ausgelatschten Schuhen und dem grünen Pullover ist fast synonym für die franko-belgischen Comics geworden. Die kurzen Gags, die an sich zum Schmunzeln einladen, wiederholen sich aber viel zu oft. Es gibt folgende Konstellationen: I.) Gaston erfindet etwas um Chaos zu stiften oder seinen Vorgesetzen zu nerven / verletzen; II.) Gastzons Vorgesetzter versucht etwas gegen Gastons Faulheit oder Tollpatschigkeit zu tun und wird dabei verletzt oder genervt; III.) Gaston tut etwas, oder erfindet etwas, um eine Vertragsunterzeichnung unabsichtlich zu verhindern. Und das geht so das ganze Buch durch, mit wenigen Ausnahmen. Sozusagen als "Running Gag" gibt es Gaston immer wieder in absurden Kostümen zu sehen, mit denen er auf einen Kostümball zu gehen gedenkt, aber unschlüssig ist, denn "was ist wenn man [dort] tanzt...?". Dazu finden sich dann noch einige ziemlich flache Werbecomics, die nicht gerade subversiv oder kreativ auf ein Produkt wie Batterien oder Limonade hinweisen. Insgesamt macht die anfängliche Lektüre des Bandes durchaus Spaß, jedoch nutzt sich dieser aufgrund der zahlreichen Wiederholungen schnell ab.

Band 19 – Fritz the Cat
Robert Crumb, der Zeichner und Erfinder von Fritz the Cat wollte mit seiner Figur nicht nur die Zeit der 1960er in Comicform festhalten, sondern auch die niedlichen Comictierfiguren verspotten, die den Comicmarkt dominierten. Fritz nimmt Drogen, hat Sex, säuft, bricht das Gesetz, behandelt Frauen wie Objekte... so etwas kannte man bis dato nicht aus der heilen Comicwelt. Von der Verfilmung seines Stoffs distanzierte er sich nicht nur, er stritt sämtliche Zusammenarbeit ab und veröffentlichte danach sogar einen Comic, in dem er seinen Charakter umbrachte um nicht mehr mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Dabei beschränkt sich der Band, anders als man es vielleicht vom Titel her vermuten könnte, nicht nur auf die Comics um Fritz the Cat, sondern auf Crumbs Gesamtwerk. So gibt es einen autobiographischen Comic über Crumbs Fuß- und Beinfetisch, das pseudo-philosophische Gestammel von Mr. Natural oder sogar eine Umsetzung von Philip K. Dicks letzten, von Gottesvisionen geprägten Lebensjahren. Vielleicht bin ich einfach zu konservativ und nicht hipp genug, aber ich fand alles ziemlichen Mist. Die Geschichten haben quasi keine Handlung, keine Dialoge deren Sinnhaftigkeit sich der Autor nach zwei Panels noch bewusst war oder eine Erzählform die nachvollziehbar wäre. Meistens lebt Crumb einfach seinen Fetisch für dickbeinige Frauen aus und lässt Fritz auf extrem sexistische Weise Frauen benutzen, Drogen nehmen oder gegen das Gesetz verstoßen. Die Mischung aus Sex, Gewalt, Drogen und Unsinn glorifiziert eben jenes, ohne Kritik zu üben. Damit könnte ich ja noch leben, doch es liest sich einfach völlig langweilig und uninspiriert.

Band 20 – Lucky Luke
Die Reihe wird durch den "poor, lonesome Cowboy" abgeschlossen, Lucky Luke. Die Geschichten aus den 1970er Jahren um den Cowboy sind dabei bewusst unhistorisch und überzeichnet gestaltet. Es geht nicht um ein realistisches Bild, sondern darum, wie man sich den Wilden Westen vorgestellt hat, inklusive Klischees. Es macht einfach Spaß zu lesen und zu sehen wie der Mann, der schneller als sein Schatten schießt mit seinen sprechenden Pferd durch die Prärie reitet um Verbrecher zu jagen oder Geld zu verdienen. Geschaffen wurde die Figur Lucky Luke von Asterix-Autor Goscinny und illustriert wurde das ganze von Morris, dessen Stil dem von Albert Uderzo recht ähnlich ist. Die Geschichten sind allesamt sehr witzig und äußerst pointiert geschrieben, so dass man auch nach vielen Jahren noch herzlich bei der Lektüre schmunzeln kann.{jcomments on}