FAZ Comic-Klassiker Band 11 - 15 (Corto Maltese, Simpsons, Will Eisner, Die Schlümpfe, Spider-Man)
Seid gegrüßt Leser, zu der auf vier Teilen angelegten Rezireihe über die Klassiker der Comic-Literatur, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung herausgegeben wurde. Bevor die Comics beginnen, ist jedem Band ein Vorwort beigefügt, dass in die Thematik und Geschichte des Comics eingeht. Jeder der Bände hat das gleiche Format von 21 x 14,5 cm und 256 Seiten und kostet 4,90 Euro. Die Papier- und Bindequalität ist gerade noch befriedigend, aber für den Preis angemessen. In der dritten Rezension beschäftigen wir uns mit den Bänden elf bis 15. {jcomments on}
Band 11 – Corto Maltese
Und wieder ein Band über einen Comic, der dem Rezesenten völlig unbekannt war. Das Backcover erklärt allerdings, dass es sich bei Corto Maltese um einen der einflußreichsten und besten Comics überhaupt handelt. Nach der Lektüre muss man aber leider feststellen, dass das Murks ist. Der titelgebende Protagonist ist ein Seefahrer in der Südsee und erlebt dort eine größere Handlung, die als "Südseeballade" zusammengefasst ist. Grob gesagt, passiert aber nur sehr viel unzusammenhängender und wirrer Kram, der bemerkenswert grobschlächtig zeichnerisch umgesetzt wurde. Der Held bleibt dem Leser egal, die restlichen Figuren, sofern man sie bei den Zeichnungen erkennen kann, handeln unglaubwürdig bis verrückt. Da werden Morde verübt oder versucht, auch untereinander und danach spricht man einfach nicht mehr darüber, ignoriert alles was geschah. Die vergangene Zeit erschließt sich dem Leser ebensowenig wie ein Spannungsbogen, so dass man Corto Maltese guten Gewissens trotz dem geringen Preis links liegen lassen sollte.
Band 12 – The Simpsons
Als Fernsehserie bereits legendär, startete fünf Jahre nach dem Beginn der Ausstrahlung auch eine Comicreihe zu der gelbsten Familie der Welt. Dabei ist es überraschend, dass die Serie in Comicform nicht nur nichts von ihrer humorvollen Sozialkritik einbüßt, sondern diese sogar noch verstärkter auftreten lässt als im TV. Die hier vorgestellten Geschichten bieten einen Überblick über die meisten der Charaktere der Serie und lassen sie haarsträubende Abenteuer erleben. So wird Bart etwa zu Herakles und muss die berühmten Aufgaben erfüllen, wird Radioactive Man in eine Paralleldimension gezogen oder der Springfielder Badesee geschlossen, was zu einer Spaltung der Stadt führt. Alle Geschichten sprühen vor Witz und Ideenreichtum, wobei viel des Humors tatsächlich tiefgründig und pointiert ist. Jeder sollte hier einmal einen Blick hineinwerfen und über die Familie Simpson lachen.
Band 13 – Will Eisner
Der Zeichner und Autor Will Eisner gehört zu den bekanntesten Gestalten der Comicszene. Wie einem das ausführliche Vorwort verrät, hatte er mit kaum zwanzig Jahren bereits ein eigenes Atelier und zeichnete für mehrere Zeitungen Comicstrips. Der größten Verdienst Will Eisners ist allerdings eine neue Art der Comics, die er geprägt hat, nämlich den "graphic novel". In dem Band ist die autobiographische Erzählung "Zum Herzen des Sturms", in dem er aus seiner Jugend, dem Leben seiner Eltern und anderen Episoden seines Lebens berichtet. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt ist dabei Will Eisners Identität als Jude und wie die Gesellschaft damit umgeht. Und wenn sie verständnisvoll, freundlich und vorurteilsfrei wäre, dann wäre das großartig, aber auch gelogen. Somit ziehen sich Fremdenhass und Vorteile durch Eisners gesamtes Leben und selbst am Vorabend des zweiten Weltkrieges, wenn er zum Militär geht, muss er noch amerikanische Landsleute über die Juden schimpfen hören. Will Eisners Geschichte ist bewegend und rührend, aber auch eine Warnung und Kritik. Eisner hat seinen Platz in der Geschichte gefunden und der wichtigste Preis der Comicszene ist nach ihm benannt. Jetzt gilt es nur noch seinen Wunsch nach einer vorurteilsfreien Welt umzusetzen.
Band 14 – Die Schlümpfe
Wer kennt sie nicht, die kleinen blauen Geschöpfe mit der seltsamen Sprache? Die Schlümpfe sind nicht nur durch Comics und eine Zeichentrickserie, sondern auch durch eine andauernde Merchendise-Maschine bekannt geworden. Wie das Vorwort verät, hat sich der Schöpfer Peyo pfiffigerweise die Rechte komplett gesichert und steuert die Projekte. Erstaunlich ist aber zudem noch am Vorwort, dass es auf der ersten Seite nur um die fünfte Staffel der Fernsehserie "Angel" geht, wo einer der Charaktere nach einer Verwandlung blau anläuft und die anderen den Charakter darauf als Schlumpf bezeichnen. Der Band enthält die Geschichte von Johann und Pfiffikus, in dem die Schlümpfe zum ersten Mal auftauchen und alle bereits mit ihrer Sprache verwirren. Ansonsten findet man die Geschichte von Schlumpfine, den Finanzschlumpf, eine Kritik am Kapitalismus wenn man so will oder den Fliegenden Schlumpf. Die in Augen des Rezensenten aber bizarrste Geschichte ist die um den Schwarzschlumpf. Sobald ein Schlumpf von einer besonderen Mücke gestochen wird, verfärbt er sich schwarz, kann nur noch gruntzen, wird aggressiv und greift andere Schlümpfe an. Dabei ist das "Schwarz" ansteckend, wer gebissen wird, der wird auch schwarz und aggressiv. Der Rezensent hofft einfach mal, dass hinter der Geschichte von 1959 keine politische Botschaft steckt... Ansonsten kann man selbst als reiferer Mensch noch Spaß an den Geschichten der Schlümpfe haben.
Band 15 – Spider-Man
Durch die beiden Kinofilme ist Spider-Man wohl der bekannteste Superheld. Noch viel mehr als mit Batman, dem reichen Playboy der aus Rache Verbrecher jagd, kann sich ein jeder mit Peter Parker identifizieren, dem sympatische Versager. Im ersten Comic des Bandes wird noch die alte Geschichte mit dem Biss der radioaktiven Spinne geschildert, wobei Peter hier bereits nach nicht einmal drei Seiten bereits seiner Kräfte gewahr wird und sie einsetzt. So schnell ging das damals eben. Man erfährt die Geschichte um den Tod des grünen Goblins, bzw. wieso Spider-Man einen guten Grund findet gegen ihn zu kämpfen. Da dies dem Inhalt des dritten Films vermutlich vorgreift, gehe ich aber mal nicht näher darauf ein. Die Geschichten aus den 1960er und 70er Jahren sind natürlich noch sehr altmodisch gezeichnet und auch inhaltlich bisweilen etwas abstrus, wie etwa die Geschichte um Doktor Oktopus. Zwei aktuelle Stories haben es dann noch in den Band geschafft, "9/11" und "Das lange Gespräch". Bei ersterem hat der Babylon 5-Mastermind J. Micchael Straczynski die Handlung verfasst, die sich um die Anschläge des elften Septembers dreht. Dabei wird so viel Pathos ausgeschüttet, dass man ihn fast körperlich zu greifen glaubt. Der Comic entstand bereits kurz nach den Anschlägen und zur damaligen Zeit kann man die hochkochenden Gefühle wohl noch eher verstehen, als heute. Aber einen weinenden Dr. Doom, oder den unseeligen Spruch, dass es "uns stärker gemacht" hat, dass musste trotzdem nicht sein. Die letzte Geschichte ist ein Comic-Kammerspiel, wo Peter seiner Tante May erklärt, dass er Spider-Man ist. Keine Action, keine räumlichen Veränderungen, nur der Dialog zwischen den beiden und trotzdem sehr spannend und bewegend. Hut ab.