FAZ Comic-Klassiker 6 - 10 (Strizz, Batman, Tarzan, Blueberry, Hägar)

Seid gegrüßt Leser, zu der auf vier Teilen angelegten Rezireihe über die Klassiker der Comic-Literatur, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung herausgegeben wurde. Bevor die Comics beginnen, ist jedem Band ein Vorwort beigefügt, dass in die Thematik und Geschichte des Comics eingeht. Jeder der Bände hat das gleiche Format von 21 x 14,5 cm und 256 Seiten und kostet 4,90 Euro. Die Papier- und Bindequalität ist gerade noch befriedigend, aber für den Preis angemessen. In der zweiten Rezension beschäftigen wir uns mit den Bänden sechs bis zehn.


Band 6 – Strizz

Vielen sicherlich nicht so präsent wie die anderen Teile der Reihe, ist Strizz der Eigenbeitrag der FAZ. Gerade mal seit 2003 erscheinen jede Woche fünf kurze Geschichten um den liebenswerten Büroangestellten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Strizz liest sich etwas, wie eine deutsche, politische Version von Dilbert. Wo der Ingenieur aber die Untiefen des Büroalltags beschreibt, stellt sich Drizzt existentielleren Fragen. Der Neffe von Strizzt philosophiert mit seinen Stofftieren, sein Kater, der eine gewisse Ähnlichkeit zu einer... öhem... bis 1945 sehr gefürchteten Gestalt aufweist, streitet sich mit den friedliebenden Nachbarshunden, etc. pp. Alle Charaktere sind sehr liebenswürdig, durch ihre Art, aber auch durch ihre Präsentation. Dem Autoren gelingt es nicht nur, einen Mikrokosmos zu schaffen, an dem man gerne durch die Lektüre teilhat, sondern auch aktuelle Bezüge aufzugreifen, zu verarbeiten und dabei immer eine gewissen "deutsche" Mentalität zu bewahren. Sicherlich nicht jedermans Sache, aber einen Blick wert.

Band 7 – Batman
Über den dunklen Ritter muss man ja kaum noch Worte verlieren. Mehere, meist mäßige Filme und die unfassbar trashige Serie mit Adam West haben Batman zu einem allseits bekannten Objekt unserer westlichen Kultur werden lassen. Batman hat keine Superkräfte, alles seine Fähigkeiten sind erlernt oder antrainiert und das nur aus einem Grund: Rache, Rache an dem Mörder seiner Eltern und dem Verbrechen im Allgemeinen. Ähnlich wie Spiderman ist Batman ein Held, mit dem man sich identifizieren kann, denn er Verkörpert kein Ideal wie Superman oder Captain America, die man zwar bewundern, vielleicht höchstens imitieren kann, die aber immer anders sind als man selbst. Die erste Geschichte von 1939 kann dies noch nicht von sich behaupten. Batman, oder hier noch Bat-Man, löst in einem wirklich blöd aussehenden Kostüm einen Kriminafall und verprügelt Leute. Die nächste Geschichte um Traumwelten und die Affenbande ist auch eher seltsam aus heutiger Sicht. Ganz anders sind da etwa die Geschichten "Killing Joke" und "Das erste Jahr". Die erste Geschichte schildert einen sehr extremen, psychologischen Kampf zwischen Batman und dem Joker, bei dem mal wieder die Grenzen zwischen Gut / Böse verwischt werden. Die zweite Geschichte bildet die Vorlage für den aktuellen und sehr guten Batman Film "Year One" mit Christian Bale. Der Autor der Geschichte ist Frank Miller und die Geschichte bietet auch viel von der Ästhetik, die Sin City geprägt hat. Der Band bietet einige ausgezeichnet Comicgeschichten und bietet einen hervorragenden Eiblick in die Welt von Batman.

Band 8 – Tarzan
Ist Tarzan vor allem durch alte Filme mit ehemaligen Schwimmstars in der Hauptrolle bekannt geworden, so begann der Erfolg dieser Figur auch abseits des Romans bereits 1928/9. Dann erschien in einigen Zeitungen die von Foster (dem Zeichner und Autoren von Preinz Eisenherz, siehe Band 3) gezeichneten Geschichten um den Affenmenschen. Edgar Rice Burroughs hatte sich den Zeichner explizit gewünscht, da es ihm gelang dem Text eine ebenso wichtige Rolle zuzuordnen, wie den Bildern. Und auch hier zeigt Foster, dass er es hervorragend versteht eine Geschichte zu erzählen. Die Handlung sollte ja bekannt sein. Tarzans Eltern sterben im Dschungel, er wird von einer Affenfrau gefunden und als ihr Kind großgezogen. Es kommt zu Konflikten mit Menschen, wie auch mit anderen Tieren und Tarzan etabliert sich in der Gesellschaft der Affen. Das ganze liest sich nicht nur ausgesprochen gut, sondern sieht auch noch fantastisch aus. Etwas, was man von dem zweiten Comic nicht behaupten kann. Grob gesagt handelt es sich bei dem zweiten Tarzancomic im Band um eine 1972 veröffentlichte Nacherzählung des ersten Comics. Nur ist dieser sehr viel schlechter gezeichnet und wirkt auch sonst einfach nur unnötig und billig im Vergleich zu seinem Original. Vielleicht liegt es auch nur an den Sprechblasen die hier verwendet wurden. Solche hatte Foster nie nötig. Eine großartige Geschichte, sehr gut in Szene gesetzt. Wer sich nicht an den Roman traut, sollte den Comic lesen.

Band 9 – Blueberry
Auch dieser Comic war dem Rezensenten vor der Lektüre des Bandes völlig unbekannt. Leider, wie man sagen muss! Denn was einem der Autor Jean-Michel Charlier und der Künstler Moebius hier vorsetzen ist eine hervorragende Westerngeschichte. Die Handlung ist nur ein Teil eines wesentlich größeren Zyklus um den titelgebenden Helden Blueberry. Und das ist direkt eine Besonderheit, waren Comics bis Anfang der 1970er, als Blueberry entstand, eher von Episodenhaftem Charakter. Die Handlung von Blueberry erstreckt sich aber schier endlos, was keinesfalls negativ aufgefasst werden soll. Was hier an Handlungsfäden und Charakteren zusammenkommt, findet sich für gewöhnlich nicht einmal in den komplexeren Romanen. Es geht um Betrug, Rache, Gier, aber auch Freundschaft und Loyalität. Der Wilde Westen wird hier brutal, aber nicht überzeichnet dargestellt. Blueberry bleibt erstaunlich menschlich, mit mehr Schwächen als Stärken. Die teilweise sehr textlastigen Seiten werden von dem Comic-Genie Moebius wunderbar in Szene gesetzt. Hier haben wir einen Comic, der fantastisch die Atmosphäre der dreckigen Italowestern einfängt, dabei aber eine sehr viel klügere und vielschichtigere Handlung hat, als in den meisten Filmen. Unbedingt lesen!

Band 10 – Hägar
Hägar der Schrecklich, lebenslustiger Wikinger, bekannt aus unzähligen Zeitungen auf der Welt. Selbst hier in Aachen kann sich der Zeitungsleser bei der Lektüre der AZ die Strips des rotbärtigen Kriegers, Vaters und Ehemanns zu Gemüte führen. Hägar ist seit mehr als 30 Jahren aktiv und noch immer aktuell, denn was sein Schöpfer Dik Browne über die Jahre beschrieb sind zeitlose Situationen. Sei es nun die Konflikte zwischen Ehemann und Ehefrau über die Schwiegermutter, Besuche in feinen Restaurants oder die Angst zu spät nach Hause zu kommen, das Verliebtsein der ältesten Tochter mit dem, in den Augen des Vaters, Versager, die Ärger mit der Steuer, die zu hohen Rechnungen des Arztes... alles kommt einen bekannt vor und man kann sich mit dem dicken Mann im Bärenfell identifizieren. Der Humor kommt dabei natürlich nie zu kurz. In diesem Band sind nur längeren und farbigen Sonntagsseiten abgebildet, die kürzeren schwarz-weiß-Strips wurden nicht aufgenommen. Durch die zeitlose Erzählweise und den gleich bleibenden Zeichenstil kann man es auch verschmerzen, dass die Geschichten nur aus drei Bänden stammen, die alle zeitlich sehr nahe beieinander liegen. Hägarcomics sind immer ein guter Zeitvertreib und eigentlich kann sich ein jeder in irgendeiner der Geschichten wiederfinden und über die Situation schmunzeln, in der sich der Wikinger, wie man auch selbst, begeben hat.{jcomments on}