FAZ Comic-Klassiker 1 - 5 (Superman, Peanuts, Prinz Eisenherz, Die Fantastischen Vier, Donald Duck)

So, herzlich willkommen zu der auf vier Teilen angelegten Rezireihe über die Klassiker der Comic-Literatur, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung herausgegeben wurde. Bevor die Comics beginnen, ist jedem Band ein Vorwort beigefügt, dass in die Thematik und Geschichte des Comics eingeht. Jeder der Bände hat das gleiche Format von 21 x 14,5 cm und 256 Seiten und kostet 4,90 Euro. Die Papier- und Bindequalität ist gerade noch befriedigend, aber für den Preis angemessen. In der ersten Rezension beschäftigen wir uns mit den Bänden eins bis fünf.


Band 1 – Superman

Das Vorwort geht ausführlich auf die Entstehung von Superman, seine Schöpfer, seine Gegner und einfach alles ein, was diesen Superhelden auszeichnet. Die Comics sind in chronologischer Reihenfolge im Band zu finden und zeigen die Entwicklung die Superman von 1938 bis 2001 durchgemacht hat. Kann man über die naive Schlichtheit der erste Story, in der die gesamte Geschichte von Superman auf einer einzigen Seite zusammengefasst wird noch schmunzeln, so tut seine Geschichte aus den 1960er Jahren beinahe weh. Superman ist so nett, gut und freundlich, die Geschehnisse, Zeitreisen und Charaktere so abstrus, dass es einfach nur peinlich ist. Das man aber durchaus auch ernstzunehmende Geschichten um den Strahlemann erzählen kann, schildern die anderen Stories des Bandes. So wird Superman durch eine ausseriridische Pflanze suggeriert, dass es auf Krypton nie eine Katastrophe gegeben hätte und er dort ein glückliches, normales Leben führen würde. Was passiert, wenn die Menschen sich zu sehr darauf verlassen, dass Superman alle ihre Probleme löst und sich selbst nicht mehr um eine Lösung kümmern? Was geschieht, wenn eine neue Gruppe von Superhelden, deren Methoden aber bei weitem nicht so moralisch sind wie die von Superman, erfolgreicher und beliebter werden als er selbst? So wird ein interessanter zeitlicher, aber auch philosophischer Bogen über das Leben des Manns aus Stahl gespannt. Ein starker Einstieg in die Reihe!

Band 2 – Peanuts
All das, was der Band über Superman richtig gemacht hat, macht der Band über die Peanuts falsch. Das Vorwort ist wirr und liest sich mehr wie die Produktion eines vergeistigten Literaturwissenschaftlers, als eine brauchbare Einleitung für einen Comcistrip. Anstatt dann einen Überblick über die Entwicklung der Peanuts zu geben, werden nur die farbigen Strips aus den Sonntagsausgaben der Zeitungen gezeigt und die auch nur aus den Jahren 1970 – 1974, bzw. 1997 – 1999. Wieso man sich für diese Jahre entschieden hat, wird leider nirgends erklärt. Der Band ist in sechs Themenblöcke gegliedert, wie „Im Garten“, „Baseball“ oder „Winterzeit“. Dies führt vor allem dazu, dass man lange Zeit thematisch ähnliche Geschichten lesen kann und nur wenig Abwechslung geboten bekommt. Somit bleibt bei diesem Band ein äußerst negativer Beigeschmack haften, denn wirkliches Vergnügen kommt bei dieser schlechten Vorstellung und Präsentation nicht auf. Das haben die Peanuts eigentlich nicht verdient.


Band 3 – Prinz Eisenherz
Vielleicht der Band, der den Rezensenten am meisten überrascht hat, hat er doch eine peinliche Heldengeschichte um den jungen Mann mit der peinlichen Frisur erwachtet. Aber bereits nach der Lektüre des Vorworts zeichnete sich ein völlig anderes Bild ab. Prinz Eisenherz ist eine über Jahre geplante, sehr akkurat recherchierte und mit einem schier unglaublichen Hang zu Details erzählte Geschichte. Der Begriff des „graphic novels“ war 1937, als der Comic zum ersten Mal erschien, noch nicht bekannt, aber er passt hervorragend auf diese epische Erzählung. Hal Forster, der Schöpfer der Reihe, verwendete keine Sprechblasen, sondern malte Bilder, um seine Texte zu unterstreichen, die jeweils bei den Bildern stehen. Die Entwicklung der Handlung, der Charaktere und der Dramaturgie ist, zusammen mit den sauber recherchierten Fakten und den hervorragenden Zeichnungen wahrlich eindrucksvoll. Man liest nicht nur sehr lange an diesem Band, man kann sich auch oftmals nicht satt sehen, an den Details und der lebendigen Welt, die Hal Forster geschaffen hat.

Band 4 – Die Fantastischen Vier
Eine der dienstältesten Superheldengruppen, kürzlich erst (wenig erfolgreich) im Kino zu sehen, wird im vierten Band behandelt. Die Gruppe besteht aus dem biegsamen Mr. Fantastic, der Unsichtbaren, der Fackel und dem Ding. In ihrem ersten Abenteuer 1961 wird die Geschichte um ihre Superkräfte erzählt, die sich um eine missglückte Weltraummission und kosmische Strahlen dreht... naja... so wie die Helden damals eben ihre Kräfte bekommen haben. Mit der ganzen, zu Beginn der 1960er Jahre möglichen Dramaturgie, kämpft die Gruppe dann gegen den Moleman, einem hässlichen, kleinen Kerl, der Monster aus dem Erdinneren gegen die Atomkraftwerke der Oberfläche schickt um sich an der Menschheit zu retten. Das ist wahrer Trash, doch die anderen Geschichten zeigen, dass die F4 viel mehr können. So gibt es etwa die epische Geschichte um Galactus und den Silver Surfer, oder auch eine Erzählung um Dr. Doom, dem Erzfeind der F4. Hier wird aber direkt die Gelegenheit genutzt, um die altbekannten Muster von gut / böse aufzuheben, denn Dr. Doom kämpft zusammen mit den F4 gegen einen Unterdrücker. In der letzten, sehr aktuellen (2002) und hervorragend gezeichneten Geschichte, zeigt sich, dass es nicht einmal Superschurken braucht, um Superhelden Probleme zu machen. Bei diesem Band wurden netterweise auch einmal die Cover der einzelnen Hefte vorne abgedruckt, diese fehlten einfach bei den anderen Bänden um den Gesamteindruck zu komplettieren. Es gibt hier auch Action, doch die wichtigeren Themen wie Kameradschaft, Moral, Loyalität, Rache, Hass und das Fehlen einer schwarz/weißen-Weltsicht kennzeichnen die meisten der Stories und machen den Band durchaus lesenswert.

Band 5 – Donald Duck
Das Vorwort zu dem sympatischen Tollpatsch aus Entenhausen, hinterlässt zunächst einmal einen sehr differenzierten Eindruck. Es gibt zwar einen interessanten Einblick auf die Zensur und politischen Änderungen und Aussagen, die auch oder gerade in den Donald Duck-Comics zu finden sind, beschränkt sich aber in großen Teilen auf eine Geschichte des Bandes. Dazu packt der Autor des Vorworts auch gleich sein humanistisches Wissen aus und wirft mit Fachbegriffen und Theoretikern der Politik um sich. Nun ist der Rezensent ein Student der politischen Wissenschaften und kommt (glücklicherweise) damit klar, doch bleibt die Frage offen, was ein Verweis auf die Monroe-Doktrin oder Carl Schmitt beim Nicht-Politologen bewirkt. Die Geschichten bieten jedenfalls einen schönen Überblick über mehr als 50 Jahre der Familie Duck, denn anders als der Titel des Bandes vermuten lässt, finden sich auch Stories um Onkel Dagobert und Tick, Trick und Track. Und sogar die Panzerknacker haben eine eigene Geschichte bekommen. Ein solider Band.{jcomments on}