Chronicles of Conan 2, The - Rogues in the House and other Stories

„Rogues in the House“ ist der zweite Sammelband der klassischen Conan-Comics, die erstmals bereits in den frühen Siebzigern bei Marvel erschienen sind. Die Texte von Roy Thomas, illustriert von Barry Windsor-Smith und unter der Schirmherrschaft von Stan Lee höchstpersönlich veröffentlicht, entstammen dieses Mal den Jahren 1971 und 72. Es wurden die Ausgabe 9 bis 13, sowie 16 zusammen getragen; 14 und 15 wurden in den dritten Sammler verschoben, wobei die Motive dafür eher unklar bleiben.
Wie schon im ersten Band, so haben auch in diesem hier die Künstler von UDON das Werk komplett neu coloriert, weshalb die Bilder auch über dreißig Jahre nach der erstveröffentlichtung noch immer bzw. wieder in ganzer Frische erstrahlen.

Die Texte, da hat sich leider auch gegenüber Band 1 nichts getan, sind da schon deutlicher Zeugen ihrer Zeit. Zwar hatte ich den Eindruck, dass das „Fantasy-Sprech“ gegenüber der allerersten Ausgaben etwas zurückgegangen ist, doch liest sich vieles noch immer wie aus einem mittelprächtigen D&D-Fanabenteuer zitiert, angereichert mit möglichst vielen eher veralteten Wörtern. Der Phantastik wegen und so.
Was allerdings definitiv bereits jetzt merklich besser wird, ist die Kontinuität der Geschichte. „The Garden of Fear“, die erste Geschichte des Bandes, setzt direkt an den Vorgängersammler an und stellt Conan daher erneut das Weib Jenna zur Seite. Mit ihr schlägt er sich durch einige Unannehmlichkeiten, trifft einen alten Bekannten aus dem ersten Sammler wieder und verdingt sich mit einigen geschulten Dieben. Das bringt ihn dann aber nicht nur kurzzeitig einmal in den Kerker, sondern auch zugleich in das titelgebende Herzstück des Bandes, in die Geschichte „Rogues in the House“.
Die erstreckte sich seinerzeit gleich über zwei Hefte (der zweite heißt „The Talons of Thal“) und kann daher dann auch gleich mehr Handlung und Tiefgang aufbringen, als es die normalen Geschichten können. Damit wurde hier auch gleich eine von Howards bekannteren Geschichten verarbeitet, die jedoch in prominenter Gesellschaft ist. Denn abgerundet wird der Band dann noch von „The Frost Giant‘s Daughter“, der Umsetzung meiner ganz persönlichen Lieblingsgeschichte um Cimmerian Conan.

Es gibt eigentlich wenig, was man über Band 2 sagen kann, was wir nicht schon zu Band 1 geschrieben haben. Mit der Verknüpfung der Geschichten was Thomas schon damals eindeutig auf dem richtigen Weg, weg vom Comic, hin zur Graphic Novel, aber der Weg war zweifelsohne noch weit.
Viele der Geschichten sind dann doch wieder eher simpel und stereotyp und fügen sich perfekt in das aus dem Vorgängersammler bekannte etablierte Schema ein. Conan erreicht eine Location, wo eine von drei Sachen eintritt: er findet etwas, was er stehlen will, er wird überlistet und gefangen genommen oder aber er wird angeheuert, etwas für jemanden zu erledigen. Diese Umsetzung führt ihn höchstwahrscheinlich zu einem Turm, was aber kein „Muss“ ist. Vielmehr stößt er dann aber auf ein grässliches Monster, einen finsteren Magier oder anderweitig unfassbaren Widersacher und er überlebt dann nicht weil er so clever oder gewitzt ist, sondern weil er einfach besser ist als andere Menschen.
Das Schema ist nicht nur sehr stupide, es ist auch langweilig und noch so mein größer Kritikpunkt an dem Band. „Rogues in the House“ nebst „The Talons von Thal“, „The Frost Giant‘s Daughter“ oder auch, mit Abstand zu den genannten Geschichten, „The Web of the Spider-God“ sind gute Geschichten. Andere Beiträge im Band, etwa die Eröffnungsgeschichte „Garden of Fear“, hätte man vielleicht besser in Frieden ruhen gelassen.

Apropos „in Ruhe gelassen“, man sollte vielleicht noch auf eine Schattenseite der Neucolorierung hinweisen, denn man hat bei Dark Horse die Gunst der Stunde genutzt und den Band etwas zensiert. Wie man sich denken kann hat es die Tochter der Frostriesen selbst erwischt, die in der Erstveröffentlichung noch freizügiger auftrat als heute, da ihr Gewand dort durchscheinender war und auch in einzelnen Fällen schlichtweg weniger verdeckte.
Das würde ich vielleicht noch nicht einmal erwähnen, aber wenn Autor Roy Thomas im Nachwort noch stolz damit angibt, wie mutig sie dereinst waren, einen blanken Frauenrücken zu zeigen (Jenna in „Rogues in the House“), dann erscheint es doch etwas doppelzüngig, an anderer Stelle zu zensieren. Da es aber so dezent und gut gemacht wurde, würde es wohl ohnehin niemand bemerken, wenn man es nicht weiß.

Insgesamt hat mir „Rogues in the House and other stories“ einen ganzen Zacken besser gefallen als noch der erste Chronicles-Band. Alles wirkt irgendwie runder und durchdachter, die Geschichten greifen besser ineinander, der Schreibstil wird besser und die Zeichnungen gewinnen an Gleichmäßigkeit dazu. Die adaptierten Geschichten von Robert E. Howard sind hier einfach interessanter als etwa der „Elephant Tower“ aus Band 1 und man kann hier bereits ganz vage das Potential erkennen, dass die Reihe noch voll entwickeln sollte.

Eine direkte Kaufempfehlung kann ich aber auch hier nicht geben. Egal wie modern die Bilder ausschauen mögen, UDON sei Dank, die Geschichten sind richtig, richtig alt und man merkt es ihnen leider nach wie vor an. Der Trend geht nach oben und der interessierte Leser kann durchaus mal mehr als einen Blick riskieren, der generische Comicfreund liest den Band aber sicher erst einmal an.


Roy Thomas, Barry Windsor-Smith
152 Seiten Softcover, Dark Horse
ISBN: 1-84023-785-6 {jcomments on}