Chronicles of Conan 1, The - Tower of the Elephant and other Stories
Die „Conan the Barbarian“-Comics gehören sicherlich mittlerweile schon zu den absoluten Klassikern des Genres. Von Marvel 1970 auf den Weg geschickt, erzählten sie über mehr als 200 Ausgaben hinweg von den Geschicken des Cimmeriers Conan, der einst als junger Dieb begann und als König enden sollte.
Selbst ich Deutschland sind die Teile schon seit Urzeiten bekannt. Ich erinnere mich noch, dass ich von einem Onkel, der Comics sammelte, mal eine Kiste mit für ihn uninteressanten, weil doppelten Exemplaren verschiedener Comics erhielt. Darin lagen auch, unter anderem, vier Ausgaben der klassischen Conan-Hefte. Richtig kapiert habe ich die Zusammenhänge damals nicht, aber schon in jungen Jahren mochte ich den Barbaren.
Doch dann legte sich mein Comic-Eifer zeitweise und erst Jahre nachdem ich durch Gaimans „Sandman“-Reihe redoktriniert wurde und mittlerweile eine ganz beschauliche Sammlung aufgebaut habe, führt mich mein Lebensweg also zu den Comics zurück.
Denn unter Lizenz erscheinen bei Dark Horse nun die „Chronicles of Conan“, Sammelbände der Ursteine der Reihe. Dabei verzichtet man aber darauf, die alten Bände einfach nur neu zu drucken, sondern wählt vielmehr einen verkaufsträchtigeren Weg. Mit Hilfe der Comiczauberer von UDON Entertainment (im Rollenspielsektor wohl nicht zuletzt durch sehr viel Exalted-Artwork und die dazugehörigen Comics bekannt) wurden die alten Ausgaben komplett neu coloriert und erstrahlen daher in nie gekanntem Glanz. Das Alter merkt man ihnen trotzdem an, aber teilweise sieht das Ergebnis schon sehr bombastisch aus.
Ansonsten wurde aber alles in Form belassen; die Texte von Roy Thomas, die Strichführung von Barry Windsor-Smith und das Inking von (großteilig) Sam Buscema strahlen den klassischen Charme aus.
Dabei sind die enthaltenen Geschichten echt mal alt. Gesammelt werden hier die Bände eins bis acht der Reihe, erschienen 1970 bis ‘71. Etwa die Hälfte der Geschichten sind dabei Adaptionen von Texten Robert E. Howards – nicht notgedrungen alles „Conan“-Texte, nicht notgedrungen alles Prosa – während die andere Hälfte ganz neu für die Comicbände ersonnen wurde.
Man merkt den Geschichten allerdings gerade zu Beginn noch erbarmungslos an, dass da ein Schreiberling erst versuchte, seine Stimme zu finden. Gerade die erste Geschichte, „The Coming of Conan“, ist eher sperrig und simpel geraten, voller simpler Charaktere, die simple Handlungen vollführen.
Die erzählten Geschichten werden dabei jedoch zunehmend und eigentlich schon in überraschendem Maße cleverer. Vor allem gefallen hat mir, dass sie oft mehr oder minder subtil aufeinander aufbauen. So trifft Conan etwa in der titelgebenden Geschichte „The Tower of the Elephant“ auf eine Gottheit namens Yag-Kosha, die einem Elefanten eben sehr ähnlich sieht. Einige Geschichten später, in „The Lurker Within“, stößt er auf eine Elefantenstatue und erschreckt lautet sein erster Aufschrei „Yag-Kosha!“. Und nachdem er in „Devil-Wings over Shadizar“ seinen hässlichen Helm eingebüßt hat, taucht dieser auch in nachfolgenden Geschichten nicht wieder auf.
Das schafft einen hübschen Rahmen, auch wenn Thomas‘ Geschichten nicht in einer direkten Beziehung zueinander stehen. Es entsteht wirklich der Eindruck, dem jungen Conan bei seiner Reise beizuwohnen, was durchaus Spaß macht.
Andererseits muss man allerdings durchaus betonen, dass hier keine besonders kreativen Storys präsentiert werden. Meistens läuft die Handlung recht gleich ab: Conan erreicht eine neue Gegend und trifft da auf fremde Leute, meist im Rahmen einer Actionszene. Er kommt daher auf die Idee, dass es vor Ort etwas Tolles zu stehlen gibt, was er postwendend versucht. Dabei geht aber irgendetwas schief, er wird verraten oder ertappt und am Ende kommen alle, außer ihm selbst, um‘s Leben.
Es gibt Ausnahmen, etwa die wiederholt auftauchende Frau Jenna, doch „Schema F“ regiert hier dennoch den Band, begleitet von schlicht stereotypen Situationen wie „Conan bricht in einen Turm ein“ oder „Conan wird niedergeschlagen“, die auch scheinbar sehr beliebt waren.
Das Alter der Comics entschädigt etwas dafür, doch nur eingeschränkt, denn lesen muss es ja letztlich doch ein Mensch mit modernen Lesegewohnheiten.
Der wird sicherlich auch sprachlich seine helle Freude haben. Ich glaube, selten habe ich Erzählungen und Dialoge mit so viel Pathos und „Fantasy-Sprech“ erlebt. Kostprobe gefällig? Nun gut: „Mighty is the youth called Conan -- like a heartstrong young bull of the marshlands --- yet the springing tigress hurls him from his feet as if he were, instead, some trembling calf --- as vise-like jaws clamp down with force enough to rend flesh from gleaming bone -- if they would but move!“
Man abgesehen von einer gelegentlichen Neigung zum Bindestrichsetzen, die selbst Gustav Meyrink neidisch machen würde, lesen sich gerade frühe Bände genau deshalb doch sehr sperrig. Auch hat es mich etwas genervt, dass manchmal einfach mehr geschrieben als gezeigt wird. Da hätte man das Medium Comic besser ausnützen können.
Doch ingesamt ist „The Chronicles of Conan I – The Tower and the Elephant and other stories“ zweifelsohne ein lesenswerter Sammler geworden, wenn man nicht immer gleich ganz up-to-date sein muss. Der Band hat zahllose Schwächen und ich hoffe innig, dass wenigstens die Repetation der Inhalte in späteren Bänden im Rahmen bleiben wird, doch wer auf „Sword and Sorcery“ steht, der sollte einmal einen Blick riskieren.
Sicherlich keine uneingeschränkte Kaufempfehlung, aber im Grunde schon gut geraten.
Roy Thomas, Barry Windsor-Smith
166 Seiten Softcover, Dark Horse{jcomments on}
ISBN: 1-59307-016-0