Challengers of the Unknown must die

"The Challengers must die!"

So, nachdem ich mich schon mit den bekannteren Werken des Comicduos Loeb & Sale befasst habe, hier nun auch endlich ihre erste Zusammenarbeit.

Erst einmal, für die, die sich jetzt wundern wer diese „Challengers“ denn eigentlich sind ... mir ging es am Anfang genau so.
Denn bei uns ist diese Heldentruppe relativ unbekannt und auch hinter dem großen Teich spielen sie nicht unbedingt in der ersten Reihe der Superhelden im DC Universum mit. Erfunden wurden sie von keinem geringeren als Jack Kirby. Das interessante an diesem Team bestehend aus Kyle "Ace" Morgan, Matthew "Red" Ryan, Leslie "Rocky" Davis und Walter Mark "Prof" Haley ist das sie keinerlei Superkräfte besitzen ... das, was sie zusammenbrachte, war ein Flugzeugabsturz, den sie allesamt unbeschadet überstanden. Dies brachte sie auf den Gedanken, dass sie nur auf geborgter Zeit leben und so schlossen sie sich zusammen, um das Unbekannte herauszufordern. Typische Gegner waren neben Multi-Man diverse Aliens, paranormale Ereignisse, verrückte Wissenschaftler und Gefahren aller Art.

Die Geschichte von Loeb und Sale baut auf die schon etwas in die Jahre gekommenen Challenger auf und beginnt vollkommen unvermittelt, als ihr Hauptquartier Challenger Mountain explodiert und die am Fuße des Berges liegende Stadt Challangerville fast vollkommen zerstört und mehre Tausend Tote fordert.
Verantwortlich dafür werden die Challengers of the Unknown gemacht und in einer Gerichtsverhandlung gezwungen, sich von ihrem Heldenjob zu verabschieden.
Von da an gehen sie erst einmal getrennte Wege, da bei der Explosion auch zwei ihrer Teamkameraden ums Leben kamen, Walter Mark "Prof" Haley und June Robbins.
Doch schon bald müssen sie feststellen, dass die Explosion durchaus kein Unfall war, sondern ein getarnter Anschlag eines weitaus mächtigeren Gegners, der im Hintergrund die Fäden zieht und sich so der Challenger entledigen wollte. Also finden sie sich wieder zusammen, um noch einmal in den Kampf zu ziehen.

Challengers of the Unknown erreicht sicherlich nicht die Klasse von Batman: The Long Halloween, aber es hat durchaus seine Höhepunkte und weiß mit seiner Story zu überzeugen. Der vorliegende Band vereinigt die Miniserie von Anfang der 90er.
Vor allem aber merkt man, dass sich hier zwei gefunden haben, deren Arbeit perfekt harmoniert und die mit dieser ersten Zusammenarbeit gezeigt haben, welches Potential selbst in solchen eher B-Comic-haften Reihen steckt.
Hervorzuheben ist dabei die gelungene Charakterisierung der Hauptfiguren, diese sind keine mit Superkräften ausgestatteten Helden, sondern ganz normale Menschen mit Fehlern und Schwächen, was gerade im Verlauf der Geschichte ziemlich deutlich wird.
So zögert Matthew "Red" Ryan nicht davor, in seinem Kampf gegen Verbrecher zur Waffe zu greifen und Richter und Henker in einer Person zu sein, wobei sein Urteil immer tödlich ausfällt.
Leslie "Rocky" Davis hingegen versucht zunächst Kapital aus seiner Vergangenheit zu schlagen und landet beim Film, doch der plötzliche Ruhm steigt ihm zu Kopf und sein Fall ist damit um so härter, als dass er letztendlich zum Trinker wird und in einer Entziehungsklinik landet.
Gerade dieser tiefe Fall aus den einstmals respektierten Helden zeigt sehr gut, dass Loeb und Sale es verstehen, ihren Helden menschliche Seiten abzuringen und sie nicht über alles zu stellen. Dabei erstreckt sich die Handlung jedoch nicht nur auf diese drei Hauptcharaktere.
Auch der Reporter Harold Moffet wird in die Ereignisse verwickelt, sein Leben verbrachte er damit für Klatschblätter über die Abenteuer der Challengers zu berichten, doch nach ihrer Auflösung stellte er fest, dass er quasi arbeitslos war.
Dies ist auch ein Feature, das immer wieder auftaucht, die Challengers sind praktisch perfekt vermarktet worden – ihr Hauptquartier beinhaltete nicht nur ein Museum sondern war auch ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und die Stadt lebte quasi von ihren prominenten Nachbarn.

Über die Zeichnungen brauche ich sicherlich nicht viel zu sagen, zwar sind sie nicht so düster wie bei späteren Batman-Abenteuern, aber man erkennt doch sehr deutlich Sales' Stil heraus. Zwar ist die gesamte Qualität ein wenig anders als man es heute gewohnt ist, aber jedoch nicht schlecht. Auch Loebs Gedankenkästen, in denen er dem Leser sehr ausführlich die Gedanken seiner Helden mitteilt, finden sich bereits hier.
Dazu gibt es noch ein Vorwort, eine Covergalerie und einige Skizzen sowie ein separate, eher humoristische kurze Story, warum Superschurken und Superhelden besser nicht in die Mühlen der Bürokratie geraten sollten.

Insgesamt kann man Loebs und Sales' erste Kollaboration als geglückt betrachten und das müssen sich auch die Verantwortlich die DC gedacht haben und so folgten schließlich Werke wie Batman: The Long Haloween und Superman for all Seasons.

Comicfans, Veteranen und Kennern der Challangers, Fans von Loeb und Sale und Interessenten an eher unbekannten Comics kann ich „Challengers of the Unknown must die“ nur ans Herz legen, aber auch allen anderen empfehle ich mal einen Blick zu riskieren, denn einen guten Comic hat man hier auf jedenfall in den Händen.


Jeph Loeb / Tim Sale{jcomments on}
Softcover, DC Comics
ISBN: 1-4012-0374-4