Buffy - The Long Way Home

Joss Whedon kann ja echt eine Menge. Er kann tolle Fernsehserien schreiben, phantastische Plotbögen konstruieren, Musicals entwerfen, bisweilen den Markt revolutionieren und Comics schreiben. Nur eines kann er nicht wirklich: Mit etwas aufhören

Somit glaubten zwar alle, als „Buffy“ nach sieben Staffeln im Fernsehen das Finale erreicht hatte, dass damit die Chronik der Vampijägerin beendet sei, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis Whedon einen Weg gefunden hatte. Und somit ging Buffy einen Weg, den schon Firefly zuvor gegangen war und Angel später noch gehen sollte und wechselte das Medium.
Allerdings war hier kein Einzelstück wie „Those Left Behind“ für (dann schon) Serenity oder aber der schon recht alte, aber ganz gute Comicband „Tales of the Slayers“ auf dem Weg, sondern – soweit ich weiß erstmalig in der Geschichte – eine neue Staffel, ebenso kanonisch wie die Serie bisher.

"The Long Way Home“ ist der erste von insgesamt vermutlich acht Sammelbänden, die jeweils fünf der insgesamt vierzig Einzelheft versammeln. Jeder dieser Bände stellt einen eigenen Handlungsbogen dar, die teilweise von alten Hasen der Serie, teilweise aber auch von Whedon selbst entworfen werden.
Der vorliegende Band ist so ein Beispiel, denn den Auftakt der neuen Staffel liefert Whedon persönlich.

Direkt merkt man, dass er sich sehr bewusst ist, das Medium gewechselt zu haben. Er tischt einige Plotfäden auf, die so niemals in der Serie möglich gewesen wären, etwa aus Kostengründen. Er greift die Entwicklung der letzten Folgen auf, vor allem natürlich die massive Slayer-Werdung von hunderten von Frauen weltweit. Mittlerweile sind sie vereinigt und kämpfen organisiert gegen das Übernatürlich in all seinen bösen Formen. Aus der alten Highschool-Truppe der ersten Staffel ist also, wenn man so will, eine fast schon militärische Vereinigung geworden.
Nicht alle Charaktere sind da eingebunden. Willow und Giles etwa gehen noch einmal ganz anderen Strängen nach.

Dass es sich trotz all der Veränderungen noch immer wie „Buffy“ anfühlt, ist sicherlich Whedons verdienst. Die Dialoge sind genauso brillant geschrieben wie in der Fernsehserie und die Art, wie sich langsam der große Plotfaden der Staffel rund um die geheimnisvolle Bedrohung „Twilight“ entspannt, weiß eindeutig zu gefahlen. Immer wieder gibt es Reminiszenzen an die Serie, etwa, wenn Willow einen Satz sagen darf, den Giles mal in einer sehr prägnanten Szene der sechsten Staffel zu ihr gesagt hat.

Umgekehrt ist es vermutlich nur sehr schwer, den Band zu verstehen, wenn man die Serie nicht kennt. Aber auch in diesem Sinne ist der Name hier halt Programm: Es ist der erste Band einer Comic-Reihe, aber eben auch die achte Staffel der Geschichte, wenn auch in anderem Medium.

Im Band enthalten sind die Kapitel „The Long Way Home“ I bis IV sowie die Einzelgeschichte „The Chain“, die zwar in den Kontext der Erzählung passt, aber für sich alleine steht. Zusammen eine sehr spannende Lektüre und ein hervorragender Auftakt zu etwas, was ein großes Abenteuer zu werden verspricht.
Whedon wie man ihn kennt – nach Band 1 sind die ersten Spielfiguren in Position, aber ich bin sicher, es wird noch viel passieren, bis die finalen Züge ersichtlich werden.
Allerschwerste Empfehlung meinerseits!


Joss Whedon, Georges Jeanty
136 Seiten Softcover, Dark Horse{jcomments on}
ISBN 978-1-59307-822-5