Blacksad – Rote Seele

 

"Glück haben oder es nicht haben...wer kann schon sagen was das heisst? Ich kann es nicht.
Oftmals genügt es nicht, Glück zu haben…man braucht auch gute Beine. Wenn man allerdings genug Geld hat kann man sich immer auf einen harten Burschen verlassen, der einem aus der Klemme hilft."

Man kennt das ja, ein Streifzug durch den örtlichen Comic-/Rollenspielladen und schon ist man, oftmals ungewollt, wieder um ein wenig des schnöden Mammons erleichtert worden.
Tja genau das ist mir vor einigen Tagen auch wieder passiert, eigentlich wollte ich mir nur einen Überblick über eventuell interessante Neuerscheinungen machen als mein Blick auf einen weiteren Band aus der Reihe um den Privatdetektiv Blacksad fiel und die Frage kaufen oder nicht kaufen stand eigentlich schon nicht mehr zur Debatte (was sich auch wohl unschwer daran ablesen läßt, dass ich den nun vorliegenden Band gerade rezensiere).

Aber ohne mich nun noch länger in wenig Interessantem zu verlieren, doch noch ein paar Worte zum neusten Werk aus der Feder von Canales und Guarnido.Für die, die weder die beiden Vorgängercomics oder auch meine Rezis dazu gelesen haben, sei kurz noch mal erläutert, worum es sich hier eigentlich handelt.

Blacksad ist ein Detektiv, dessen Revier eine amerikanische Großstadt in den 50’er Jahren ist und zeichnet sich durch zwei Eigenschaften aus. Nicht nur ist er ein harter Bursche wie weiland Sam Spade, nein obendrein ist er auch eine Katze.
Sämtliche Protagonisten wurden mit Tieren besetzt, weshalb das Ganze oftmals ein wenig an Disney erinnert (hat Guarnido doch einige Jahre für den Konzern gearbeitet), jedoch ohne dabei einfach nur süß oder niedlich zu wirken.
Eher läßt sich das ganze mit einer modernen Fabel vergleichen, da die Tiere nicht einfach nur willkürlich besetzt sind, sondern oftmals auch für das stehen was sie vertreten.

Vielleicht noch ein paar Worte zum Inhalt.
Diesmal nahmen sich die beiden Künstler eines Themas an, das heutzutage sicherlich weniger aktuell ist als es noch vor etwa 20 Jahren war: die Bedrohung durch den Kommunismus.
Blacksad trifft einen alten Freund wieder, einen Wissenschaftler, der an der Entwicklung der Atom-Bombe beteiligt war, sich aber nun für die friedliche Nutzung dieser Energie stark macht. Problematisch wird es als einer seiner kommunistisch-idealistischen Bekannten ermordet wird und Blacksad vermutet, dass dieser Anschlag eigentlich seinem Freund galt.
Schnell findet er heraus dass mehr hinter der Sache steckt als der aufkommende Hass gegenüber denn Roten.

Das Amerika der 50’er Jahre war geprägt von einer Angst gegenüber dem Kommunismus und einer aufkommenden Hexejagd auf vermeintliche Rote.
Mit jenen aufkommenden Ängsten dieser Zeit spielen auch Canales und Guarnido, wobei sie es jedoch vermeiden, irgendeiner Seite mehr Schuld zuzusprechen oder als Gewinner darzustellen.

Während auf Seiten Amerikas mit seinen Moralvorstellungen der Senator Gallo (natürlich ein stolzer Hahn) steht, der versucht mit allen Mitteln sein Land zu schützen und auch davor nicht zurückschreckt, etwas unlautere Mittel einzusetzen, steht Blacksad genau zwischen den Fronten. Weder kann er sich mit dem Kommunismus anfreunden, noch will er sich als guter Patriot auf Seiten Amerikas stellen, für ihn zählt vorrangig die Gerechtigkeit.

Aber nicht nur die aufkommenden Angst vor dem Kommunismus bildet das Grundgerüst der Geschichte, sondern daran angeknüpft auch die Angst eines Atomkrieges, der weitaus schlimmer ausfallen würde als alle Kriege vorher.
Diese beiden Ängste verschmelzen und werden von verschiedenen Leuten schamlos für ihre Zwecke ausgenutzt, eine gewisse Endzeitstimmung schwingt deshalb unterschwellig immer mit, ohne das es jetzt wirklich zum großen Knall kommen würde.

Wie schon bei Arctic Nation ist auch Rote Seele mehr als nur ein einfacher Film Noir-Krimi, wobei die Spannung auf dieser Seite sicherlich auch nicht zu kurz kommt. Vielmehr jedoch werden auch hier wieder einmal die menschlichen Seiten in den Vordergrund gestellt und die Personen haben allesamt glaubwürdige Motive für das was sie tun.

Gerade deshalb ist es hier auch schwieriger als noch bei den beiden Vorgängerbänden, eine wirklichen Schuldigen oder den Bösen auszumachen. Die Grenzen verwischen sich zusehends und jeder bewegt sich in einer Grauzone, die sich nicht so leicht aufteilen läßt.

Mir persönlich hat der Band jedoch richtig gut gefallen, nicht nur wegen der Geschichte, sondern eben auch wegen den einzelnen Personen.
Wenn man sich also für diese Art von Krimi erwärmen kann und sich nicht daran stört, dass alle handelnden Personen Tiere sind sollte man hier zugreifen.


Juan Díaz Canales & Juanjo Guarnido
56 Seiten Hardcover, Carlsen Comics
ISBN: 3-551-74763-6 {jcomments on}