Blacksad - Arctic Nation
"Ich habe so viele schwierige Situationen gemeistert, dass die Leute es nicht glauben werden, wenn sie darüber lesen, weil es doch einfach nicht so viel Schlechtes auf der Welt geben kann."
Mit Arctic Nation liegt nun der zweite Band von Canales und Guardino um ihren katzenhaften Privatdetektiv Blacksad vor und der ist wieder einmal ein sehr schönes Stück Film Noir geworden.
Die Geschichte an sich entspricht diesmal allerdings nicht so ganz der typischen Norm der klassischen Detektivgeschichten, aber was ist bei so etwas schon als typisch anzusehen. Vielmehr hat sie als Grundthema die Rassendiskriminierung zu Grunde liegen, welche in der Zeit in welcher die Geschichte angesiedelt ist durch aus noch ein brisantes Thema war.
So gerät Blacksad auf der Suche nach einem verschwundenen Mädchen in einen wahrhaft teuflischen Strudel aus Rache und Machtkämpfen zwischen Schwarzen und Weißen.
An deren Ende es auch keinen wahren Gewinner geben wird.
Sehr gelungen ist auch hier wieder einmal die Atmosphäre mit der Autor und Zeichner ihre Geschichte vorantreiben, wieder einmal vereinen sie in ihrer großformatigen Bilder einen gewissen Detailreichtum und in ihren kurzen Sequenzen ein gewisses Tempo der actionreicheren Abschnitte.
Den unterschwelligen Rassenhass merkt man in fast jedem einzelnen Panel, sei es wenn die rein weißen Tiere der arktischen Regionen oder Albinos ihre Hetzreden, unter dem Symbol der weißen Schneeflocke in schwarzem Kreis auf rotem Grund, halten oder wenn die Gegensite mit nicht minder brutalen Methoden zurückschlägt bis hin zum Abschließenden Treffen welches ganz nach Art des Ku-Klux-Klans abläuft.
All diese Abgründe eröffnen sich im Laufe der Geschichte hinter der Fassade von respektierten Bürgern und verdienstvollen Mitgliedern der Gemeinde, die aber auch vor Mord und Entführung nicht zurückschrecken um ihre ziele zu erreichen.
Vor allem die weißen Tiere verkörpern dabei sehr treffend jene arrogante Oberschicht eines vor Hass brodelndem Amerikas der damaligen Zeit. Angefangen bei dem Eisbären, welcher seiner Natur entsprechend, fast Mimiklos eine zentrale Rolle spielt, über den weißen Tiger als Oberhaupt einer mächtigen aber von Endogamie heimgesuchte Familie bis hin zu dem intriganten Schneefuchs sind sie allesamt Raubtiere die sich den anderen überlegen fühlen und sich als etwas edleres, besseres verstehen.
Dabei fallen gerade sie am Ende besonders tief, eben jeder auf die ein oder andere Art und Weise.
Der Zeichenstil ist gekonnt genial und die Farbgebungen der Situationen immer passend stimmig, angefangen bei den trostlosen Strassen der "Line" und der trostlos verregneten herbstlichen Stadt bis zum furiosen Finale.
Für die Kenner und Freunde des ersten Bandes: Zu "Irgendwo zwischen den Schatten" ist eine Art Making-Of erschienen, der Sonderband mit dem Titel "Hinter den Kulissen" beinhaltet ein Interview mit den beiden Schöpfern von Blacksad sowie sämtliche kommentierte Entwürfe und Skizzen des ersten Bandes, was einen sehr guten Einblick in die Entstehung der Geschichte gibt und was sich Zeichner und Autor bei den verschiedenen Einstellungen gedacht haben um die Atmosphäre eines klassischen Film Noir am besten in die Comicform herüber zu transportieren.
Abschließend bleibt nur noch zu sagen dass sich auch der zweite Band der Reihe wieder einmal lohnt, solch stringenten Geschichten mitsamt sympathischen Hauptdarstellern findet man nicht aller Tage zwischen der ständig anwachsenden Comic Flut. Deshalb kann ich auch hier nur wieder zum Kauf raten, das Geld ist es auf jedenfall wert.
Juan Díaz Canales & Juanjo Guarnido{jcomments on}
56 Seiten Hardcover, Carlsen Comics
ISBN: 3-551-74762-8