Blacksad - Irgendwo zwischen den Schatten

"Manchmal, wenn ich mein Büro betrete, kommt es mir vor, als wanderte ich durch die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation. Nicht wegen der Unordnung, die dort herrscht, sondern weil es sehr den Überresten jenes zivilisierten Wesens ähnelt, das ich einmal war."

John Blacksad ist Privatdetektiv in einer Großstadt irgendwo zwischen den 40-er und den 50-er Jahren, zynisch und hart steht er in der Tradition solcher Persönlichkeiten wie Sam Spade oder Philipp Marlow. Seine Umgebung ist hart, also musst du härter sein, und er ist eine Katze.
Der vorliegende Comic ist allerdings kein Katzenkrimi im Sinne eines Felidae, sonder eine moderne Fabel in der Tiere wie Menschen auftreten und handeln.
Die Geschichte ist recht schnell erzählt: John Blacksad erfährt von dem Tod seiner Ex-Freundin und Schauspielerin Natalia Wilford, seine Ermittlungen dazu führen ihn allerdings in höchste Kreise und hier sieht man es gar nicht so gerne wenn jemand herumschnüffelt und Stau aufwirbelt da man seine Probleme lieber unauffällig unter den Teppich kehrt.

So bietet die Geschichte auch keine großartigen Neuerungen, überraschende Wendungen oder ein ungewöhnliches Finale, trotzdem schafft sie es kontinuierlich auf 48 Seiten, was nicht gerade viel ist, einen Spannungsbogen aufzubauen. Im Sinne der Schwarzen Serie oder eines klassischen Film Noir wird die Story erzählt und man hat hier wirklich das Gefühl eine gute, alte klassische Detektivgeschichte zu verfolgen. Der filmische Aufbau wird vor allem durch die Anordnung der einzelnen Bilder deutlich, Großaufnahmen der Gesichter bei Dialogen, schnellere Bildabfolgen bei Action-Szenen oder einfach nur größere Einstellungen der Orte,
Klassisch eben.
So ist der Held hier auch kein strahlender Ritter oder unverwundbarer Held ist, sondern einfach jemand der seinen Job tut und sich dabei in einer Welt bewegt die andere am liebsten gar nicht wahrhabe möchten.
So unterliegt Blacksad des Öfteren anscheinend seinen Gegnern und muss so manches Mal mehr einstecken als er austeilen kann, und das nicht nur in physischer Hinsicht.
Spätestens am Ende der Geschichte merkt nicht nur der Leser das die klaren schwarz-weißen Grenzen zwischen Gut und Böse sich langsam zu verwischen scheinen.

Was vor allem sehr gut funktioniert ist der Tiercode mit dem die Geschichte arbeitet, die Tiere sind den Figuren sehr gut angepasst und lassen das ganze teilweise wie eine Fabel erscheinen, so verhalten sich die Tiere natürlich auch ihren Typen entsprechend: Während Blacksad als schwarze Katze daherkommt, die stets als der unantastbare und harte Detektiv erscheint wird der Polizeikommissar von einem deutschen Schäferhund dargestellt, der ihm zur Seite stehende Inspektor durch einen Fuchs der auch schon mal die Wahrheit biegt wenn es der Gerechtigkeit dient. Der Verräter ist natürlich eine Ratte und die Handlanger des Schurken zwei Schläger vom Typ Rhinozeros und Braunbär.
Zu dieser gelungenen Mischung trägt auch Juanjo Guarnidos Zeichenstil bei, man merkt ihm an das er seit einigen Jahren für Disney arbeitet aber trotzdem hat er sich doch noch einen eigenen Stil bewahrt der das ganze nicht zu niedlich aussehen lässt und mit seine ganzen Details, die sich oft in seinen größeren Bildern verbergen, schafft er ein unverwechselbares Flair welches die Atmosphäre sehr gut zum Ausdruck bringt.
Vor allem diese kleine Einstreuungen und Details sind es die die Geschichte noch mal um einen Punkt interessanter machen, so kann man selbst in Nebenfiguren oder nur kurz auftretenden Personen mehr erkennen als das bloße Mittel zum Zweck, Guardino und Canales wollten hier mehr als eine weitere Detektivgeschichte schaffen.
Hier hat man auch wieder einmal Figuren die einem sympathisch erscheinen und die sehr viel vielschichtiger sind als sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.

Vor allem wegen der Charaktere war dieses Comic ein Glücksgriff für mich, wer also sowohl auf klassische Detektivgeschichten im Sinne des Film Noir, als auch auf moderne Tierfabeln steht sollte sich nach diesem Comic umschauen, da es im Hardcover erschienen ist muss man leider mit einem etwas höherem Preis als üblich rechnen, dafür macht es sich dann aber auch schöner im Schrank.


Juan Díaz Canales & Juanjo Guarnido
48 Seite Hardcover, Carlsen Comics{jcomments on}
ISBN :3-551-74761-X