Battle Hymn - Farewell to the first golden age

“We know things aren’t going to be easy when the war ends. But this tips the balance in our favor in a way even the bomb couldn’t. Sir with all due respect – we do what needs to be done if we want any kind of future at all. In the end, history will prove us right.”

Ah, um dem DORPer Comic-Frühling auch noch mal gerecht zu werden und um auch noch mal etwas von meinem Comicstapel abzuarbeiten, hier also auch noch mal ein bescheidener Betrag meinerseits.
Dabei widme ich mich heute mal nicht einem der großen Labels oder sonst irgendwie bekannte Helden, sondern der fünfteiligen Comicreihe Battle Hymn, die in dem vorliegenden Band zusammengefaßt und nun komplett vor mir liegt.
Aufmerksam geworden vor allem durch den Untertitel, wurde der Comic auch schnell gekauft und nach dem ersten durchlesen auch für gut befunden, aber da wir uns hier nicht mit einer solchen kurzen und nichtssagenden Rezension ja nicht zufrieden geben, will ich natürlich auch ausführlicher darauf eingehen.

Erdacht hat sich die Geschichte B. Clay Moore (Hawaiian Dick) und zu Papier gebracht wurde sie von Jeremy Haun. Wem diese Namen jetzt auf Anhieb nichts sagen, muss sich nicht dafür schämen, im Comicbereich sind sie auch eher Insidern bekannt.
Aber das könnte sich ja bald ändern - alleine da eine Verfilmung für Hawaiian Dick geplant ist.

Battle Hymn befaßt sich mit den Superhelden des Golden Age, also der Zeit des Zweiten Weltkrieges – eine Zeit, in der dieses Phänomen das erste Mal auftrat und aus der auch die meisten altgedieneten Superhelden stammen.
Die Story ist eigentlich auch schnell erzählt, zumal ich auch nicht Gefahr laufen will, zu viel zu verraten.
1944 wird in Amerika eine Gruppe von Superhelden zusammengestellt; diese besteht aus dem Proud American (eine Art superpatriotischer Captain America-Verschnitt, der auch von seinem Kostüm an diesen erinnert und ebenso stärker gemacht wurde) allerdings ist er die meiste Zeit eher im PR-Auftrag unterwegs und weniger an der kämpfenden Front zu finden. Ihm zur Seite stehen: der Artifical Man. Wie der Name schon sagt ein Roboter, dessen Erfinder sich über seine Entstehung aber in Schweigen hüllt, obwohl er immer wieder betont, dass der Artifical Man nur ihm alleine gehorcht. Johnny Zip hingegen ist ein Aufschneider und Weiberheld (eine Art selbstgefälliger Flash) der seien Fähigkeit schneller zu rennen als ein Pferd oder ein Motorrad anfangs bei Wettbewerben zur Schau stellt, Mid-Nite Hour ist der logisch denke Spion (a la Spy Smacher), der Engländer, der von Churchill nach Amerika gesandt wurde, um ein Auge auf diese neue Gruppe zu haben, dabei ist er nicht nur der einzige, der ohne Superkräfte, sondern wie einem scheint, auch der einzig Vernünftige.
Als letztes, und sozusagen als weiteres nicht menschliches Mitglied gibt es noch Qinn Rey, einen Fischmenschen (in der Tradition von Aquaman, Namor oder the Fin).

Zusammengestellt von der U.S. Regierung soll diese Gruppe nun als Watchguard über die Sicherheit wachen und auch gegen die Bedrohung von Hitler vorgehen, allerdings merkt man recht schnell, dass der Regierung nicht wirklich viel daran gelegen ist, dass diese Gruppe an wirklich großen Schlachten teilnimmt.
Nach einer ersten Trainigsmission werden sie erst einmal auf keine weitere geschickt, vielmehr wird The Proud American wieder zu seien PR-Einsätzen berufen und durch The Defender of Liberty ersetzt, dieser stammt zwar aus dem selben Programm aber im Gegensatz zum Proud American hat er nicht dessen Moralvorstellungen oder dessen bedingungslose Loyalität zu seinem Land und nicht nur von seiner Seite aus wird die Gruppe mit Verrat und Mord durchzogen. Denn auch die Regierung selber scheint eher daran interessiert zu sein, im geheimen ihre eigenen Pläne weiter zu verfolgen, als dass diese Gruppe von Superhelden große Erfolge verbuchen kann oder gar zu mächtig zu wird.

Battle Hymn ist dabei mehr als es auf den ersten Blick scheint, nimmt man zunächst die Helden als Parodien bekannter Superhelden wahr, so muss man schon bald feststellen, dass es gerade ihre Motive und Eigenschaften sind die sie auf der anderen Seite nicht überzogen erscheinen lassen sondern sie zutiefst menschlich machen.
Gerade Johnny Zip vermittelt zunächst so gar nicht das Bild eines edlen Superhelden, obwohl er zwar einer von den Guten ist, sieht er es nicht ein, seine alten Gewohnheiten, vorrangig Frauen, aufzugeben.
Selbst die beiden wirklichen Außenseiter, Qinn Rey und der Artifical Man, wirken trotz ihrer Kräfte nicht überzogen mächtig. Während Qinn das ganze Anfangs eher als Spiel begreift und nicht wirklich eine Ahnung hat, worauf er sich da eingelassen hat, bricht der Artifical Man schon bald aus, um nach dem Tode seines Erfinders das Kriegsproblem ein für allemal zu lösen und zwar an der Wurzel in Berlin.
Besorgt über diese Eigenmächtigkeit und auch in Angst, dass er den Nazis oder einer anderen Nation in die Hände fallen könnte, geht man lieber kein Risiko ein und nimmt auch ein Baueropfer in Kauf.

Zwar endet die Geschichte mit einer netten Überraschung, aber auch nicht unbedingt mit etwas Neuem, dennoch bereiten einem gerade die sehr gut geschriebenen Charaktere große Freude und selten hatte man noch mal einen solch bösen Abgesang auf eine große Ära der Superhelden, denn nach dem zweiten Weltkrieg war die Welt für diese nicht mehr die selbe und wie sich bereits hier andeutet, beginnen sich die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verschieben.

Auch auf der zeichnerischen Seite kann man sich nicht beklagen, Jeremy Haun liefert eine sehr schöne Arbeit ab, die teilweise an diese Zeit erinnert, aber dennoch nicht wirklich „Retro“ ist. Dazu gibt es noch einen kurzen Ausblick auf Entstehung und einige Artworks zu bewundern – insgesamt also ein Comic dessen Kauf sich lohnt, wenn man abseits von Marvel und DC noch mal in das Golden Age eintauchen will.


B. Clay Moore/Jeremy Haun
Softcover, Image Comics{jcomments on}
ISBN: 1-58240-565-4