Marvel 1602

"Reports of thunderclaps loud enough to deafen, and lightnings that strike churches and towers alike, but not one drop of rain that falls.Ah yes. Look. Earthquakes tumbled our city of York. The fens are flooded. And from what you are saying, such things are happening across Europe - perhaps across the world."

Sie sind die Helden und Schurken des Marvel Universums, sie heißen Sir Nicholas Fury, Dr. Strange, Carlos Javier, Scarlet Witch, Matthew Murdoch, Peter Parquah, Graf Otto von Doom, Thor und noch viele mehr…sie kämpfen für Freiheit und Gerechtigkeit, um ihr Überleben, ihr Recht als Menschen und nicht als Dämonen angesehen zu werden oder versuchen, auf der anderen Seite, sich die Welt untertan zu machen oder die normalen Menschen mit Gewalt zu überzeugen, sie alle haben oftmals mehr damit zu tun in der Gesellschaft anerkannt zu werden und nicht zum Spielball der Mächtigen zu werden als das sie gegen größenwahnsinnige Schurken antreten und dies alles passiert im Jahre unseres Herren 1602.

Ja liebe Leser dieser Rezi ihr stutz zu Recht, die meisten werden sicherlich angesichts der doch etwas seltsamen Namen schon zu Beginn aufgehorcht haben und sich denken das dies nicht eine der üblichen Marvel Superheldengeschichten ist.
Denn 1602, der Titel verrät es schon, ist etwas ganz besonderes und spielt eben auch nicht in unserer Zeit sondern eben über 400 Jahre früher.

In England herrscht noch Queen Elizabeth, jedoch von ihrem Alter und Krankheit gezeichnet. Ihr zur Seite stehen ihr Berater Sir Nicholas Fury der schon so manches Komplott aufgedeckt hat und ihr Leibarzt und Hofmagus Dr. Stephen Strange. Doch die Zeiten sind alles andere as ruhig, seltsame Wetterphänomene sind nur die Vorboten einer noch schlimmeren Katastrophe doch dies herauszufinden liegt noch in der Zukunft.
Denn zur Zeit bedrohen innere Gefahren den fragilen Frieden im Reich. Während man in Spanien die vermeintliche Hexen- und Dämonenbrut mit ihren unheimlichen Kräften auf dem Scheiterhaufen verbrennt unterhält Meister Carlos Javier in England eine Schule für diese vermeintliche Hexenbrut und nur zu gerne würde man diese ausräuchern. Zudem befindet sich eine geheime Waffe auf dem Weg von Jerusalem nach England und natürlich sind auch andere Großmächte und einzelne Personen hinter diesem Gegenstand her, besonders ambitioniert verfolgt Graf Otto von Doom seine Pläne sich zum mächtigsten Mann der Welt aufzuschwingen. Auch die Ankunft der Siedlertochter Virginia aus America bringt mehr Gefahren und Geheimnisse mit sich als man angenommen hat und die Lösung und Rettung nicht nur einer Welt scheint eben genau in der neuen Welt zu liegen.

Soviel erst einmal zum Inhalt, zuviel möchte ich auch nicht verraten da ich etwaigen Lesern auch nicht die Spannung nehmen möchte. Den die Geschichte hat es in sich und spannt ihren Handlungsbogen in ungeahnte Höhen ohne dabei an fahrt zu verlieren oder gar abzustürzen.

Verantwortlich für die Story war auch kein geringerer als Neil Gaiman, eine Person die man den meisten sicherlich nicht näher vorstellen muss wenn man sich im Fantastischen Bereich von Büchern, Comics und auch Filmen ein wenig auskennt – so stammen nicht nur die sehr guten und teilweise auch düsteren Romane: Neverwhere, Caroline, American Gods und Good Omens von ihm auch zeichnet er sich für die grandiose, märchenhaft – mythische Comicreihe Sandman (DC-Comics) verantwortlich. Also schon einmal eine gute Startvoraussetzung den Gaiman versteht es meisterhaft Geschichten zu erzählen die man eben noch nicht schon zehnmal gehört, gelesen oder gesehen hat. Und auch hier gibt er wieder einmal sein bestes, so schafft er es die verschiedenen Handlungsfäden gekonnt miteinander zu verknüpfen. Gerade anfangs fühlt man sich in die Zeit der höfischen Intrigen zurückversetzt wenn die Mächtigen der Welt im Verborgenen versuchen ihren Schachzug zu machen und sich selbst in ein besserer Position zu rücken, während er zum Abschluß an Tempo zulegt und sich die Ereignisse schon fast überschlagen aber dennoch immer spannend bleiben. Aber auch die Fantasy liebenden unter euch werden nicht zu kurz kommen, so gibt es neben fliegenden Schiffen und dem Kampf um Doom’s Festung noch genug andere Dinge die zwar im modernen Marveluniversum vollkommen normal sind , hier aber unter einem ganz neuen Aspekt auftauchen und sich in die Geschichte einfügen.
Besonders gelungen sind die Umsetzungen der verschiedenen Marvelfiguren in ihre entsprechenden Äquivalente des Jahre 1602. Es gibt immer wieder Anspielungen und Verweise und dennoch sind sie keine auf alt getrimmten Abziehbilder, aber man sollte am besten selbst einmal schauen und sich überzeugen lassen.

Im gleichen Atemzug muss man aber auch Andy Kubert sein Lob aussprechen (Captain America, Thor, X-Men), dieser war für die zeichnerische Umsetzung von Gaimans Ideen verantwortlich und hat auch großartiges geleistet. Zuerst einmal trägt keiner der Hauptfiguren so etwas wie ein Superheldenkostüm aber dennoch gibt es genug verweise in ihrem Aussehen du ihrer Ausstattung was an ihre wahre Natur verweist, gerade hier ist der Wiedererkennungswert besonders hoch und erfreulich gut gelungen. Die Zeichnungen sind detailreich und klar und werden durch die gelungene Farbgebung von Richard Isanove in ihrer Wirkung noch unterstützt. Kräftige Farben, gelungene Umsetzung in der Anordnung der einzelnen Panels und eine packende Geschichte. Da das Ganze ursprünglich als achtteilige Miniserie erschien ist auch die Gesamtausgabe in acht Kapitel unterteilt eingeleitet werden dies von ganzseitigen Gravurbildern die in ihrem Stil sehr an das 17 Jahrhundert erinnern und ein sehr guten Look des vermitteln.

Die Hardcoverausgabe erscheint in einem Schutzumschlag der die meisten Figuren eben in jenem Gravurstil zeigt und in ihrer Anordnung sehr an alte Stiche jener Zeit erinnert, das Comic an sich gibt sich als schwarzes Lederimitat mit Goldaufdruck schlicht aber dennoch elegant, sehr schön aufgemacht also.
Zudem wird dass Comic durch ein Nachwort und Auszüge aus Gaimans Storyentwurf zu den einzelnen Panels mit seinen Anmerkungen, sowie Bildern der Hauptpersonen von Andy Kubert ergänzt. Dazu gibt es noch einige kurze Ergänzungen zu den Inspirationen für die Story und die Bilder und wie eng man versucht hat sich an Künstler der Renaissance anzulehnen.

Ein Comic wie man es sicherlich nicht oft zu sehen bekommt, hier werden Fakten und Fiktion gekonnt miteinander vermischt, die Helden und Schurken des Marveluniversums in eine vollkommen fremde Umgebung gesetzt und man muss feststellen das es dennoch wunderbar funktioniert. Sicherlich werden die meisten Leser ihren ein oder anderen Lieblingshelden oder auch Schurken vermissen aber wie Gaiman selber meinte, war es nicht möglich alles unterzubringen was er gerne wollte und das die Serie schon von sechs Ausgaben auf acht aufgestockt wurde damit sich die Geschichte so wie sie jetzt vorliegt auch entfalten kann.

Hierbei muss man auch sagen das sicherlich nicht nur Kenner von Marvel ihre Freude daran haben werden, auch Neueinsteiger und Laien werden sicherlich Gefallen an der Geschichte haben, die Experten sicherlich noch etwas mehr.
Also, begleitet die Marvelhelden auf ihrer Reise ins Jahr 1602, es lohnt sich.


Neil Gaiman/Andy Kubert/Richard Isanove{jcomments on}
Hardcover, Marvel
ISBN: 9-780785-110705