100 Bullets - Split Second Chance

{jcomments on}Dizzy: "So what kind of business is Graves in?"
Branch: "I asked myself the same thing: How could he profit from my personal revenge? And more important, who the hell else was in on this?"
Dizzy: "More questions..."
Branch: "Dizz, asking questions is free...but the answers – they can cost you your life."

Auf geht’s in die zweite Runde um Rache, Mord und Intrigen. Nach dem bereits recht guten Auftakt zu Azzarellos und Rissos Serie um die 100 Kugeln hier also der zweite Band.
Auch der zweite Teil setzt sich wieder aus mehreren Geschichten zusammen, die um Agent Graves und seine 100, nicht zurückverfolgbaren, Kugeln gehen. Dabei erfährt man hier aber auch etwas mehr um die Hintergründe, die sich bereits im ersten Teil angedeutet haben und die Vermutungen, dass Agent Graves dies alles nicht wahllos geplant hat sondern durchaus seine eigenen Pläne verfolgt verdichten sich.

Die erste Geschichte unterscheidet sich dabei zunächst gar nicht mal so sehr von ihrem Schema. Agent Graves bietet dem kleinen und billigen Spieler Chuck die Chance, sein Leben mit Hilfe der 100 Kugeln wieder auf die richtige Bahn zu bringen
Denn seit er wegen einem Autounfall mit Todesfolge im Gefängnis saß, schafft er es einfach nicht mehr, auf die Beine zu kommen, als Graves ihm aber offenbart, dass nicht er, sondern sein Freund die Schuld trägt, sinnt er auf Rache.

Aber bereits die zweite Story dreht sich schon nicht mehr um einen von Agent Graves' „Schützlingen“, sondern um Agent Graves selber. Wer aber bereits den ersten Teil aufmerksam verfolgt hat, wird auch hier wieder einige Charaktere und Motive wiedererkennen. So trifft sich Graves diesmal mit Lono, dieser hatte im vorigen Band bereits einen kurzen Auftritt, dessen Motive aber erst hier genauer erläutert werden.
Außerdem erfährt man nun auch zum ersten mal etwas Konkreteres über die Hintergründe von Graves.
So gibt es anscheinend eine Organisation, die sich der Trust nennt und die wohl einst Graves und einige andere seiner Mitstreiter, die Minuteman, betrogen hat – warum und weshalb, das bleibt zunächst noch im Dunkeln. Ebenso welche Rolle der geheimnisvolle Sheperd spielt, der anscheinend auf Graves Seite steht.

Doch schon die nächste Geschichte bringt den Leser tiefer in die Geschehnisse hinein, denn diesmal tritt Graves an den Eisverkäufer Cole Burns heran, um ihm wie schon so manch anderem ein etwas unmoralisches Angebot zu unterbreiten, allerdings entwickeln sich bei Cole die Ereignisse etwas anderes. Wie sich schon bald herausstellt, hatte er früher schon mit Graves zu tun und war längere Zeit so eine Art Schläfer, bis ihn Graves eben wieder reaktivierte, um ihn letztendlich für seine Sache zu gewinnen. Denn anscheinend war er genauso wie Graves, Lono und Sheperd ein Minuteman.
Nach dieser für dne Metaplot relevanten Geschichte folgt aber wieder eine kurze Einlage, in der Agent Graves einem Menschen die Möglichkeit für Rache gibt, während die letzte Geschichte mit dem Title „parlez kung vous“ den Band abschließt.
Auch hier taucht wieder eine bereits bekannte Person auf, nämlich Dizzy aus der allerersten Geschichte des vorigen Bandes.

Mittlerweile scheint sie für Graves und Sheperd zu arbeiten und wird von diesen nach Paris geschickt, wo sie sich mit Branch trifft. Auch dieser hatte einst von Graves die Möglichkeit erhalten, seinem Leben eine Wendung zu verpassen, allerdings interessierte Branch sich mehr für den Mann, der ihm das ermöglicht hatte; dass er dabei auf eine recht dubiose Organisation stieß, war seiner Gesundheit weniger zuträglich, so entschloß er sich nach Paris abzusetzen. Von ihm erfährt Dizzy nun das Graves und die Minuteman anscheinend für den Trust gearbeitet haben, bis etwas zwischen ihnen vorfiel. Und anscheinend plant Graves nun einen Rachefeldzug gegen den Trust.

Mit dem zweiten Band wird vor allem eins deutlicher, es handelt sich keineswegs nur um einzelne Geschichten nach dem selben Muster, sondern es gibt wirklich einen roten Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zu ziehen scheint, einige Puzzlestücke werden aufgedeckt, ohne dabei jedoch allzuviel zu enthüllen. Man erfährt zwar etwas über Graves' Vergangenheit, aber es bleibt dennoch vieles im Dunkeln, gerade was die Motive und Hintergründe einzelner Charaktere betrifft.
So schaffen es Azzarello und Risso, den Leser wieder einmal für ihre Geschichte zu begeistern und ihn in auch für die weiteren Bände zu begeistern.

Über Qualität und Zeichenstil brauche ich eigentlich kein Wort mehr zu verlieren, das gleiche Team sorgt auch hier wieder einmal für gewohnt gute Qualität – also alles beim alten.

Wem bereits der erste Band gefallen hat und nun wissen möchte, wie es weitergeht und was hinter der ganzen Sache steckt, sollte sich Split Second Chance sicherlich nicht entgehen lassen, Neueinsteiger sollten allerdings erst den ersten Band lesen. Alleine schon um eine besseres Gefühl für einzelne Charaktere zu bekommen und um einige Aspekte der Geschichte besser verstehen zu können.


Brian Azzarello/Eduardo Risso
Softcover 214 Seiten, Vertigo Comics
ISBN: 1-56389-711-3