Hellsing, Vol. 5
Nach unerwartet kurzer Wartezeit lag er gestern in der Post: der fünfte Band „Hellsing“. Das ist auch gut so, denn nach dem Auftritt des „Acting Führer“ sowie aller damit verbundenen Ereignisse war ich doch sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickeln würde.
Pompös, so muss man zunächst einmal festhalten. Doch bevor wir zur Handlung übergehen, der gewohnte Zweizeiler: Band 5 ist, wie alle bisherigen Bände, im klassischen Manga-Format erschienen, also in etwa so groß wie ein hiesiges Taschenbuch. Die Seiten sind in der orginalen Reihenfolge, also von rechts nach links zu lesen, belassen worden und auch die „Tonwörter“ in den Zeichnungen (ihr wisst schon, „Bang!“, „Kaboom!“ usw.) sind weiterhin in ihrer japanischen Form belassen – alles wie immer also.
Inhaltlich geht es gleich ordentlich zur Sache. Wie gehabt ist der Band in mehrere Geschichten und diese in mehrere Kapitel unterteilt, allerdings wird diese Trennung mehr und mehr eine reine Formsache. Waren im ersten Band etwa „Vampire Hunter“ und „Master of Monster“ klar getrennte Geschichten, fließt hier nun alles ineinander über.
„Flashpoint“, der Opener, fällt da wohl noch etwas heraus und ist einfach ein bizarres Ereignis mit den Charakteren des Mangas, danach geht es aber wie gewohnt heftig zur Sache. „D“ liefert die Kapitel 4 bis 9 zu der im vierten Band begonnenen Geschichte zu dem britischen Flugzeugträger, den die Nazi-Vampire unter Rip van Winkle besetzt haben. Ohne zu viel zu sagen: Alucard nimmt sich der Sache an.
In dem kurzen, kapitellosen „Xanado“ dürfen Walter und Integra derweil die ersten Ankömmlinge des „Letztes Batallion“ zurückschlagen, während die beiden abschließenden Teile 1 und 2 der Geschichte „Final Fantasy“ dann so richtig loslegen. Der „Acting Führer“ erreicht mit seiner Zeppelinflotte London und beginnt, die britische Hauptstadt (wie eigentlich den ganzen Kontinent) in Schutt und Asche zu legen. Damit ist er auch noch beschäftigt, als der fünfte Band, wie immer viel zu früh, endet.
Nachdem der vierte Band ja zumindest teilweise sich etwas Zeit zum Luftholen nahm und auch die Charaktere etwas weiter entwickelte, tritt im fünften Teil wieder deutlich die Action in den Vordergrund. Über viele Seiten hinweg betrachtet man die Konfrontation zwischen Alucard und Rip, doch auch sonst wird hier vor allem die deutsche Invasion voran getrieben.
Wobei man klar sagen muss, dass spätestens in diesem Band eher sensible Leser ausfallen. Zunächst einmal wegen der gezeigten respektive gezeichneten Gewalt. Gerade der Ausgang der besagten Konfrontation auf dem Flugzeugträger ist manchem da vielleicht etwas explizit.
Dann möglicherweise auch aufgrund einiger anderer Ausrutscher vom politisch korrekten Pfad (gerade in dem typischen Nonsens, den Hirano auch diesem Band wieder nachschickt, sind ein, zwei kleine Hämmer drin...), vor allem aber wegen der Nazi-Thematik. Ob sich nun Rip in der Mitte eine blutigen Hakenkreuzes ausruht oder am Ende die brandschatzenden Horden des Bösen ein flammendes Hakenkreuz in die Landschaft treiben, gerade in der aktuellen Jubiläumswoche der Ausschwitzbefreiung muss man doch zumindest sehen, dass es dem einen oder anderen merklich aufstoßen könnte.
Da wird gerade in der EU diskutiert, ob man Nazisymbolik nicht europaweit verbieten sollte und hier wird sie geradezu inszeniert. Klar, die Nazis sind hier nicht nur die Bösen, sondern zudem noch untote Monster, dennoch sei es mal gesagt.
Wer über seinen Schatten springen kann, wird dafür vor allem wieder mit einer absolut gelungenen Inszenierung belohnt. Insbesondere die Schurken haben noch den einen oder anderen coolen Charakter auf Lager, vor allem die eine riesige Sense schwingende Zorin Blitz sieht nach Potential aus, der pistolenschwingende Heinkel Wulf aber vielleicht auch.
Man muss sehen, wohin die Geschichte sich weiter entwickelt, denn die detaillierte Inszenierung von Charakterauftreten und -abtreten führt natürlich nach wie vor zu einer recht kleinschrittigen Charakterentwicklung.
Generell würde ich sagen, der Fünfer hält das Niveau des vierten Bandes, kann diesmal aber nicht „noch einen drauflegen“, wie das bisher der Fall war. Gerade, dass die Charaktermomente des vierten Bandes haben mir diesmal etwas gefehlt. Aber mal sehen, wohin uns der sechste Band tragen wird.
Wer mit der Reihe bereits angefangen hat, der braucht zwingend auch den fünften Teil. Er hält das Niveau des herausragenden Vorgängers und macht bei der Lektüre einfach Spaß. Wer Band 1 noch immer nicht gelesen hat, dem sei gesagt, dass auch die Qualität des Fünften wieder ein Grund mehr ist, sich an die Reihe zu wagen!
Das einzig Schlimme ist: jetzt muss ich wieder auf den nächsten Teil warten...
{jcomments on}Kohta Hirano
206 Seiten Softcover, Dark Horse Manga
ISBN: 1-59307-272-4