Hellsing, Vol. 4

{jcomments on}Nach dem grandiosen Finale des dritten Bandes war ich schon sehr auf den vierten Teil von Kohta Hiranos Vampirgeschichte gespannt – und schon auf den ersten Seiten wurden mir klar, dass meine Erwartungen nicht enttäuscht werden sollten.

Der vierte Band ist 16 Seiten dicker als seine Vorgänger und verzichtet zudem auf die bisher übliche "Crossfire"-Geschichte am Ende. Statt dessen wird einem in gleich neun Kapiteln, die auf schillernde Namen wie "Age of Empire", "Call to Power" und "Ultima On Line" hören, die Geschichte rund um die zuletzt wiedergekehrten Nazis erzählt.

Eröffnet wird der Band mit einer Rückblende in die Kindheit von Integra, bevor dann zunächst einmal in "Elevator Action 6" das Duell zwischen Alucard und dem Dandy blutig beigelegt wird.
Im Verlauf der Handlung des Bandes nun zeigt der Feind endlich sein Gesicht, 'the Letztes Bataillon' enthüllt sein Hakenkreuz. Doch damit nicht genug – die Königin von England verlangt, die namhaften Köpfe der Hellsing-Organisation zu sehen, Iscariot XIII mischt ebenfalls weiter mit und wer die bisherigen Bände gelesen hat, der wird im Auftreten von Alexander Anderson nichts Gutes sehen – und sich postwendend bestätigt fühlen und doch überrascht werden.

Der vierte Band schafft es insgesamt aber problemlos, seine Vorgängerbände zu übertrumpfen und das in gleich drei Punkten. Zunächst einmal scheint die Qualität der Zeichnungen erneut gestiegen zu sein. Gerade an zwei Stellen, in denen vor allem unscharf schattiert wurde und die typischen harten Linien etwas aufgelöst werden, bleibt man unweigerlich hängen.
Dabei hat Hirano dennoch nicht verlernt, Charaktere in Szene zu setzen. Sei es nun der ohnehin an "Coolness" triefende Alucard oder auch einer der Neuzugänge: alles wirkt wie aus einem Guss, alles passt sich perfekt ein.

Dies gilt auch uns insbesondere für die Nazis, die als Feinde sozusagen die zweite Qualität des Bandes ausmachen. Wenn auch der Umfang der Monologe über seine Liebe zu Kriegen die Grenze markieren, so ist der 'acting Führer' der Gegenseite ein sehr passender, irrer Schurke.
Ihm untergeben sind unter anderem ein Werwolfsjunge mit doch ganz beachtlichen Eigenschaften sowie etwa Rip van Winkle, eine holländische "Jägerin".
Das ganze profitiert nur umso mehr davon, dass die englische Übersetzung unterschiedliche Akzente unterstützt. Man hört bzw. liest einfach, dass Anderson kein typischer Brite ist ("It's a' yers, tak it and vanish while ah can still controll ma urge tae kill the lot o' ye."), ebenso wie aus dem deutschen Lager Sprüche kommen wie "How does it feel to haf freely vielded the inwulnerable power of the wampire [...], mein new Captain?"

Die dritte und größte Verbesserung ist allerdings klar der Tiefgang der Geschichte und, besonders, der Charaktere. Es gibt Rückblicke auf Integras Erziehung, auf Walters aktive Jahre und einen ganz und gar ungewohnten Rückblick auf die Vergangenheit (?) Alucards, dessen Auftreten gegenüber der Königin von England ebenfalls sehenswert ist.
Doch auch in der Gegenwart geschehen spannende Dinge – Schrödinger, der Werwolf, scheint eine ganz eigentümliche Sympathie für Seras zu haben und diese wiederum hat eine Szene mit Integra, die es einem einen kalten Schauer verpasst.

Letztlich kann man nur sagen, dass die Bände in der Tat von Ausgabe zu Ausgabe besser werden. Die Reihe hat ganz gut angefangen und nimmt immer mehr Fahrt auf, glänzt immer mehr durch Handlung und Tiefe, ohne dabei die "Coolness" der bisherigen Bände über Bord zu werfen.

Wer ohnehin bisher dabei war, muss einfach weiter lesen; wer den Manga bisher noch nicht kennt oder wem der erste Band zu plump war, der sollte sich definitiv ein Herz nehmen und einen Blick riskieren: ich kann den fünften Band jetzt schon nicht mehr erwarten!


Kohta Hirano
208 Seiten Softcover, Dark Horse
ISBN: 1-59307-259-7