Hellsing, Vol. 2

In meiner Rezension des ersten Bandes des Mangas "Hellsing" schrieb ich noch, dass der zweite Band im Frühjahr 2004 erscheinen würde ... was er auch tat, nur nicht bei Amazon. Nur dort wird man wohl wissen, warum der Ende März erscheinende Band nun Ende Mai bei mir angekommen ist, aber hey, wo er einmal da ist, frage ich auch nicht mehr nach.

Für jene, die nicht ganz wissen, worum es hier geht und zu faul sind, die Rezi zum ersten Band aufzurufen (bzw. rauszusuchen), hier ganz kurz: die vorliegenden Bände sind die englischen Übersetzungen der japanischen Manga-Reihe, die wiederum Pate stand für die in Deutschland letztlich über VIVA populär gewordene Anime-Reihe.
Angelpunkt ist die sogenannte Hellsing-Organisation unter der Führung von Integral Fairbrook Wingates Hellsing, einer geheimen Gruppe in England, die mit Segnung der protestantischen Kirche und der Königin auf der Jagd nach Vampiren und anderen Kreaturen der Nacht ist.
Geheimwaffe ist dabei Alucard, selbst ein Vampir, nebenbei gesagt sehr mächtig, der zwar der Organisation dient aber dennoch gerne auch einmal zeigt, dass er nicht unbedingt gezwungen werden kann, dies zu tun.
Zusammen mit Victoria Seras, einer im letzten Band zur Vampirin gewordenen Polizistin sowie dem Butler Walter stellen sie das Ensemble an Hauptcharakteren, die sich eben gegen die Kreaturen der Nacht, die vom Vatikan ausgeschickte Gruppe Iscariot XIII sowie, ab diesem Band, eine große Verschwörung stellen.

Der Band, übrigens mit einem der schrecklichsten Backcovertexte, die mir seit langem untergekommen ist, geschlagen, umfasst einmal mehr sechs 'Orders' (Episoden), diesmal allerdings nicht so viele kleine Einzelgeschichten. Die ersten vier Episoden bilden die Geschichte 'Dead Zone', die man so auch in etwa im Anime miterleben konnte. Zwei irre Brüder attackieren, gemeinsam mit einer kleinen Armee, das Gelände der Hellsing-Organisation. Jedoch unterschätzen sie dabei wohl die Kräfte nahezu aller Anwesenden in dem Gebäude und während Walters Auftritt schon sehr beeindruckend ist, dürfte Alucard jedem beim ersten Lesen extrem beeindrucken.
Wie gesagt, Kenner des Animes erwartet hier nur wenig Neues, aber zumindest einige nette, zusätzliche Details.

Ebenfalls teilweise bekannt, aber teils in anderem Kontext und teils an anderen Orten gibt sich 'Balance of Power', eine Erzählung, die die letzten beiden 'Order' einnimmt. Enrico Maxwell, Kopf von Iscariot, bittet Hellsing um ein Treffen in einem Museum, da er weitere Informationen zu den Drahtziehern der vorangegangenen Geschichte zu haben behauptet.
Das ist grob bekannt, auch eine sicherlich einprägsame Szene des Animes, doch geht es hier bedeutend weiter. Einerseits weiter, weil neben Alucard auch unter anderem der Vollstrecker Iscariots, Anderson im Gebäude unterwegs ist, zum anderen auch, weil die Verschwörung hier schon weit mehr Tiefe andeutet, als es im Anime der Fall war, wo sie ja recht rasch unter den Tisch fiel.

Zum Abschluss gibt es auch diesmal wieder eine 'Crossfire'-Geschichte, die inhaltlich völlig losgelöst von einem Abenteuer einiger Iscariot-Leute erzählt. Ist nett und trägt durchaus etwas zum Gesamteindruck des Bandes bei, denn wo die Geschichte des ersten Bandes etwas unnötig erschien, wird hier unter anderem Maxwell weiter beleuchtet, aus einem sehr interessanten Blickwinkel.

Bezüglich der Darbietung gilt wohl weitestgehend, was ich auch schon in der Rezension zum ersten Band schrieb. Die Zeichnungen bewegen sich im Schnitt auf einem sehr hohen Niveau, wobei es in beide Extreme in beiden Richtungen gibt. Einige Seiten sind sehr grob skizziert, aber alleine die ganzseitigen Illustrationen bei dem Zusammentreffen von Alucard und Anderson gleichen das aus.
Die Übersetzung ist gut, erschien mir noch etwas runder als beim Vorgänger, und die Einbettung in die Bilder erneut sehr sauber gelungen. Zudem ist es sicherlich erfreulich, dass sowohl Anderson als auch die Mitglieder einer neuen Partei am Ende des Bandes leichte Dialekte bekommen haben, was sich dann entsprechend in der Schreibweise niederschlägt. Gefällt mir.

Insgesamt gefällt mir der zweite Band daher noch eine gute Kante besser als schon Volume 1. Optisch ist das hohe Niveau geblieben, inhaltlich bekommt man zudem einfach mehr geboten. Iscariot XIII bekommen durch Maxwell ein vielschichtigeres Bild als es alleine durch Anderson möglich war, der Powerlevel steigt langsam und die im Hintergrund tickende Verschwörung klingt zumindest interessant.

Wer den Anime mag und den Manga noch nicht kennt, der sollte gleich losziehen und sich die ersten beiden Bände holen. Denn gerade auch im zweiten Band wird schon deutlich, dass da weit mehr Hintergründe existieren als der Anime vermuten ließ.
Wer den ersten Band schon mochte, sollte ebenfalls direkt zugreifen, er wird sicherlich nicht enttäuscht werden!
Alle anderen wagen selbstredend erst einmal mit Band 1 den Einstieg.

Dark Horse listen den 16. Juni als aktuellen Erscheinungstermin des dritten Bandes der Reihe; ich freue mich jedenfalls schon darauf und wir werden ja sehen, wie lange Amazon dieses Mal brauchen wird...


Kohta Hirano{jcomments on}
192 Seiten Softcover, Dark Horse
ISBN: 1-59307-057-8