Hellsing, Vol. 1

Hm, wie oft ist es vorgekommen, das Erwerb, Rezeption und Rezension bei mir auf einen Tag fielen? Nun, selten.
Aber gut, ein Manga, und um genau einen solchen handelt es sich hier, ist nun mal auch schneller zu lesen als Rollenspielbücher und Romane, erfordert auch keine Screenshots wie eine DVD – die Umstände waren also entsprechend.
Ein Manga? So werden einige wenige nun fragen, darum kurz: Mangas sind das schriftliche Gegenstück zu den Animes, den japanischen Zeichentrickfilmen. Und wo „Hellsing“ der erste Anime war, den wir hier besprochen haben, so ist auch der die Vorlage stellende Manga unser Erstling hier.

Das Buch kommt auf Englisch über „Dark Horse“, hat das typische Format, ist solide im Softcover gebunden und kräftig gedruckt. Die Leserichtung entspricht dem Original, man liest also, als Europäer, sozusagen von hinten nach vorne durch das Buch.
Die Übersetzung, das noch vorweg, geht in Ordnung und entspricht in etwa den englischen DVD-Untertiteln, fügt sich also gut und liest sich angenehm. Eine deutsche Fassung wird es dagegen wohl nie geben, da ab den späteren Bänden Nazis vorkommen und der Verfassungsschutz nur darauf warten würde, die Bücher wieder aus dem Laden zu holen.
Aber ich denke, das ist kein Beinbruch.

„Hellsing“ dreht sich um die gleichnamige Organisation der jungen Integral Wingates Hellsing, die offiziell und doch verborgen in Großbritannien für die Jagd nach Vampiren und Ghulen zuständig ist. Ihre Geheimwaffe dabei ist Alucard, ein sehr mächtiger Vampir, der der Familie Treue geschworen hat und nun seinerseits gegen die Gestalten der Nacht vorgeht.
Der vorliegende Manga ist dabei eigentlich mehr die Hinleitung zur eigentlichen Geschichte, die Vorgeschichte, die größtenteils den ersten drei Episoden der Anime-Reihe entspricht.
Der Band enthält sechs „Order“ (sprich: Episoden).
„Vampire Hunter“ schildert die Geschehnisse in einem kleinen Dorf, dessen Priester selbst ein Vampir ist und führt neben Integra und Alucard mit der jungen Polizistin Victoria auch den dritten bisherigen Hauptcharakter ein, entspricht aber auch einer gerafften Form der ersten Episode.
„Master of Monster“ kommt dagegen im Anime viel später und schildert die Geschehnisse, die Integra zum Kopf der Organisation gemacht haben und reißt schon mal an, warum Alucard ihnen dient.
„Murder Club“ entspricht grob der zweiten Episode des Animes und handelt von zwei Bonnie & Clyde ähnelnden Jugendlichen, die mordend durch England ziehen. Allerdings zeigt sich hier bereits die abweichende Inszenierung zur Serie, die weder eindeutig besser noch eindeutig schlechter ist, sondern vor allem auch die Lektüre für jene, die die TV-Fassung bereits mitsprechen können, vergnüglich macht.
Die letzten drei Teile wurden dann in die Episode „Sword Dancer“ gepackt, tragen auch den gleichen Titel. Als die Hellsing-Organisation nach Irland vorstößt, um dort einigen Vampiren das Unleben zu nehmen, entsendet der Vatikan seinen Agenten: den katholischen Paladin Alexander Anderson, weshalb es am Ende des Bandes auch zu einem ersten kleinen Finale kommt.

Im Anschluss daran gibt es dann noch einen kleinen Bonus: damit der Band die entsprechend standardisierte Seitenzahl einhalten konnte, wurde noch die Geschichte „Crossfire“, ebenfalls von Hirano, hinten angehängt. Diese dreht sich um die Iscariot-Gruppe, das katholische Gegenstück zu Hellsing, dem auch Anderson angehört. Es ist zeitlich vor „Hellsing“ entstanden, trägt aber schon mehr als deutliche Grundtendenzen und macht ebenfalls viel Spaß zu lesen, wenn ich auch zugebe, dass mir eine weitere Geschichte aus der Rahmenhandlung besser gefallen hätte.

Der Zeichenstil des Mangas gefällt dagegen voll und ganz. Die Animes sind zwar etwas abgewichen, aber vergleichbar ist es dennoch. Gerade ganzseitige Illustrationen der Charaktere schwelgen geradezu im Detail, Alucard besitzt auch im Standbild eine endlose Coolness und auch die Bildaufteilung ist eigentlich immer gut nachvollziehbar.
Auch die englische Letterung fügt sich reibungslos in das Gesamtbild ein, so das der Lesespaß eigentlich durch nichts getrübt wird.

„Hellsing“ hat mir rundum gut gefallen, wenn auch die eigentliche Handlung erst mit dem im Frühjahr 2004 übersetzt erscheinenden zweiten Band richtig in Fahrt kommen wird. Die Charaktere gefallen, sind schön dargestellt, die Geschichten selbst sind gut und vor allem die hier nicht unwichtige Dynamik wird sehr schön transportiert.
„Hellsing, Vol. 1“ sind sehr gut angelegte 13,95 €, gerade für alle, die schon am Anime Spaß hatten und der einzige Wehmutstropfen ist nun wohl die lange Zeit, die bis zum Erscheinen des zweiten Bandes vergehen wird.


Kohta Hirano
208 Seiten Softcover, Dark Horse
ISBN: 1-59307-056-X{jcomments on}