Akte X - Staffel 2

I have lived with a fragile faith built on the ether of vague memories from an experience that I can neither prove nor explain. When I was twelve, my sister was taken from me, taken from our home by a force that I came to believe was extraterrestrial.
This belief sustained me, fueling a quest for truths that were as elusive as the memory itself. To believe as passionately as I did was not without sacrifice, but I always accepted the risks... to my career, my reputation, my relationships... to life itself...
[...]
What happened to me out on the ice has justified every belief. If I should die now, it would be with the certainty that my faith has been righteous. And if, through death, larger mysteries are revealed, I will have already learned the answer to the question that has driven me here... that there is intelligent life in the universe other than our own... that they are here among us... and that they have begun to colonize.
- Agent Fox Mulder (per Voiceover) in X-Files, Season 2, Episode 16: Colony

Einleitung
So richtig damit gerechnet hatte eigentlich niemand. Nicht die Zuschauer, die die erste Staffel von Akte X zwar geradezu verschlungen hatten, aber nicht daran glaubten, dass das die Produktionsfirma FOX ausreichend überzeugen konnte.
Nicht FOX, die nicht gedacht hätten, dass die Zuschauer gefallen an den meist unzureichend erklärten, stets von Nebel verhangenen Szenerien hätten, die – ebenso wie das Ermittlergespann Mulder (David Duchovny) und Scully (Gillian Anderson) – so ganz und gar nicht 'Baywatch' waren.
Und auch nicht Chris Carter, der zwar merklich viel Herzblut in die Serie gesteckt hatte, doch der auch um die Härte des TV-Marktes wusste, in der im Endeffekt nur die Quote zählte. Doch die stimmte einfach.
Fernab jedes Trends erwachsen, hatten sich die X-Akten ihre eigene Nische geschaffen. Mystery boomte nun im Fernsehen, und mit höchst beeindruckenden 16 Prozent Marktanteil zur Ausstrahlung der letzten Folge der ersten Staffel in den Vereinigten Staaten war es gar keine Frage, dass eine zweite Staffel folgen würde.

Doch der Wiedereinstieg war gleich eine harte Nuss zu knacken. Der Tod eines recht wichtigen Nebencharakters und die (vorläufige) Schließung der X-Akten am Ende der ersten Staffel hatte für viele endgültig ausgesehen, somit mussten nicht eigentlich verknotete Fäden wieder geöffnet werden, sondern entsprechend auch die Zuschauer zurückgebracht werden.
Es gab sicherlich genug Anbindungsmöglichkeiten. Mulders Schwester war noch immer verschwunden, das Syndikat zog weiter mysteriös in verrauchten Räumen seine Fäden und die Wahrheit, ja, die war immer noch da draußen.
Die 19% Marktanteil zum Start der zweiten Staffel gaben Carter und seinen Mannen erneut recht, und der Weg war frei in ein weiteres, sehr erfolgreiches Jahr, in dem regelmäßig rund 10 Millionen Zuschauer an der Mattscheibe beiwohnen sollten.

Die zweite Staffel entpuppt sich als konsequente Fortsetzung der ersten, technisch vielleicht etwas ausgereifter, besser ausgestattet und mit besseren Outfits (und Frisuren!) für unsere Agenten, doch im Herzen weiterhin Akte X. Weiterhin mysteriös, und weiterhin mit dem Charme einer innovativen Serie gesegnet.

Disc für Disc
Die Box besteht, wie schon der Vorgänger, aus sieben DVDs mit je vier Folgen und einer Disc mit dem Bonusmaterial, wobei diesmal eine Folge auf diese Bonus-DVD ausgelagert werden musste, da die zweite Staffel aus 25 statt der bisherigen 23 Episoden besteht.
Die erste Disc ist dabei bereits mit einigen Klassikern ausgestattet. In der ersten Episode, "Kontakt" (OT: Little Green Men") bricht Mulder, nach der Schließung der X-Akten an seinem Glauben zweifelnd, nach Puerto Rico auf, zu einer verlassenen SETI-Forschungsstation. Was er findet, kann seinen Glauben wieder stärken ... doch kann es auch seinen Tot bedeuten.
"Der Parasit" (OT: The Host) ist einer der absoluten Lieblinge unter den Fans, wenn auch fern aller Logik und allen Sinns. Ein Plattwurmmann (!) terrorisiert die Kanäle von New Ark (New Jersey) und nur die Agenten können ihn stoppen.
"Blut" (OT: Blood) ist ebenfalls von guter Qualität und setzt die Agenten auf die Suche nach der Ursache einer Reihe brutaler Übergriffe, "Schlaflos" (OT: Sleepless) ist dagegen eine höchst durchschnittliche Episode, die aber einen der Lieblingscharaktere der Fans, den Agenten Alex Krycek (Nicholas Lea), sowie Mulders neuen Informanten Mr. X (Steven Williams) einführt und alleine dafür die Betrachtung wert ist.

Disc zwei ist für den Fan der Rahmenhandlung eine wahre Goldgrube, sind doch gleich drei der Folgen für die Mythologie relevant und miteinander Verbunden. "Unter Kontrolle" (OT: Duane Barry), "Seilbahn zu den Sternen" (OT: Ascension) und "An der Grenze" (OT: One Breath) handeln von Duane Barry, einem Mann, der von sich behauptet, von Aliens entführt zu werden. Er nimmt Geiseln, versucht diese an seiner Stelle in die Hände der Außerirdischen zu geben. Die Agenten schreiten ein, doch letztlich ist es nicht Duane, sondern Scully, die entführt wird.
Unterbrochen wird das Trio von der Episode "Drei" (OT: 3), einer sehr schwach Vampirfolge, die allerhöchstens für jene interessant ist, die mal David Duchovnys Ex Perrey Reeves sehen wollen...

Die dritte Scheibe dreht sich ganz und gar um die sogenannten Monster of the Week, also unabhängige Episoden mit einer nach 45 Minuten (nach Akte X-Maßstäben) abgeschlossenen Handlung. "Der Vulkan" (OT: Firewalker) führt das Ermittlerduo zu einem Vulkan, in dem ein Roboter angeblich eine Lebensform geortet hat, "Rotes Museum" (OT: Red Museum) ist ein unausgegorenes Trümmerstück eines in der Vorproduktion gescheiterten Crossovers mit 'Picket Fences', "Exelsis Dei" (entspricht dem OT) dreht sich um die Vergewaltigung einer Krankenschwester in einem Altenheim durch einen Unsichtbaren und "Böse Geboren" (OT: Aubrey) bietet einmal mehr eine Reihe mysteriöser Serienmorde. Insgesamt eine rundum durchschnittliche Disc.

Der vierte Silberling eröffnet mit "Todestrieb" (OT: Irresistible), einer weiteren Folge um eine Mordserie, die diesmal aber nicht von Agent Mulder, sondern einem anderen Agenten UFOs zugeschrieben wird; Mulder ist skeptisch. Eine gute Folge von Serienerfinder Chris Carter und der Abschied von Regisseur David Nutter. "Satan" (OT: Die Hand, die verletzt) ist eine unterhaltsame, aber nicht unbedingt überragende Episode um das klassische Motiv der unheimlichen Vorgänge an einer Schule und "Frische Knochen" (OT: Fresh Bones) ist eine Voodoo-Episode von ebenfalls durchschnittlicher Qualität.
Die letzte Folge der bisher eher durchschnittlichen Disc ist dann aber der erste Teil von "Die Kolonie" (OT: bestehend aus "Colony" und "End Game"), einem Mythologie-Zweiteiler, in dem nicht nur Mulders Schwester zurückzukehren scheint, sondern die auch den von nun an immer wieder wichtigen Handlungsfaden um außerirdische Klone zentral thematisiert. Auch der von Brian Thompson gespielte außerirdische Kopfgeldjäger hat hier seinen ersten Auftritt und wird – nicht zuletzt dank seiner vielen Fans – er Serie auch noch lange erhalten bleiben.

Nachdem die fünfte Disc diesen exzellenten Mehrteiler dann noch gekonnt zu Ende gebracht, geht es weiter mit "Sophie" (OT: Fearful Symmertrie), einer guten Episode um Amokläufe, die scheinbar von einem unsichtbaren Elefanten verursacht wurden, sowie mit "Totenstille" (OT: Dod Kalm), einer ebenso guten Episode, die die beiden Agenten auf hohe See führt. "Der Zirkus" (OT: Humbug) ist dafür sicherlich ein regelrechter Meilenstein, der nicht zuletzt durch das vollkommen abgedrehte Drehbuch von Darin Morgan und eine echte gecastete, faszinierende Zirkustruppe zu gefallen weiß. Ein absolutes Highlight der Staffel, obwohl – oder gerade weil – es weit fernab der Rahmenhandlung steht.

Disc sechs beginnt latent katastrophal mit "Heilige Asche" (OT: The Calusari), einer sehr durchschnittlich geratenen Teufelsaustreibung, sowie "Verseucht" (OT: F. Emasculata), einer vollkommen gleichgültigen Seuchen-Episode. "Das Experiment" (OT: Soft Light) ist dafür dann eine absolut klasse geratene Monster-der-Woche-Episode um einen Mann, der einen guten Grund hat, Angst vor seinem eigenen Schatten zu haben und "Unsere kleine Stadt" (OT: Our Town) ist ein netter Ausflug in die Schrecken einer Kleinstadt...

Den Abschluss bildet dann die siebte Disc und mit ihr die Mythologie-Folge "Anasazi" (OT identisch), die nicht nur einen markanten Cliffhanger setzt und Mulder der Wahrheit wieder merklich näher bringen scheint, sondern die zugleich auch mit den Navajo-Indianern einen weiteren, bis zum Ende haltenden, Plotfaden erschafft.

Dazu gibt es noch eine 15 Minuten umfassende Dokumentation zu den Hintergründen der zweiten Staffel, die damals natürlich auch noch recht simpel gestrickt waren. Chris Carter hat zudem kurze Interviews zu 12 der Episoden gegeben, vier deleted scenes liegen bei und allerlei Werbespots runden das Bonusmaterial ab.
Nicht überwältigend, aber ausreichend.

Verarbeitung und Technik
Die zweite Staffel kommt erneut in einem stabilen bis unverwüstlichen Pappschuber daher, diesmal in schwarz mit metallisch-grau-braunem Aufdruck. Dazu gibt es ein Booklet, das aber leider nicht die Inhalte der Folgen zusammenfasst, sondern nur deren Kapitel listet und – ebenso wie die Box selber – vor falscher Angaben, inhaltlichen und orthographisch/übersetzungstechnischen-Fehlern nur so wimmelt. Ebenso wäre es schön gewesen, wenn auf den DVDs selber Stünde, welche Folgen darauf sind. Statt dessen steht auf jeder Disc nur, dass sie eben vier Folgen enthält.
Dennoch sicherlich ein Stück, auf das man im Regal stolz sein kann.
Die Folgen selber liegen wieder in 4:3 vor, nicht verwunderlich bei einer Fernsehserie. Das Bild ist merklich besser als bei der letzten Staffel, aber noch immer nicht perfekt. Das liegt aber weniger an der DVD als vielmehr an dem damals auch noch nicht perfekten Equipment, welches gerade in dunklen Szenen manchmal einfach an seine Grenzen stieß. Aber gut, das Bild ist scharf, die Farben sind matt – aber das gehört bei Akte X ja auch so – und Kompressionsfehler gibt es schlicht keine.
Der Ton ist solide, klar und rauschfrei, leider aber nach wie vor nur Stereo. Dafür gibt es wieder drei Sprachspuren, Englisch, Deutsch und Spanisch, wobei – wie so oft – der deutsche Ton etwas klarer abgemischt zu sein scheint, die englische Fassung dagegen irgendwie authentischer klingt. Zumal die Übersetzung wie immer bei Akte überdurchschnittlich, aber nicht gleichwertig zum Original ausgefallen ist. Die spanische Spur klingt aber auch hier noch wie frisch aus dem Blecheimer, doch das interessiert wohl auch kaum einen Käufer hierzulande.

Fazit
Akte-X-Fans haben keine Wahl und greifen zu!
Spannende Episoden, gut produziert und von einigen wenigen ausrutschern abgesehen alle sehr gut. Die zweite Staffel ist eine lohnende Investition, der es zwar etwas an Eigenständigkeit fehlt, doch wer nach den ersten 23 Episoden nach neuem Futter sucht, der wird hier mehr als fündig!
Ich jedenfalls hatte viel Spaß mit dem zweiten Jahr im Dienste des FBI und bin sicher, die knapp 100 €, die Fox noch für die Box wollen, sind für jeden Mystery-Fan gut angelegt!


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