Akte X - Staffel 1

Deep Throat: Your lives may be in danger.
Mulder: Why?
Deep Throat: You've seen things that weren't to be seen. Care and discretion, are now imperative.
Mulder: I saw something I...
Deep Throat: As I said, I can provide you with information, but only so long as it's in my best interest to do so.
Mulder: What is your interest?
Deep Throat: The truth.
Mulder: I did see something, but it's gone, they took it from me, they erased it. You have to tell me what it was.
Deep Throat: A military UFO? Mr. Mulder, why are those like yourself, who believe in the existence of extraterrestrial life on this earth, not dissuaded by all the evidence to the contrary?
Mulder: Because, all the evidence to the contrary, is not entirely dissuasive.
Deep Throat: Precisely.
Mulder: They're here, aren't they?
Deep Throat: Mr. Mulder, they've been here for a long long time.

- aus "X-Files", Season 1, Episode 2, "Deep Throat"

Einleitung
Es ist die Serie der Neunziger, wage ich zu behaupten. Sie hat ein ganzen Genre geprägt. Sie hat einen eigenen visuellen Stil erschaffen, der Krimis und, insbesondere, Mysteryserien, nie ganz losgelassen hat.
Die Rede ist natürlich von "Akte X", oder "The X-Files", wie die Serie im Original heißt. 1993 von Chris Carter (außerdem Schöpfer des genialen "Millennium" sowie der weniger erfolgreichen Serien "Harsh Realm" und "The Lone Gunmen") ins Fernsehen gebracht, sollte sie unglaubliche neun Jahre im Fernsehen verweilen, einen Sprung ins Kino wagen und die bis dato ziemlich unbekannten Schauspieler David Duchovny und Gillian Anderson, alias Agent Fox Mulder und Agent Dana Scully, fest etablieren, ebenso wie sie als Sprungbrett für viele Regisseure und Drehbuchautoren diente.
Das es dazu kam, verwundert heute ebenso wie damals. Die Studios waren skeptisch. Gillian Anderson war nicht Pamela Anderson, war weder dumm wie Brot noch blond und Vollbusig. David Duchovny war schon eher ihr Typ, doch der notorisch nuschelnde Schauspieler war bisher auch nicht wirklich durch hochkarätige TV-Unterhaltung, sondern eher durch die softpornografische Serie "Red Shoe Diaries" (hierzulande: Foxy Fantasies) aufgefallen.
Doch der surfbegeisterte Chris Carter schaffte es, seine Vorstellungen durchzusetzen und das, obwohl Mysteryserien so gar nicht im Trend lagen. Aber das war kein Problem: Akte X erschuf diesen Trend selber.
Die Mitte der Neunziger versank schließlich in einer Schwämme von Mysteryserien oder wenigstens mysteriös inszenierter Serien, die sich auf wenige Perlen und viel 08/15-Mist verteilten.
Doch nun, DVD sei dank, kann man für gut 17 Stunden zurück in jene Zeit der frühen Neunziger zurückzukehren und die ersten, manche sagen auch die besten, Abenteuer der beiden jungen FBI-Agenten erneut zu erleben.

Disc für Disc:
Aber schauen wir doch mal im Einzelnen, was wir auf den einzelnen Scheiben vorfinden.
Die Sammel-Edition der ersten Staffel ist ein Set mit sieben Discs, von denen sechs die Folgen und eine zusätzliches Bonusmaterial enthält.
Und schon Disc ein legt direkt hervorragend los.
"Gezeichnet" (OT: "Pilot") ist eine klassische UFO-Geschichte und schafft es bravourös, sowohl eine spannende Handlung zu erzählen, die Stimmung der Serie zu definieren wie auch die beiden Protagonisten, Mulder und Scully, hervorragend einzuführen.
"Die Warnung" (OT: "Deep Throat") setzt diesen Trend fort, führt gerade den Gedanken um eine Regierungsverschwörung weiter und bringt mit dem "Mann mit der tiefen Stimme", der im Englischen natürlich schon den Titel begründet, erstmalig einen mysteriösen Informanten ins Spiel, dann wendet sich die Staffel auch erstmals ihrem "anderen" Format zu und man bekommt das erste "Monster der Woche" präsentiert. "Das Nest" (OT: "Squeeze") dreht sich um den leberfressenden Mörder Eugene Tooms und gilt bis heute als eine der beliebtesten Folgen unter Fans.
Abgerundet wird die erste Disc von "Signale" (OT: "Conduit") dreht sich wieder um UFO-Sichtungen und und auch diese Folge ist einfach gut gelungen.

Disc zwei eröffnet erneut mit einem Monster, "Der Teufel von Jersey" (OT: "The Jersey Devil") geht um und wird von den beiden Agenten in einer ganz guten Episode gejagt, bevor mit "Schatten" (OT: "Shadows") mal wieder ein echter Klassiker folgt, der sich dieses Mal um eine Art Poltergeist dreht. Danach wird es aber auch einmal richtig grottig: "Die Maschine" (OT: "Ghost in the Machine") war der Versuch, eine Art verrückten Supercomputer aufzufahren, doch der Plot ist dünner als ein Haar und wird eigentlich nur noch durch die katastrophale Inszenierung der Episode unterboten. Wäre fast die schlechteste Episode geworden, aber sie soll später noch ihren Meister finden.
Entschädigt wird man am Ende der Scheibe von "Eis" (OT: "Ice"), einer Closed-Room-Episode im ewigen Eis, an der alles stimmt, von der Location über die Inszenierung und die Darsteller bis zur Handlung mitsamt ihrer Spannungskurve.

Die dritte Disc eröffnet mit einem weiteren Fehlschlag. "Besessen" (OT: "Space") dreht sich, leicht anhand der beiden Titel erkennbar, um eine Art Geist aus dem Weltraum, der von einem Astronauten besitzt ergreift; leider ergreift die Spannung aber nicht gleichermaßen den Zuschauer und ein richtig, richtig mieser Spezialeffekt am Ende garniert dann noch die drittschlechteste Episode der Box.
Dafür sind die anderen drei Episoden der Disc allesamt Hits. "Gefallener Engel" (OT: "Fallen Angel") dreht sich erneut um UFO-Sichtungen, ist durchweg spannend erzählt und bringt mit Max Fenig auch gleich noch einen Charakter ans Licht, der, obwohl er hier für lange seinen einzigen Auftritt hatte, extrem beliebt wurde, "Eve" (OT: "Eve") dreht sich um eine Reihe mysteriöser Morde und einige sich sehr ähnelnde Mädchen und "Feuer" (OT: "Fire") dreht sich um spontane Selbstentzündung.

"Die Botschaft" (OT: "Beyond the Sea"), womit die vierte Disc eröffnet, wendet das Augenmerk erstmals mehr auf Scully, die zwar bisher öfter schon mit Hintergrund versorgt wurde, aber hier zum ersten Mal im Rampenlicht einer Episode steht ... und nicht enttäuscht.
Dafür folgt danach jene Gurke, die "Die Maschine" noch unterbietet, denn in in "Verlockungen" (OT: "GenderBender") geht es um eine Art Amish-Sekte, die ihr Geschlecht verwandeln kann und die Leute gerne verführen, mit denen Sex aber tödlich ist. Eine Gurke, die in ihrer Dümmlichkeit einzig noch von dem am Ende aufgeklebten Kornkreis-Ende unterboten wird. Überspringt man besser gleich ganz...
"Lazarus" (OT: "Lazarus") hingegen ist eine ganz schöne Folge um Persönlichkeitswechsel, "Ewige Jugend" (OT: "Young at Heart") ist ebenfalls fein und dreht sich um eine alte Nemesis Mulders.

Disc fünf dagegen kann man getrost von vorne bis hinten empfehlen. "Täuschungsmanöver" (OT: "EBE") ist eine hervorragende UFO-Episode mit allem, was dazugehört, sowie zugleich der erste (und in Season One einzige) Auftritt der Einsamen Schützen, dreier Paranoiker die Mulders Kreuzzug in der Zukunft noch lange begleiten sollten.
"Der Wunderheiler" (OT: "Miracle Man") dreht sich eben um genau einen solchen und lebt auch vor allem von dessen hervorragender Darstellung, "Verwandlungen" (OT: "Shapes") ist eine gute, wenn auch nicht gleich überragende Werwolf-Episode und "Der Kokon" (OT: "Darkness Falls") rundet die Disc mit einer der seltenen aber stets gelungenen "Mulder und Scully in freier Wildbahn"-Episoden ab.

Und auch die letzte Disc mit den eigentlichen Folgen kommt ziemlich gut daher. "Ein neues Nest" (OT: "Tooms") ist die Fortsetzung der o.g. Episode "Das Nest" und kann mit deren Qualität durchaus mithalten, Wiedergeboren (OT: "Born Again") dreht sich um ein kleines Mädchen, dem der Geist eines Mörders innewohnt und die vorletzte Episode, "Roland" (OT: "Roland"), dreht sich um einen geistig behinderten, doch auch sonst bemerkenswerten Hausmeister in einer Forschungsanstalt.
Höhepunkt der Disc ist aber sicherlich das Staffelfinale, damals noch vorsichtigerweise auch als mögliches Series Finale konzipiert, welches es noch einmal so richtig krachen lässt. Hier kommt der Metaplot erstmals richtig in Fahrt und die Folge hat die Fans der Serie damals so richtig erschüttert. Hervorragend.

Die Extras der siebten Disc sind hingegen eher unspektakulär. Es gibt ein 11-minütiges Special zur Wahrheit hinter Akte X, was aber heute natürlich vollkommen überholt ist, Interviews mit Chris Carter zu seinen zwölf Lieblingsepisoden, diverse Werbespots zu den Folgen sowie kurze Deleted Scenes aus dem Pilotfilm (nicht wirklich toll) sowie eine Erklärung einer SFX-Sequenz aus "Gefallener Engel".
Das geht besser.

Technik und Verarbeitung:
Die Edition kommt in einem stabilen und solide verarbeiteten Schuber daher, neben den Scheiben liegt noch ein kurzes, eher nutzloses Booklet bei.
Die DVDs sind dabei gut produziert, aber nicht die oberste Grenze des Machbaren. So sind die Menüs zwar übersichtlich, aber auch unspektakulär, das Bild zwar, vor allem in Anbetracht des Alters der einzelnen TV-Episoden, gut, aber eben auch nicht überragend, der Ton rauschfrei, aber auch nur in 2.0 abgemischt.
Dafür fällt eindeutig das Vorhandensein von drei Tonspuren (Deutsch, Englisch und Spanisch) positiv auf, zumal die deutsche Fassung überraschend gut produziert ist, das Original gerade bei den Hauptcharakteren aber noch deutlich mehr Charme versprüht.
Die Box kann somit mit vollem Recht als solide produziert bezeichnet werden, es gibt keinerlei Patzer, aber auch wenig wirklich Bemerkenswertes.

Gesamtbetrachtung:
Nimmt man also alles beisammen, so kommt man auf vier sehr gute und zwei gute Discs in guter Qualität, was der Box eine entsprechende Wertung einbringt. Da sie aber mit knapp 125 € nicht gerade billig ist, muss es eben jeder selber wissen.
Sie ist für Fans sicherlich jeden Cent wert, denn gerade die Anfänge sind auch sehr sehenswert und es ist beachtlich, wie Chris Carter und seine Crew wirklich von Anfang an ihren Grundsatz, jede Woche einen kleinen Kinofilm zu präsentieren, halten konnten.
Somit kann man sagen, ein Fan der Serie oder des Genres muss hier zugreifen, jeder andere sollte einen längeren Blick aber ebenfalls durchaus mal ins Auge fassen.
Ein guter Start, der zwar noch gut Spielraum nach oben lässt, dennoch aber rundum gefällt.


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