Willard

"Willard. There are rats in the basement!"
- aus Willard

Auf ein Wort:
Tierhorrorfilme gibt es bekanntlich wie Sand am Meer.
Hitchcocks "Die Vögel" ist ein Paradebeispiel für gut gemachten Horror und wahrscheinlich auch der Urvater des Genres.
Steven Spielberg lehrte uns mit dem "weißen Hai" das gruseln und nahm uns für Jahre die Lust am schwimmen im Meer.
Aber auch der oft vergessene "Phase IV" ist ein kleines Juwel in seiner Liga.
Neben diesen Meisterwerken gibt es aber auch noch diejenigen die sich aus der Flut der trashigen Produktionen hervortuen weil sie sich selbst nicht so ganz ernst nehmen. So etwa Joe Dantes "Piranhas", "Der Killeralligator" oder wie zuletzt "Arac Attack".
Auch der vorliegende Film fällt in das oben bereits erwähnte Genre des Tierhorrors, Willard ist dabei das Remake des gleichnamigen Films von 1971 in der Neuverfilmung inszeniert von Glen Morgan und James Wong, den meisten eher durch ihre Arbeiten an Millennium und Akte X bekannt.

Zur Handlung:
Willard Stiles ist seit Jahren in einer emotionalen und beruflichen Sackgasse gefangen.
Er arbeitet in der ehemaligen Firma seines verstorbenen Vaters unter einem sadistischen Boss und zuhause muss er sine kranke Mutter pflegen.
Als er allerdings eines Tages in seinem Keller mit einer Ratte Freundschaft schließt ändert sich sein gesamtes Leben. Socrates, wie er den cleveren Nager getauft hat, wird zu seinem besten Freund, zusammen mit Socrates und dem riesigen Nager Ben lehrt er die anderen Ratten ihm zu gehorchen und startet alsbald seine Rache gegen diejenigen die ihn all die Jahre gequält haben.
Doch schon bald muss er feststellen dass er die Geister die er rief nicht mehr los wird und Ben sich als weit aus gefährlicher entpuppt als Willard angenommen hatte.

Zur Umsetzung:
Ich muss zugeben dass ich zuerst etwas skeptisch war als ich die DVD in den Händen hielt, ein Horrorfilm mit Ratten? Der letzte dieser Art den ich gesehen hatte lief im Nachtprogramm von Kabel 1 und handelte von mutierten Riesennagern die ein Farmhaus irgendwo in der Einöde Amerikas belagern, verständlich das man zuerst etwas skeptisch ist.
Allerdings ließen mich die Namen Glen Morgan und James Wong aufhorchen und dem Film eine Chance geben.
Und ich muss zugeben dass ich auch fast nicht enttäuscht wurde.
Willard ist sicherlich nicht herausragend aber dennoch ein wirklich feiner Film auf seinem Terrain.
Glen Morgan nimmt sich vor allem Zeit für die Story und die Charaktere, er baut die Geschichte professionell auf, auch wenn der Verlauf sicherlich nicht gerade sehr verschlungen ist schafft er es doch ein Maximum an Spannung heraus zu holen.
Die Schauspieler, allen voran Crispin Glover geben eine durchweg gute Vorstellung ab.
Er spielt den total in sich zurückgezogenen Willard einfach überzeugend, er bewegt sich dabei fast immer am Rande eines Wutausbruches allerdings traut er sich letzten Endes dann doch nie seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, was auch teilweise zu seiner Isolation führt und ihn in den Ratten seine einzigen Freunde sehen lässt.
R. Lee Ermy, vor allem durch seine Darstellung des Drill-Sargens aus "Full Metal Jacket" bekannt, gibt Willards Boss. Ein herrschsüchtiger Tyrann der seine Mitarbeiter von oben herab ansieht und dem sein Auto mehr bedeutet als seine eigene Familie. Seit er es geschafft hat sich die Firma von Willards Vater anzueignen versucht er nun auch noch Willard selbst hinaus zu ekeln um sich auch dessen Grundstück unter den Nagel reisen zu können.
Aber nicht nur die menschlichen Darsteller können überzeugen, auch ihre tierischen Kollegen geben eine gute Vorstellung ab. Allen voran Ben, ich glaube nie wirkte eine Ratte so bedrohlich und böse wenn sie einfach nur auf einem Regal hockte.

*Spoileranfang*
Als einzigen Minuspunkt an der ganze Geschichte fällt einem nur das Ende auf, wer sich jetzt denkt: He, sicherlich kommt Willard durch seine eigenen Ratten ums Leben, wird leider enttäuscht. Ursprünglich war es auch so vorgesehen, allerdings missfiel dies dem Testpublikum und so wurde das Ende eben so weit abgeändert das Willard nun nicht stirbt sondern, nachdem er Ben getötet hat, in einer Irrenanstalt landet. Sicherlich nicht ganz gelungen, wäre mir das Ursprüngliche Ende lieber gewesen, da es sich vor allem auch besser in die Story einfügt.
*Spoilerende*

Die Ausstattung des Films ist herrlich düster und erinnert von der Ausleuchtung und Farbgebung her sehr an Millennium und Akte X, was vor allem auch an den verschiedenen Filtern liegt mit denen der Film teilweise aufgenommen wurde.
So wirkt Willards Haus alt und marode und auf eine ganz besondere Art und Weise auch an sich schon unheimlich, sein Büro unmenschlich und von der Ausstattung her oft wie aus dem letzten Jahrhundert.
Auch die Musik trägt ein gutes Stück dazu bei, man entschied sich hierbei für die ungewöhnliche Kombination von Orchester und Akkordeon, was dem ganzen oft einen teilweise sehr disharmonischen und schrägen Klang verleiht.

Zudem bietet die DVD wirklich eine Menge an Extras. Mehrere entfallene Szenen sowie dem alternativen Ende, einen Originalkommentar der Filmemacher und der Hauptdarsteller, ein einstündiger (wirklich guter) Blick hinter die Kulissen und die Entstehung des Films, eine nette Dokumentation über Rattenliebhaber und Rattenhasser, Trailer und TV-Spots sowie ein Musikvideo von Crispin Glover zu dem Titelsong "Ben" (wahlweise mit anwählbarem Kommentar, den man sich auf jeden Fall einmal anhören sollte).

Fazit:
Von dem nicht ganz so tollen Ende des Films einmal abgesehen war ich doch sehr angenehm überrascht und muss sagen dass der Film sein Geld wirklich wert war.
Wer auf Horrorfilme der etwas leiseren und ungewöhnlicheren Art steht kann hiermit sicherlich nichts falsch machen und sollte beruhigt zugreifen, man bekommt für sein Geld eine Menge geboten.
Auf dem weiten Feld des Tierhorrorfilms sicherlich eine gelungene Ausnahme die einen nähren Blick lohnt.


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