Gift, The - Die dunkle Gabe

She's a witch! She's putting spells on everybody in town!
- Donnie, in The Gift

Zur Handlung:
Als die junge Jessica King verschwindet, wendet sich die Polizei nach einer Weile an Annie Wilson. Annie ist ein Medium und auch wenn der Sheriff nicht daran glaubt, so ist er doch verzweifelt genug, hier Hilfe zu suchen.
Annie führt die Polizei zu der Leiche, doch die Geschichte erhält bereits einen faden Beigeschmack dadurch, dass es ausgerechnet Donnie Barksdale ist, zu dem die Spuren führen. Donnie ist fanatischer Christ und stand daher der zugezogenen Hellseherin immer skeptisch gegenüber.
Doch viel schlimmer ist, dass ihr irgendetwas sagt, dass der Mord nicht ganz aufgeklärt ist. Und die Lebenden wie die Toten schicken sich an, sie deshalb zu verfolgen...

Zur Umsetzung:
"The Gift" ist gewissermaßen ein komischer Film. Komisch hier im Sinne von seltsam, und dies auch nicht inhaltlich, sondern medientechnisch, sozusagen. Denn obwohl "Spiderman"-Regisseur Sam Raimi den Film gedreht hat, obwohl das Drehbuch von Oscar-Preisträger Billy Bob Thornton geschrieben wurde und obwohl die Besetzung vor bekannten Namen nur so überzulaufen scheint, ist doch nur verhältnismäßig wenig über den Film gesprochen worden.

"The Gift" hebt sich alleine deshalb von vielen Genre-Kollegen schon ab, weil er eigentlich kein Film über das Übernatürliche ist. Es stellt zwar den Rahmen für die Geschichte und ist eine der tragenden Säulen der Handlung, doch auch nicht mehr. Ähnlich wie in Zemeckis "Schatten der Wahrheit" nutzt auch "The Gift" das Okkulte eher als Rahmen für einen traditionellen Krimi, denn Jessica ist klar durch Menschenhand gestorben.
Es ist gerade in diesem Vergleich allerdings auch etwas schade, dass Raimi das Übernatürliche als definitives Element der Wirklichkeit darstellt, so dass man anders als bei "Schatten der Wahrheit" eben um die Gabe der Hauptdarstellerin weiß und dies nicht zuletzt Donnie sehr irrational böse wirken lässt.

Ebenfalls unschön ist die Ungenauigkeit, die hier bewusst oder unbewusst betrieben wurde. So nutzt Annie Karten zum Wahrsagen, die man "Zener"-Karten nennt und die eigentlich zum Test von Probanten mit angeblicher außersinnlicher Wahrnehmung verwendet werden - wie sie mit ihren fünf Motiven die Zukunft vorhersagen kann, wird immer ihr Geheimnis bleiben.

Zuletzt bleibt noch die Kritik des Vorhersehbaren bestehen, denn spätestens zum letzten Drittel ist man sich ziemlich sicher, wie der Film ausgehen wird. Ich weiß, es gibt da schlimmere Fälle, aber ein Film der sich fast ausschließlich über seine Spannungskurve definieren kann, wie es bei einem Thriller nun einmal der Fall ist, hätte sicherlich eine weitere Wendung gut vertragen können.

Dennoch, keine Frage, der Film hat eine dichte Atmosphäre, was er neben der guten, wenn auch nicht ungewöhnlichen Inszenierung nicht zuletzt seinen Darstellern verdankt. Annie wird von Cate Blanchett gespielt, die schon "Banditen" getroffen hat, in "Elizabeth" die gleichnamige Königin verkörpert hat und nicht zuletzt als Galadriel in "Herr der Ringe" zu sehen war. Sie liefert auch hier eine sehr gute Darstellung ab, was auch notwendig war, da doch große Teile des Films von ihrem Spiel abhängen.
Donnie wird von Keanu Reeves gespielt, der hier nach "Matrix" zeigen darf, dass er doch noch Mimik hat und dem man, anders als in "The Watcher", auch den unsympatischen Kerl abkauft. Seine sichtlich leidende Frau wird vom "Insomnia"-Star Hilary Swank wundervoll portraitiert, während die verschwundene Jessica King von Katie Holmes gespielt wird, auf die man sich 2005 auch in "Batman Begins" freuen darf.
Bleiben noch "Wir waren Helden"- und "Mystery Men"-Mime Greg Kinnear als besorgter Verlobter, Giovanni Ribisi ("Lost Highway", "Saving Private Ryan", "Sky Captain and the World of Tomorrow") als leicht gestörter Freund von Annie sowie "Open Range"-Akteur Michael Jeter als zynischer Generalstaatsanwalt.

Die Chemie zwischen allen Darstellern stimmt, das Tempo das Handlung ebenso und wäre es nicht um die eingangs erwähnten Schönheitsfehler, könnte man schon fast wieder den viel bemühten Begriff der Kaufempfehlung zücken.

Die DVD ihrerseits ist ebenfalls okay, wenn auch keine Referenzklasse. Der in 1.85:1 vorliegende Film ist mit seinen 107 Minuten länge bereits ein Hauptbestandteil der DVD, die Extras sind dagegen eher mau ausgefallen.
Dafür überzeugt der Ton, der auf Deutsch in DTS und DD5.1 vorliegt, in Englisch wie gewohnt ohne DTS-Track durchhalten muss. An Untertiteln gibt es englische und deutsche, jeweils sowohl als normale Version und für Hörgeschädigte.

Somit ist "The Gift" ein guter, aber kein überragender Film. Wer ihn irgendwo billig sieht oder leihen kann, macht damit vermutlich keinen Fehler, wenn er das Genre mag. Ob er dagegen den Vollpreis wert wäre, sei hier eher bezweifelt.
Doch auch wenn er kein Meilenstein ist - mehr Aufmerksamkeit als das bisschen, dass er momentan hat, hätte er definitiv verdient.


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