Big Lebowski, The

Way out west there was this fella I wanna tell ya' about. Goes by the name of Jeff Lebowski. At least that was the handle his loving parents gave him, but he never had much use for himself. See, this Lebowski, he called himself "The Dude".
Now, Dude, there's a name no man would self-apply where I come from. But then there was a lot about the Dude that didn't make a whole lot of sense. And a lot about where he lived, like-wise. But then again, maybe that's why I found the place so darned' interestin'.
See, they call Los Angeles the "City Of Angels", but I didn't find it to be that, exactly. But I'll allow it as there are some nice folks there. 'Course I ain't never been to London, and I ain't never seen France. And I ain't never seen no queen in her damned undies, so the fella says.
But I'll tell you what, after seeing Los Angeles, and this here story I'm about to unfold, well, I guess I seen somethin' every bit as stupefyin' as you'd seen in any of them other places. And in English, too.
- aus The Big Lebowski

Zur Handlung:
Jeff Lebowski, der sich aber selbst nur 'der Dude' nennt, ist Arbeitslos. Er wohnt in seiner Wohnung, trägt normalerweise ein ausgewaschenes T-Shirt und Bermudashorts, scheut sich auch nicht, mal im Bademantel einkaufen zu gehen. Seine Zerstreuung findet er Abends beim Bowling.
Doch seine kleine Welt gerät vollkommen aus den Fugen, als zwei dumme Gauner ihn mit dem Millionär Jeff Lebowski verwechseln und einer von ihnen, bei dem daraus resultierenden Überfall, seine Blase auf dem Teppich des Dudes entlehrt.
Der Dude fasst sich daraufhin ein Herz und marschiert zu dem Millionär, mit dem Ziel, seinen Teppich ersetzt zu bekommen ... und ehe er sich versieht, befindet er sich in einem komplexen Spiel um Geld, eventuell entführte Frauen und unzählige weitere, mysteriöse Parteien geht...

Zur Umsetzung:
"The Big Lebowski" war so einer der seltenen Filme, die ich sah und sofort in mein Herz schloss. Es stimmt alles an dem Film, da gibt es nichts, über das man sich beschweren muss.
Das beginnt schon bei den Charakteren, die alle ihren Schauspielern auf den Leib geschrieben wurden. Der Dude wird von Jeff Bridges gespielt, der bärtig, langhaarig und 'betont arbeitslos' perfekt in seine Rolle passt. Er verleiht dem Dude einen unglaublichen Charme und strahlt ein selbst für einen guten Schauspieler ungewohnt hohes Charisma aus.
Seine beiden Freunde und Bowling-Kollegen sind nicht minder gut besetzt. Walter, alias John Goodman, überzeugt als eindeutig geschädigter, eindeutig gefährlicher und ebenso eindeutig sympathischer Vietnamveteran und Donny, alias Steve Buscemi, ist das niemals zu Wort kommende Anhängsel der Gruppe.
Die drei vermitteln überzeugend einen kleinen Mikrokosmos, zeigen sich charmant und liebenswert als drei sozial eigentlich durchs Netz gefallene und dennoch gut lebende Protagonisten.
Ihnen gegenüber stehen dann etwa der Millionär Lebowski (David Huddleston) und sein Adjutant Brandt (Philip Seymour Hoffman), Maude Lebowski (Julianne Moore), die Tochter des großen Lebowski und freie Künstlerin sowie eine ganze Reihe verrückter Charaktere, wie etwa deutschen Nihilisten, manch anderen, eigenartigen Bowling-Spieler und einem Porno-Produzenten.
Was der Film dabei meisterhaft schafft, ist jeder dieser Gruppierungen einen ganz eigenen Touch zu geben. Seien es nun unsere drei Protagonisten, die alleine durch ihren umgangssprachlichen Ton auffallen (laut IMDb fallen 281 Varianten des Wortes 'fuck' im Film und der Dude alleine sagt 144 Mal '...man' im Laufe der Geschichte), sei es der sehr vom Pathos getragene, drückend inszenierte und pikierte Millionär, seine alle Klischees einer reichen Intellektuellen erfüllende Tochter oder auch die radebrechenden, skurrilen Deutschen – der Film gibt jedem Charakter viel inhaltlichen Raum und schafft es dabei sehr gekonnt, den Dude als charismatische Hauptfigur dennoch immer im Mittelpunkt zu halten.

Zu verdanken ist das, wie auch schon die komplexe Geschichte, den beiden Coen-Brüdern, die ja bereits mit ihren bisherigen Filmen viele Fans erringen konnten. Filme wie "Fargo" oder "O Brother, Where Art Thou?" gelten unbestritten als kleine Meisterwerke.
"The Big Lebowski" trägt eine solche Ehre ebenfalls mit Recht. Denn die beiden Brüder ziehen nicht nur das oben aufgeführte Figurengeflecht auf, sie betten es auch noch in eine interessante Geschichte. Irgendwo zwischen Krimi, Thriller, Film Noir und Komödie angesiedelt, näher wird sich das Genre wohl kaum bestimmen lassen, verläuft die Geschichte in immer komplexeren Bahnen. Man kann den Teppich, um den es dem Dude geht, sozusagen als Stein sehen, den man in einen Teich wirft. Die Wellen, die das schlägt, erweitert noch von einigen anderen Steinchen wie dem Verschwinden der Ehefrau des Millionärs, sorgen dafür, dass immer mehr Charaktere und immer mehr Handlungselemente eingeworfen werden.
Dabei schafft der Film das schier unmögliche Kunststück, bis in die letzte Viertelstunde noch neue Fragen aufzuwerfen und am Ende doch alles sehr zufriedenstellend aufzulösen, und das – was wohl das bemerkenswerteste ist – ohne das der Dude selbst jemals wirklich versteht, was um ihn herum geschieht.
Das ist es, was den Charakter und auch den Film so unwiderstehlich machen: der Protagonist treibt irgendwo durch diesen irren Plot, tangiert ihn aber niemals wirklich und schafft es doch, am Ende der Sache richtig gut dazustehen. Das gibt der gesamten Geschichte etwas ungeheuer Beruhigendes, Zufriedenstellendes.
Hier wird nicht gehetzt, hier gibt es keine unnötigen Spannungstreiber – langsam und mit der nötigen Ruhe spielen die Coen-Brüder hier gekonnt ihre Karten aus.

Die Inszenierung ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Gute Kameraarbeit, wunderschöne Kulissen, ein aus ungezählten Klassikern bestehender Soundtrack und einige sehr nette optische Spielereien erfreuen den Zuschauer ebenso wie beispielsweise zwei sehr aufwendige Traumsequenzen.

Die DVD-Veröffentlichung des Filmes ist okay, man hat aber schon besseres gesehen. Das Bild ist sehr gut, scharf und detailreich, liegt in Widescreen ebenso wie in 4:3 vor, der Ton ist wahlweise Englisch oder Deutsch 5.1 und es gibt englischsprachige, abschaltbare Untertitel. Schade ist das komplette Fehlen von Bonusmaterial, denn gerade dieser Film hat so viele In-Jokes, dass doch zumindest einige Texttafeln mit Hintergrundinfos und ein Audiokommentar schön gewesen wären, zumal die US-DVD wenigstens ein langes Interview zu bieten hatte.

"The Big Lebowski" ist mittlerweile schon sehr billig zu haben – ein Grund mehr, sofort zuzugreifen. Jeder, dessen filmischer Horizont nicht bei den generischen Hollywood-Action-Krachern endet, sollte keine Sekunde länger warten.
Der Film ist intelligent, gut erzählt, mit charmanten Charakteren und spannender Handlung; wer da nicht zugreift, ist selber Schuld!


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