Big Kahuna, The
Bob Walker: Throw me in the water and see if I can swim.
Larry Mann: I think you're missing the point here Bob, we're about to throw you off a cliff and see if you can fly.
- aus The Big Kahuna
Im Zuge eines Kongresses finden sich drei Handelsvertreter für industrielle Schmiermittel in Wichita, Kansas, ein. Larry, ein gewitzer Zyniker mit scharfer Zunge, Phil, vom Leben gezeichnet, frisch geschieden und recht ausgebrannt sowie Bob, vollkommener Neuling, nervös und naiv.
Ihr Ziel: 'the Big Kahuna' (der 'den großen Fisch', wie uns die Synchro weiß machen will), einen mächtigen Industriellen, von den Vorzügen ihrer Firma zu überzeugen und sozusagen sprichwörtlich "an Land zu ziehen".
Der Film folgt ihnen von der Ankunft in dem dafür ausgesuchten Hotelzimmer durch die Nacht bis zum Morgen, gefüllt mir sehr vielen gut geschriebenen Wortduellen und einigen sehr weisen Einsichten.
Zur Umsetzung:
Die Hülle der vorliegenden DVD, soviel ist klar, wurde alleine daraufhin entworfen, potentielle Kunden zu verjagen. Hellblau kommt sie daher, zwei der drei Hauptdarsteller, einen davon mit sehr dummen Gesichtsausdruck, sowie ein ausgesprochen hässliches Logo zeigend, bietet sie dann auf der Rückseite noch sechs nichtssagende Bilder. Was hier die Rettung darstellt, sind die Namen der beiden Hauptakteure auf dem Cover, denn niemand geringeres als Kevin Spacey und Danny DeVito – beides normalerweise durchaus Anzeichen für gute Filme und somit für mich durchaus Grund genug, die Scheibe aus der Grabbelkiste der örtlichen Videothek mal mitzunehmen und, nach eingängiger Betrachtung, hier auch zu besprechen.
Der Film basiert ursprünglich auf einem Theaterstück von Roger Rueff, welches unter dem Titel "Hospitality Suite" erschienen ist. Der Autor hat jedoch auch das Drehbuch zu Adaption auf die große Leinwand verfasst, welche wiederum von Kevin Spacey selbst produziert wurde. Zumindest eine gewisse Treue zum Werk sollte damit schon gewährleistet sein.
Seine Wurzeln im Theater kann das Kammerspiel kaum verleugnen, will das aber, so erklärte Regisseur John Swanbeck, auch gar nicht. Swanbeck kommt selbst vom Theater und "The Big Kahuna" ist der einzige Film, bei dem er jemals Regie geführt hat; wohl aber hatte er unter anderem einige Jahre zuvor bereits eine Bühnenadaption des Stückes inszeniert.
Ganz bewusst verzichtete er auf das typische Hollywood-Mittel, Handlungen an möglichst vielen Orten mit möglichst großem Aufwand zu inszenieren. Der Dialog und die Schauspieler sind das Hauptaugenmerk der Handlung, die sich daher komplett in dem Zimmer des Kongresshotels abspielt, und durch nichts solle davon ablenken. "Der Film ist ein visuelles Medium und du brauchst cinematische Bilder, Landschaften, Spezialeffekte und verschiedene Handlungsorte. Aber wir erkannten, dass wir die Gesichter der Schauspieler als Landschaften nutzen konnten und unsere Spezialeffekte sollten die Gefühle in ihren Augen sein." erklärte er in einem Interview.
Daraus ergeben sich zwei Dinge. Zunächst einmal eine schlicht für einen Kinofilm untypische Inszenierung. Das beginnt bei der einzelnen Location (die an zwei, drei Stellen dann doch mal verlassen wird, allerdings nur optisch, der Dialog findet stets in diesem Raum statt), setzt sich aber auch in der Kameraführung sowie dem Schnitt fort. Ein ruhiges Erzählfluss, für einen Film der späten Neunziger ein ungewöhnlich geringes Maß an Schnitten und sehr viele Großaufnahmen sorgen zwar für eine dem Theater in der Tat sehr nahe Inszenierung, sorgen aber, zusammen mit dem sehr sparsam eingesetzten Soundtrack, für ein visuell sehr zurückhaltendes Erlebnis, was vermutlich nicht jedem zusagen wird.
Weiter ergibt sich aber auch, dass die Schauspieler einem sehr hohen Anspruch ausgesetzt sind. Nicht zuletzt "Cast Away" zeigte ja auf, dass auch anerkannte Schauspieler an zu viel Screentime brechen können. Doch zwar fehlt den drei Handelsvertretern hier die Landschaft des oben genannten Films, dafür aber haben die drei die Möglichkeit, untereinander zu interagieren – was bravurös aufgeht.
Kevin Spacey zunächst hatte als Produzent ja wohl auch selbst ein Auge darauf, eine Rolle zu ergreifen, in der er sich wohl fühlt und das merkt man auch. Zwar ist die Bandbreite seiner Rolle irgendwo das von ihm bekannte Repertoire, doch das mindert die Qualität seiner Darstellung nicht. Er bringt Larrys Zynismus ebenso gekonnt herüber wie die Tatsache, dass dahinter eben doch ein Mensch zu finden ist, ja, sich irgendwo dort versteckt hält. Es macht einfach Spaß ihm zuzusehen.
Gleiches gilt für DeVito in der Rolle des Phil, die ebenfalls perfekt auf ihn passt. Er ist bitter, er ist erfahren und, wie auch Spacey, ist er vor allem eines: sympathisch. Es ist ein glaubwürdiger und zugleich liebenswerter Charakter, der einfach ohne Schwäche konstant gut gespielt ist.
Dritter im Bunde ist der im Verhältnis zu den beiden anderen extrem unbekannte – und auch unbeschriebene – Peter Facinelli. Der war als Hilfsschurke Prinz Takmet im "Scorpion King" und hatte eine Rolle in der Serie "Fastlane", da endet das bekannte Programm dann aber auch. Dennoch spielt er hier sehr gut und lässt sich auch von den beiden Größen nicht an die Wand spielen, sondern bringen den nervösen Neuling mit festen moralischen Grundsätzen sehr gekonnt auf die Leinwand.
Moralische Grundsätze, ohnehin ein interessantes Stichwort, denn mehr als normal gehört bei diesem Film das Augenmerk noch auf die Dialoge gerichtet. Denn all der Plot rund um den zu werbenden Kunden ist eigentlich nur die Bühne für das Zusammentreffen dieser drei Persönlichkeiten und ihren ganz eigenen Lebensgrundsätzen. Dabei spielt der Glaube an sich selbst wie auch an etwas Größeres ebenso eine Rolle wie die große, seit jeher in der Menschheitsgeschichte gestellte und stets unbeantwortet gebliebene Frage "Was will ich eigentlich im Leben?" - und natürlich kann auch der vorliegende Film sie nicht beantworten.
Wohl aber kann er zum Nachdenken anregen und enthält schon manche wahre Überlegung, wobei jedoch niemals der sprichwörtliche Zeigefinger erhoben wird.
Die Dialoge zeichnen sich neben ihrer Intelligenz eben auch durch ihren Witz aus. Das ist jetzt nicht so zu verstehen, dass jeder Satz ein Schenkelklopfer ist und auf jede Phrase eine Pointe folgt, sondern vielmehr allgemein ein cleverer Wortwitz in der Luft liegt und viele kleine Wortspiele ausgesprochen werden, die dann von den anderen Beteiligten aufgegriffen und weiter ausgeführt werden. Dies erhöht den Unterhaltungsgrad ungemein und hebt ihn auf ein sehr angenehmes, jedoch nicht vordergründiges Niveau.
Abschließend kann man sagen, dass es sich bei "The Big Kahuna" um einen sehr guten und rundum empfehlenswerten Film handelt, vorausgesetzt, der Zuschauer weiß die Darbietung zu schätzen. Somit ist der Film zwar mit seiner FSK 6 durchaus korrekt und angemessen bewertet, aber wirklich zu würdigen weiß man den Film wohl erst ein gehöriges Maß an Jahren später. Die englische Wertung mit 'R' ob der harten Sprache ist übrigens auch ein schlechter Witz und geht wohl alleine auf die mehrfache Nennung des bösen F-Wortes ('fuck' für die, die mir hier wieder mangelnden Mut zur Aussprache vorwerfen wollen) zurück.
Abschließend sei noch einmal betont, dass der Film für reine Cineasten sicherlich eine Enttäuschung sein kann. Zur Inszenierung ist ja schon genug gesagt, doch auch die deutsche DVD ist eher schwach ausgefallen. Das Bild ist okay, aber Meilen von der Referenz abgeschlagen, der Ton ist klar und deutlich und wenn die englische Spur auch nur Stereo ist, im Vergleich zum 5.1-Mix der deutschen Fassung, so ist das ob de Natur des Filmes doch eher egal.
Das man aber außer einer Trailershow (einer vom Hauptfilm und fünf zu weiteren, unbekannten Filmen) und einigen Texttafeln zu den Darstellern keine Informationen geboten bekommt, nicht einmal zu dem Stück, dass hier adaptiert wurde, ist schon eine Schande. Dass es auch noch keine Untertitel gibt, ist dabei noch das kleinste Übel.
Alles in allem kann man den Kauf aber klar empfehlen, wenn man eben Spaß an der Darbietungsform hat, denn eine so intelligente, so gekonnt gespielte und nicht zuletzt so unterhaltsame "Kammer-Komödie" sucht einfach ihresgleichen.
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