Shotgun
„Ich denke ... Lippen!“
- aus Shotgun
Max Billings und Ian Jones sind gnadenlose und harte Cops. Kein Verbrecher stellt sich ihnen in den Weg und ist doch mal einer so dumm, landet er mit 32 Kugeln im Körper auf dem Boden. Sie sind daher die besten Cops ihres Departments.
Doch als Jones‘ Schwester Tanya, die ihr Geld als Prostituierte verdient, durch einen perversen Mörder getötet wird und Ian trotz Befangenheit den Fall übernimmt, ergreift ein IAD-Ermittler die Chance und versucht, Jones suspendieren zu lassen. Der ergreift die einzige Möglichkeit, die er sieht, und schlägt den IAD-Mann zusammen. Dafür wird er dann für sechs Monate suspendiert.
Er wird Kopfgeldjäger und macht sich als „Shotgun“ einen Namen, immer noch auf der Suche nach dem Drahtzieher hinter Tanyas Tod...
Zur Umsetzung:
„Shotgun“ ist mal wieder ein wirkliches Schmuckstück in der Welt des Action-Trash. Die Handlung ist, natürlich, furchtbar abgedroschen und die Actionszenen sind ziemlich mau, aber alleine die beiden Hauptdarsteller sind die drei Euro, die der Film vielleicht kosten mag, absolut wert.
Der von Rif Hutton gespielte Max Billings ist ein lieber, netter Afroamerikaner mit vielleicht etwas zu hoher Synchrostimme und lieber Ehefrau, während Stuart Chapin mit langen, blonden Haaren und feschem Bart so sehr „Weißbrot“ schreit, wie das 1989 überhaupt möglich war.
Die beiden lungern Tag wie Nacht auf dem Strich herum und ignorieren so alles um sie herum, bis ihre Lieblingsnutte das zeitliche segnet. Tut man ja auch nicht, ihnen sowas wegnehmen.
Aber die Chemie der beiden ist ... naja, anders.
Öfters wurde ja schon im Umfeld von Actionfilmen von der Homoerotik der unverwüstlichen Freundschaften massenmordender Actionheld-Männer gesprochen, aber wenn Ian und Max kein Paar sind, dann weiß ich auch nicht. Ob es nun Max‘ Frau ist, die ihm erklärt, dass er sich verändert habe, seit Ian weg sei oder aber ihr gemeinsames Besäufnis, an dessen Ende sie sich in den Armen liegen und Hände auf fremden Oberschenkeln liegen ... meine Herren.
Doch auch die anderen Charaktere sind toll, vor allem die beiden Schurken. Da ist Rocker, dessen Synchrostimme das Wort heiser neu definiert, und der für seinen Chef, einen bösen Anwalt, eben die Frauen zum Töten heranschafft. Im Grunde kriegt Ian das aber bis zum Ende nicht wirklich raus und jagt daher unerbittlich jemanden, der nicht mal wirklich der Mörder ist. Der kriegt zwar auch sein fett weg, aber nur, weil das Drehbuch ihn spontan an einen Ort bringt, wo er nichts zu suchen hat und ihm gleichzeitig sein Hirn raubt. Oder so.
Die Actionszenen sind eher mau, sieht man einmal von dem Finale ab. Das ist dann aber auch noch mal so eine Sache: ca. eine Viertelstunde vor Schluss wird mit „Sam“ noch ein alter, bester Kumpel von Ian etabliert und gemeinsam schraubt man in einer A-Team-artigen Sequenz einem alten Jeep ein Kanonenrohr, ein Stand-MG und einen Flammenwerfer auf, um einfach alle anderen erschießen zu fahren. Problemlösung Marke B-Action. Großartig!
Aber auch sonst gibt sich der Film als wunderbares Sammelsurium großen Unsinns. Sei es der blutige Shootout gleich zu Beginn, der, wie sich das gehört, mal wieder so richtig gar nichts mit der Handlung zu tun hat und eine der wohl schlechtesten „Am Hubschrauber hängen“-Stuntszenen bietet, die ich kenne. Sei es die tapfere Hausfrau, die den Diebstahl ihres Wagens nur zu verhindern weiß, indem sie sich heroisch auf die Motorhaube der fahrenden Kiste wirft. Oder sei es das „Shotgun Jones“-Theme, das im Film dauergenudelt wird und dessen Text großteilig bereits im Titel steckt.
Die DVD ist dabei sogar ganz akzeptabel geraten, zumindest im Rahmen eines Best Entertainment-Titels. Das Bild ist rauschiges 4:3, VHS-Master ohne Frage. Der Ton ist wieder nur Deutscher 2.0-Ton, aber dafür ist die Synchro angenehm schlecht – vor allem der perverse Frauenmörder wirkt derartig grenzdebil, dass man ihn schon gar nicht mehr ernstnehmen kann.
Der Film ist und hat alles. Ein Brutaler Shootout-Film, S/M-Thriller, Cop-Drama, Buddy-Action, Männerfreundschaftsfilm und A-Team in einem. Das passt zwar hinten und vorne nicht ganz zusammen, aber hey, das ist nur umso besser. Anders als die von mir in den letzten Wochen besprochenen Asia-produzierten Gurken kann ich „Shotgun“ Trash-Fans mal wieder richtig ans Herz legen.
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