Prinz Eisenherz

"Na schön, lassen wir's stecken. Sieht doch da ganz hübsch aus."
- aus Prinz Eisenherz

Comicverfilmungen haben ja in letzter Zeit wieder einmal Hochkonjunktur, dass es aber auch schon vorher Versuche gab dieses Genre kommerziell zu nutzen ist sicherlich auch hinlänglich bekannt und mit guten wie mit misslungenen Versuchen belegt.
Dies ist aber durchaus nicht nur ein für den amerikanischen Markt typisches Phänomen, nein auch auf der europäischen Seite gab es Ausflüge in dieses Genre, einen davon möchte ich heute vorstellen. Es ist Prinz Eisenherz, auf die große Leinwand gehievt von Europas Megaproduzenten - Bernd Eichinger.

Zur Handlung:
Eisenherz dient als Knappe von Sir Gawain an Artus Hofe, nicht ahnend das er der letzte Nachfahre des Königsgeschlechts von Thule ist.
Eben jenes wurde von den bösen Wikingern unter der Führung Sligons ausgerottet und das Land eingenommen, nur Prinz Eisenherz überlebte und wurde in die Ferne gebracht.
Als die Wikinger jedoch nun auch in Camelot eindringen und Excalibur stehlen und dies den Schotten in die Schuhe schieben wollen droht ein Krieg auszubrechen und Artus sieht sich ohne sein Schwert sowieso verloren.
Excalibur jedoch versenkt sich im Thronsaal von Thule und ist erstmal nicht freizubekommen. Da der Bestimmung nach nur ein echter Thronanwärter das Schwert wieder heraus ziehen kann schaut Morgan Le Fey flugs in ihren Zauberspiegel und entdeckt darin den als Gawain verkleideten Eisenherz der gerade eine Prinzessin, in die er sich verliebt hat, zu ihrem Vater begleiten soll.
Als die Wikinger jedoch eintreffen entführen sie den richtigen Gawain, später fällt ihnen auch noch Eisenherz Prinzessin in die Hände und man macht sich auf nach Thule.
Eisenherz nimmt sofort die Verfolgung auf, natürlich nicht ohne sich vorher noch ein paar Gefolgsmänner zu besorgen, mit dem anschließenden Sturm auf die Burg folgt das Finale.

Zur Umsetzung:
Auf den ersten Blick sieht das ganze gar nicht mal so schlecht aus, der Film ist aus der Mitte der 90-er Jahre was zumindest schon mal einen positiven Blick auf Ausstattung und Kulissen wirft. Auch schön die Comicoptik die der Film beibehält, ja Hulk war nicht der erste, so wird bei den Überblendungen der Szenen immer wieder Zeichentrick- und Comicelemente verwendet. Das war auch soweit alles positive was sich zu dem Film sagen lässt.
Also auf zu den lustigen Seiten des Films.
Was wir hier haben ist ein typischer Fall von komplettem Blödsinn.
Fangen wir bei den Darstellern an, Stephen Moyer als Prinz Eisenherz wirkt den gesamten Film über recht farblos und nach dieser Hauptrolle versank er auch in der Belanglosigkeit, Kathrine Heigl als Prinzessin Ilene wirkt wie das blonde Dummchen von Dienst und ist wohl auch die einzige Prinzessin die auf Zauberpulver allergisch ist.
Aber zum Glück hat der Film auch einige recht gute Schauspieler, Udo Kier gibt den Wikingerkönig Sligon, leider wirkt er mit seiner eher schmächtigen Figur und seiner Verkleidung wie der Nibelungenkönig.
Dafür schaut Thomas Kretschmann als sein Bruder die ganze Zeit über richtig böse drein.
In weitern Rollen, aber auch nicht auf der Höhe ihres Könnens, Warwick Davis und Ron Perlman.

Tja, wieder einmal so ein Film wo fast jegliche schauspielerische Leistung nur verschwendet ist, bei der Story sieht das allerdings nicht anders aus. Man glaubt es kaum aber soviel Unsinn bekommt man selten am Stück geboten, aber der Reihe nach.
1. Die Rüstungen: Nicht nur das Eisenherz es schafft sich eine komplette Ritterrüstung alleine in wenigen Minuten anzuziehen auch die Stabilität variiert immer mal wieder. So hält sie mal schwere Schläge mit einem Morgenstern oder Kriegshammer aus, auf der anderen Seite ist es aber auch kein Problem ein Schwert quer durch den sie tragenden Ritter zu treiben. Auch schafft es Eisenherz mitsamt der Rüstung am Grunde eines Flusses an Land zu waten oder sich mit samt der Rüstung am Meeresstrand anschwemmen zu lassen.
2. Excalibur: Scheinbar ist Artur ohne sein Schwert nicht in der Lage sein Königreich zu regieren, nach dem Raub durch die Wikinger kreisen seine Gedanken schon bald um Aufgabe und er möchte einem seiner Ritter den Thron überlassen. Allerdings haben auch die Wikinger nicht allzu viel Freude an Excalibur, nachdem es sich wieder einmal im Stein versenkt hat ist dort so schnell nicht wieder rauszubekommen, aber egal man muss ja seinen Thronräuberischen Bruder umbringen und somit eine neuen Königsdynastie gründen, dann kann man auch Excalibur als regulärer Thronanwärter raus ziehen...wie leicht sich so ein Zauberschwert doch überlisten lässt.
3. Die räuberischen Wikinger: Hier haben wir ein wunderbares Beispiel für die Raubzüge die unsere barbarischen Freunde aus dem hohen Norden unternommen haben, so finden sich in Thule nicht nur römische Statuen oder chinesisches Feuerwerk wieder, nein, auch gepanzerte Krokodile gehören zum festen Inventar einer solchen Burg. Das Beste an diesen Biestern ist allerdings ihre unglaubliche Sprungkraft mit der sie sich aus dem Wasser katapultieren können.

Was sich Regisseur Anthony Hickox, der übrigens auch den Gawain gibt, bei dieser Inszenierung gedacht hat wird wohl auf immer ein Geheimnis bleiben. Lustig und über weite Strecken unfreiwillig komisch ist das Ganze allemal und eigentlich wirkt der Streifen wie ein doch recht aufwendig gemachter Trashfilm, aber auch nicht mehr und nicht weniger.
Auf der technischen Seite bietet die DVD leider nur den deutschen Ton, bei einer internationalen Koproduktion hätte ich mir zumindest auch den englischen gewünscht. Zusätzlich gibt es noch einige Hintergrundinfos zu den Comics von Harold R. Foster und dem Film sowie einige weitere DVD Vorstellungen, alles zusammen gewürfelt in einem langweiligen Menü.

Fazit:
Seine fünf Euro Kosten machte der Film durch seine unfreiwillige Komik sicherlich wieder wett und für die gesellige Runde zwischendurch ist dieser Unsinn auch nicht die schlechteste Wahl. Wer also auf eine ausgefeilte Story oder eine akkurate Darstellung des Mittelalters keinen Wert legt und sich nur einmal von einer netten Comicverfilmung unterhalten wissen möchte kann hier beruhigt zugreifen, allen anderen rate ich: Finger weg.


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