Mord nach Plan
Sam: He doesn't fit the profile.
Cassie: The profile doesn't fit the profile.
- aus Mord nach Plan
Im kalifornischen Küstenort San Benito wird eine junge Frau tot aufgefunden. Die Ermittlungen gehen an die routinierte Cassie Mayweather und ihren neuen, jungen Kollegen Sam Kennedy. Doch die Spuren passen nicht zusammen, scheinen bewusst in die Irre zu führen.
Zwei Jugendliche erwecken Cassies Aufmerksamkeit, scheinen zu abgebrüht und weisen dennoch mikroskopische Lücken in ihrem Alibi auf – doch weitere Ermittlungen sind schwer, da selbst ihre Kollegen glauben, sie würde sich auf die falsche Fährte begeben.
Zur Umsetzung:
Vor uns liegt heute ein ganz seltenes Exemplar ... ein amerikanischer Krimi. Kein Thriller, kein Film rund um eine Konspiration, keine Spionagegeschichte, sondern ein waschechter Krimi. Mit einem oder mehreren Tätern, einem Toten und ermittelnden Beamten.
Und wenn ein solcher Film dann noch Sandra Bullock in der Hauptrolle hat und es bis ins Kino geschafft hat, dann wird man doch neugierig.
Wie immer wurde er zum gemeinsamen Filmabend ausgeliehen und was uns erwartete, ist ein wirklich hervorragender Kriminalfilm.
In der Tradition des guten, alten „Columbo“ rückt die Täterfrage schnell in den Hintergrund (abgesehen von einer kleinen Verzögerung ist es eigentlich von Anfang an klar, wer der Täter sein muss, dennoch bleibt man dran.
Der alte Mythos der Kriminalgeschichte, das perfekte Verbrechen, geistert einmal mehr herum und wurde hier aufwendig wie selten inszeniert. Denn wenn bei Columbo und Konsorten doch meist noch ein anderes Motiv hinter der Tat steckt, geht es hier schlicht um den Beweis, das eine solche Tat möglich ist.
Wie gerade der englische Titel „Murder by Numbers“ schon zeigt, liegt der perfekte, klare Plan vor und muss eigentlich nur mit der Tat „gefüllt“ werden, doch genau dort greift eben der Faktor Mensch.
Der Plan ist genial, doch jedes Detail muss stimmen und wenn es nur dumme Begleitumstände sind, die aus irgendeinem Grund nicht stimmen, so gerät der Täter bereits in Gefahr, entdeckt zu werden.
Somit ist es vor allem ein Kampf im Geiste, wenn die Analytik der Ermittler eben auf die Fakten der Tat stößt.
Wovon der Film dabei vor allem profitiert sind auch sehr schöne Charaktere, die dieses Spiel überhaupt erst ermöglichen. Cassie ist eine sehr komplexe Figur, schwer zu durchblicken und von Sandra Bullock einfach hervorragend gespielt. Irgendwo unter ihrer schwer zu durchschauenden Hülle verbirgt sich eine noch schwerer zu durchschauende Persönlichkeit und es macht Spaß, zu sehen, wie sie sich über die Zeit entfaltet.
Doch auch ihr Kollege, von Ben Chaplin (kennt man vielleicht aus leichteren Komödien wie „Birthday Girl“ oder auch aus Horror-Filmen wie „Lost Souls“) gespielt, gefällt. Zwar verblasst er etwas neben Cassie, doch gerade für deren Entfaltung ist er sehr wichtig und seine Rolle bringt er einfach überzeugend herüber.
Doch auch die beiden Hauptverdächtigen gefallen sehr gut. Während einer von ihnen, dargestellt von Ryan Gosling (war mir bis dato nur als grottenschlechter Herkules in „Young Hercules“ bekannt), ist der klassische „Coole“, der abgebrühte Frauenschwarm.
Der andere, verkörpert durch Michael Pitt („Dawsons Creek“, „Forrester – Gefunden“ u.a.), ist eher der Gegenpart. Schüchtern, intellektuell und recht weltfremd.
Zusammen ergeben sie ein sehr cooles Duett, spielen zudem beide ihre Rollen sehr gekonnt, wobei vor allem Pitt mir sehr positiv aufgefallen ist.
Dazu gesellt sich dann, natürlich, noch eine Frau, die, wie sich das gehört, zwei gute Freunde vor eine große Vertrauensfrage stellt. Diese wird von Agnes Bruckner (Linda aus „24“) dargestellt und obschon sie nur wenig Screentime hat, ist auch dieser Charakter nicht uninteressant, wie schon bei Ben liegt hier vor allem der Reiz in den Wellen, die sie schlägt.
Die Versatzstücke sind alle recht stereotyp, doch die Kombination sowie die Inszenierung machen den Film gerade so sehenswert. Das Drehbuch vom bisher eher unbeschriebenen Tony Gayton wie auch die Kameraarbeit von Barbet Schroeder („Kiss of Death“). Kombiniert mit zumindest einer wirklich genialen Location, ein subtiler wie hervorragender Soundtrack von Clint Mansell („Pi“, „Requiem for a Dream“ uvm.) und das hervorragende Spiel aller beteiligten machen „Mord nach Plan“ zu einem einfach rundum gelungenen Film, der zwar weder überdurchschnittlich genial noch irgendwie tiefgründig ist, aber einfach Freude macht, zu sehen.
Die DVD selbst ist dabei recht gut geworden, aber auch nirgendwo über dem Durchschnitt. Bei Warner wie gewohnt in Pappe gehüllt, kann der Silberling selbst mit einem völlig sauberen Bild aufwarten, mit guter Schärfe und kräftigen Farben, was die Wirkung des teils recht orange gehaltenen Films sehr gut tut.
Der Ton ist Standard, hat keine Gelegenheit mit immensen Surround- oder Bass-Effekten aufzuwarten, ist dafür aber sehr klar und liegt in Deutsch, Spanisch und Englisch in Dolby Digital 5.1 vor. Untertitel gibt es dann auch noch, wie von Warner gewohnt in gleich 13 Sprachen.
Bleibt ein hervorragender Kriminalfilm ohne unnötige Schusswechsel, Blutspritzer oder andere Überzeichnungen, sondern einfach spannend erzählt.
Muss man nicht haben, aber kann man sich sehr gut ansehen!
Anzumerken sei übrigens noch, dass die englische Altersfreigabe („Rated R for violence, language, a sex scene and brief drug use.“) meiner Meinung nach sehr überzogen ist. Das deutsche '16' geht in Ordnung, aber ich habe auch schon schlimmere Tatort-Episoden gesehen.
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