Matrix Revolutions
Agent Smith: Mr. Anderson. Welcome back, we missed you. Like what I‘ve done with the place?
Neo: It ends tonight.
Agent Smith: I know it does, I‘ve seen it. That‘s why the rest of me is just going to enjoy the show because we already know that I‘m the one that beats you.
- aus Matrix Revolutions
Neo sitzt, nach all den Heldentaten des zweiten Films, ungünstig in eine Welt zwischen Matrix und Realität fest. Dieses als U-Bahn-Station erscheinende Konstrukt wird vom Trainman regiert, der wiederum zum Stab des Merowingers gehört. Trinity und Morpheus tun sich daher mir Seraph zusammen, um ihren Messias zu befreien.
Doch auch andere Probleme liegen auf der Hand. In der Realworld rüsten die Maschinen zum entscheidenden Schlag gegen Zion auf, was nach der EMP-Katastrophe am Ende von „Reloaded“ nun ohne Hoffnung scheint und das Programm „Smith“ läuft weiter in der Matrix Amok und assimiliert alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.
Zur Umsetzung:
Es gibt so Rezis, die will ich unbedingt schreiben. Einige davon, weil sie schon beim Konsum des Testobjektes wie in fertigen Sätzen bewertbar scheinen. Andere, weil ich eine bestimmte Meinung einfach rausgeben möchte. Die Erstgenannten sind mir natürlich lieber, doch im Falle des Finales der Matrix-Trilogie ist‘s eher so, dass die Aussage zwar stand, die Formulierung sich aber werte.
Somit ist‘s nun auch schon der Herbst 2005, wenn ich endlich die Kritik in die Tasten haue. Denn wie ich schon in meiner Rezi zu „Reloaded“ schrieb, so verfehlt da das vorzeitige Lob im Nachhinein scheint, so verfehlt finde ich auch all die Hassschriften, die „Revolutions“ nach sich zog.
Der Film macht nämlich im Zuge seines Entstehens eines, was man nur als clever bezeichnen kann: Er hat nichts mehr mit „Reloaded“ zu tun. Klar setzt er direkt da an, wo der zweite Teil endete und natürlich haben es einzelne Charaktere, wie etwa Seraph oder der Merowinger, auch in das Sequel geschafft, aber ansonsten? Der Keymaker wird nicht ein einziges Mal erwähnt, der Merowinger hat keine zehn Minuten Screentime und der Architekt kommt ebenfalls gerade mal einige wenige Minuten am Ende noch einmal vor.
Denn, Hand auf‘s Herz, „Matrix Reloaded“ (ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, wie sinnlos verkürzt die Titel der Sequels dadurch sind, dass wir in Deutschland kein „The“ vor den Titeln haben?) war ein Film über eine Gruppe von emotionslosen Gestalten, die Himmel und Hölle in Bewegung setzten um einen Schlüssel zu erwerben, der eine Tür öffnete, hinter der, in einem Raum voller Fernseher, der Nikolaus saß und Wörter mit möglichst vielen Silben von sich gab. Ergo.
Es tut dem Film weiterhin auch gut, dass er in langen Sequenzen in der Realworld spielt. Irgendwie wirken die Charaktere da noch mal wie Personen, nicht wie Computerspielcharaktere, wenn mal nicht alle Augen unter Sonnenbrillen verborgen und jeder Hustenkrampf durch wehende Ledermäntel auf cool getrimmt wurde. Umstritten, aber mit richtiger Anlage definitiv eindrucksvoll ist dann auch der Kampf um Zion selbst, wenn die verbliebene Menschheit mit Battlemech-artigen APUs gegen die zahllosen Maschinen ihren „last stand“ probt. „The Kid“, hirnloses Storyfragment des zweiten Teils, bekommt hier endlich mal seine fünf Minuten Ruhm und mit Mifune wird ein Raubein sondergleichen inszeniert.
Irgendwie ist es den SFX-Menschen sogar gelungen, den Sentinels in ihren Bewegungen etwas Identität zu geben – es wirkt häufig so, als würden sie zögern, abwägen oder überlegen. Ist zwar Quatsch, denn es sind Maschinen, verbessert den Film aber dennoch.
Selbst die Szenen innerhalb der Matrix sind wieder besser geworden. Es gibt eigentlich nur zwei zentrale Kampfszenen zu sehen, die beide weit über dem Niveau des „1000 Smiths“-Kampfs aus Teil 2 liegen. Dabei wird die Eingangshallensquenz aus dem ersten Teil zwar repliziert, aber nicht erreicht – das Finale dagegen hat schon eine gewisse Coolness.
Im ströhmenden Regen (der den sonst fallenden Matrixcode symbolisieren soll, sagt das Making Of ... naja, hab ich jetzt nicht gesehen) treffen Neo und Smith letztlich zusammen und prügeln sich, dass man nur noch „Dragonball!“ denken kann.
Allerdings besteht auch „Revolutions“ nicht nur aus Actionszenen, wenn auch die Schlacht um Zion schon mal satte 17 Minuten gehen darf, obwohl sie kein Finale ist, sondern vielmehr in der Mitte des Films liegt. Die Dialoge dagegen sind auch dieses Mal wieder unnötig pseudo-bedeutungsschwanger geraten, aber nicht ganz so schlimm wie zuvor. Einige Szenen sind sogar recht ausdrucksstark geraten, etwa Neos Dialoge mit einer Gruppe Programme in der Welt des Trainman, oder sein Zusammentreffen am Ende mit dem „Deus Ex Machina“.
In diesem Moment läuft der Film sogar mal zur alten Klasse auf – denn der „Deus“ ist beides, Gott der Maschinen und endsprechendes Element der Filmhandlung. Hier stimmt auch noch einmal die visuelle Symbolik.
Leider kann man das nicht von allen Szenen sagen. Wenn Trinity etwas zu Neo sagt, was hochdramatisch klingen soll, im Kino die Leute aber nur laut auflachen, dann ist ja wohl etwas schiefgegangen.
Positiv fällt übrigens auch den gesamten Film über auf, dass die Spezialeffekte ungleich reifer sind als beim nur unwesentlich jüngeren zweiten Teil. Kein „Virtua Fighter“ mehr in den Kämpfen. Negativ fällt es dagegen ins Gewicht, dass die Doppel-DVD dann auch fast nur über die technische Seite des Filmes berichtet. Nichts zum Inhalt, nicht einmal was zum Schnitt, nur endloses Material über die Spezialeffekte und Wire-Fight-Vorrichtungen.
Der Film selbst kommt technisch ohne große Überraschungen daher. Zu sehen gibt es ein 16:9-optimiertes, angenehm scharfes und artefaktfreies 2,40:1-Bild, auf die Ohren gibt es Deutsch und Englisch in 5.1, dazu neun Untertitelsprachen.
Insgesamt kann man also nur zu einem recht gemischten Ergebnis kommen. Zunächst mal ist „Matrix Revolutions“ gar nicht mal so übel; er wäre sogar eine in Ansätzen (!) passable Fortsetzung des unbestritten guten ersten Teils gewesen. Leider liegt „Reloaded“ dazwischen, was zu einer Misere führt, denn ohne das Unding funktioniert Teil 3 leider auch nicht.
Wer nun aber schon durch den Zweiten durch ist, darf bei „Revolutions“ ruhig mal wieder beherzter zugreifen. Es ist kein Klassiker, aber ein passabler Film, der sicherlich zu teuer war für das, was er letztlich geworden ist, dafür aber auch unverschämt gut aussieht.
Empfehlen kann ich ihn dagegen nicht, eben weil er so eng an „Reloaded“ hängt. So schlecht, wie ihn alle sehen wollten, ist er aber ganz sicher nicht.
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