Jersey Girl
Ollie: Why don‘t you go out and get yourself a boyfriend?
Maya: Why don‘t you just go out and get yourself a girlfriend?
Ollie: I work all day, I hang out with my kid all night.
Maya: So you‘d rather hang out with your kid then get laid?
Ollie: Yeah.
Maya: That‘s kinda sweet.
Ollie: *blickt skeptisch drein*
Maya: I‘m kinda crushing on you right now, Trinke.
Ollie: Okay. Can I go home now?
- aus Jersey Girl
Zur Handlung:
Ollie Trinke ist 1994 nicht nur einer der erfolgreichsten Publizisten in den Vereinigten Staaten, er hat auch eine wundervolle Frau und erwartet ein Kind. Doch das Leben macht es einem bekanntlich selten leicht und so endet auch Ollies Traum früher als gewünscht: seine Frau stirbt bei der Geburt von Gertrie, der Tochter, und der darauffolgende emotionale Streß kostet Ollie auch noch seinen Job.
Sieben Jahre später wohnt er wieder bei seinem Vater in New Jersey, arbeitet als Straßenkehrer und zieht seine Tochter alleine groß. Aber durch das aufgeweckte Kind und die Bekanntschaft mit der aufgedrehten Maya beginnt sein Leben langsam wieder Form anzunehmen...
Zur Umsetzung:
Es gibt so Rezensionen, die fallen einem schwer. Kevins Smiths sechster Film, der nun vor uns liegt, ist ganz sicher so ein Fall. Und bevor ich starte, sollte ich denke ich mit aller Klarheit betonen, dass ich bekennender Fan seiner bisherigen fünf Filme war und bin. „Clerks“, „Marllrats“, „Chasing Amy“, „Dogma“ und „Jay and Silent Bob Strike Back“ sind allesamt sehenswerte Filme, einige davon sogar regelrechte Meisterwerke – und nicht so sehr wegen des stets mehr oder weniger immanenten Fäkalhumors, sondern weil sie gerade mit ihren Charakteren einer Nische entspringen, die selten gut abgedeckt wird. Charismatische Nicht-Erfolgs-Typen, will ich es mal nennen. Comiczeichner, Verkäufer in Kleinstläden und andere Leute eben, aus denen man normalerweise keine Helden macht.
Von Anfang an kündigte Smith an, dass dieser Film hier anders werden würde. Ein ernsterer, reiferer Film mit einer Geschichte um erwachsenere Typen. Dass es ein Liebesfilm werden würde, das beunruhigte mich dabei nicht so sehr – Liebe war selbst schon in „Clerks“ ein Thema, dass nicht im typischen Teenie-Humor-Stil aufgegriffen, sondern zumindest halbwegs ernst angegangen wurde und „Chasing Amy“ ist in meinen Augen noch immer der emotional beste Liebesfilm, der je gedreht wurde. Obschon eine Komödie.
Was mich beunruhigte war der andere Charakterschlag und meine diesbezüglichen Befürchtungen haben sich, nun dass ich den Film gesehen habe, auch durchaus erfüllt. Das Grundkonzept des Filmes ist gewissermaßen eine Geschichte, so alt wie der Liebesfilm an sich. Ein Kerl, Workoholic und emotional flach, wird durch schwere Erschütterungen in seinem Leben, eine Tochter, die so gut und lieb ist wie sie nur sein kann, sowie eine neue, potentielle Liebe aus dem Dilemma seiner Arroganz befreit um ein liebender, fürsorglicher Vater zu werden.
Das ist eine Geschichte, die Richard Gere und Hugh Grant vermutlich schon mehrere Duzent mal durchleben durften und ein großer Teil meiner Kritik an dem vorliegenden Film rührt wohl einfach daher, dass ich enttäuscht bin, dass dieser Film von Smith kommt. Ein Regisseur, der zumindest mit dreien seiner Filme, Clerks, Chasing Amy und Dogma, sehr progessiv und innovativ bestimmte Konzepte verarbeitet hat, liefert hier einen „Während du schliefst“-, „Die Hochzeit meines besten Freundes“- oder auch „Notting Hill“-artigen Film ab, der sich allenfalls durch das Fehlen der Geres, Grants, Meg Ryans und Julia Roberts‘ dieser Welt vom Rest unterscheidet.
Nun, dieser Einwand sollte nicht unterschätzt werden. Denn ein Großteil der Charaktere ist sehr frisch. Der sicherlich auch sonst kein Blatt vor den Mund nehmende Komiker George Carlin gibt etwa Ollies Vater und glänzt in einer charismatischen, glaubwürdigen Rolle. Er ist ein netter Großvater und hilfsbereit, ist aber auch Alkoholiker und manchmal etwas stur – das gefällt.
Seine beiden Kumpane, die in den Danksagungen der Credits mit entwaffnender Treffsicherheit als Mid-Life-Versionen von Jay und Silent Bob bezeichnet werden, sind ebenfalls klasse und zaubern immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Zuschauers.
Maya, der sicherlich Smith-typischste Charakter des Filmes, ist ebenfalls wundervoll geraten. Liv Tyler spielt eine charmante, linkische junge Frau die nicht nur in einer Videothek arbeitet, sondern auch Smith-typisch sehr klare und unscheue Liebes- und Sex-Konzepte hat, was ebenfalls einfach funktioniert. Nebenbei übrigens auch zeigt, wie gut diese Frau spielen kann, wenn sie nicht gerade gegen den Hass der Tolkien-Puristen arbeiten muss.
Nur die beiden Hauptrollen fallen da etwas heraus. Die junge Raquel Castro spielt die Tochter Gertrie und glänzt, von vorne bis hinten. Ich bin eigentlich kein Fan von Filmkindern, aber Castro schafft es tatsächlich, die große Last, die der Film dramaturgisch einfach an sie richtet, zu erfüllen. Ihre Texte kommen mit nur wenigen Ausnahmen glaubwürdig aus ihrem Mund und die Chemie mit den anderen Darstellern stimmt auch.
Aber Gertrie ist auch ein endlos gutes Kind ohne Schwächen, ohne Makel und die einzige Szene, in der sie wohl mal etwas gemeines sagt, hat sie nicht angefangen. Dem Charakter fehlt es einfach an Tiefe.
Auf der anderen Seite steht da Ben Affleck in der Rolle des Ollie und das Klischee ist so dick, man fürchtet, es würde aus dem DVD-Spieler triefen. Er ist ein Geschäftsmann, er ist ein Workoholic, er lässt seine Frau bei den Schwangerschaftsübungen wegen eines Meetings sitzen und verletzt immer wieder alle, weil er seiner erfolgreichen Zeit in New York nachhängt. Dann aber trifft er die richtige Frau und irgendwann in dem letzten Akt noch eine Celebrity, die ihm mit ein paar Ratschlägen aus ihrem Leben den Weg zum wahren Glück aufzeigt.
Süß wie Marzipanbrot, aber auch ebenso nur in einer bestimmten Menge wirklich gut zu verdauen.
Ich möchte den Film dabei wahrlich nicht schlecht machen. Er hat seine Momente, ist gut gespielt und gerade die ganze Inszenierung zeigt auch die positiven Seiten eines reifer gewordenen Kevin Smiths; die Ecken und Kanten früherer Filme sucht man mittlerweile vergeben.
Auch die Szene mit besagter Berühmtheit, Will Smith übrigens, ist sehr sehenswert. Wer „Chasing Amy“ kennt der mag sich an die Szene in dem Diner erinnern, in dem Silent Bob den längsten Text seiner gesamten Existenz spricht. Ähnlich ist es hier auch, die Szene für sich funktioniert einfach und berührt einen tatsächlich mehr, als man glauben sollte.
Auch werde ich mich nicht in den Chor derer einreihen, die verkündeten, Smith habe mit der Abkehr von Furz- und Rülpswitzen seine Wurzeln verraten. In Details wie dem Dialog, in Szenen wie dem Cameo von Jason Lee und Matt Damon, in Elementen wie der Videothek zeigt sich auch weiter, woher der Film stammt.
Nein, was mir fehlt, ist ein gewisses Maß an thematischer Radikalität. „Chasing Amy“, um den Vergleich ein letztes Mal zu bemühen, war auch deshalb so faszinierend, weil hier selten angefasste Elemente vereint wurden. Es waren zwei Comiczeichner die Protagonisten und der Film fragte sich auch, was aus Jugendfreunden wird, wenn das Leben sie einmal einholt. Die ‚geliebte Frau‘ war eine Lesbe und die gesamte Homo- und BIsexualitätsthematik wurde dort offen eingeflochten. Auch war der Film keine von Anfang an erkennbare, sich selbst erfüllende Prophezeiung für ein süßes Ende. All das fehlt „Jersey Girl“, der einfach zu sauber, zu poliert daherkommt.
Die DVD allerdings ist recht gut geworden. Das Bild wurde mit einem Seitenverhältnis von 2,35:1 als ein für 16:9 optimierter Track abgelegt und ist scharf und frei von Artefakten, der Ton ist in Deutsch, Englisch und Spanisch in 5.1 verfügbar. Zur spanischen Fassung kann ich dabei nichts sagen, von der deutschen Synchro ist aber eher Abstand zu nehmen, da sie weder inhaltlich noch von den Stimmen her wirklich zum Original passt und auch Lippensynchron anders aussieht. Es gibt Untertitel für alle drei Sprachen, sowie deutsche und spanische Untertitel für das gesamte Bonusmaterial.
Das besteht, neben zwei Audiokommentaren (Smith, Produzent Scott Mosier und „Jay“-Veteran Jason Mewes auf der einen, Smith und Affleck auf der anderen Seite) und einem lustigen Interview, die beide den Charme von „ein paar Freunde treffen sich mal wieder“ haben, aus einem ganz netten Making Of, das aber keine Beine ausreißt sowie – ein kleines Highligh – ein paar der älteren „Roadside Attractions“-Clips, die Smith für die Show von Jay Leno anfertigt. Sehr lustig, sehr sehenswert.
Dass die deutschen Untertitel einmal mehr nicht Korrekur gelesen wurden (Oder weiß hier irgendwer, was ‘ne Lebse ist?) ist zu verkraften, dass die restlichen Cast- und Crewinterviews nur als Texttafeln vorliegen ist dagegen ziemlich ärgerlich.
„Jersey Girl“ ist ein guter Film, aber leider nichts Besonderes, denn die Geschichte ist einfach zu abgedroschen und die netten Nebencharaktere alleine können das leider nicht völlig ausgleichen. Es ist nicht der Humor unter der Gürtellinie, der hier fehlt, es ist der Mut, etwas Neues zu machen.
Es macht Spaß den Film zu gucken, er ist ja auch zu einem fairen Preis verfügbar; Fans müssen alleine wegen der „Roadside Attraction“-Beiträge zugreifen. Einen Klassiker, den man noch Jahre später gerne zitiert, hat Kevin Smith hier aber leider nicht abgeliefert.
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