James Bond - Der Morgen stirbt nie

Elliot Carver: "I rather like the last one. It isn't even mine."
aus Der Morgen stirbt nie

Die Handlung:
Um die Auflage seiner Tageszeitung "Der Morgen" zu erhöhen und den Start seines neuen Satellitenfernsehens mit einer Sensation zu pushen, inszeniert Medien-Mogul Elliot Carver (Jonathan Pryce) eine Krise im Südchinesischen Meer. Durch Manipulation eines GPS-Satelliten wird einem britischen Kriegsschiff die aktuelle Position falsch angezeigt, was dazu führt, dass das Schiff viel zu weit in Chinesische Hoheitsgewässer eindringt. Carvers Handlanger Mr. Stamper (Götz Otto) zerstört das britische Kriegsschiff und einen chinesischen Abfangjäger von einem Stealth-Boot aus, um die Situation eskalieren zu lassen.
Da der britische Geheimdienst merkwürdige Störsignale von einem Carver GPS-Satelliten empfangen hat, schickt die britische Regierung ihren besten Mann ins Rennen. James Bond (Pierce Brosnan) soll nach Hamburg fliegen, um sich an die Spuren von Elliot Carver zu hängen. Es gelingt 007, das GPS-Störgerät sicher zu stellen. Um zu beweisen, dass das britische Schiff vom Kurs abgekommen ist, taucht Bond zum Wrack des Schiffs. Dort trifft er auf die liebreizende chinesische Agentin Wai Lin (Michelle Yeoh). Die beiden beschließen Carver gemeinsam das schurkische Handwerk zu legen.

Die Umsetzung:
Nachdem der Produzent aller bisherigen Bond-Filme Albert R. "Cubby" Broccoli 1996 friedlich dieser Welt entschlafen ist, setzten seine Tochter Barbara Broccoli und sein Ziehsohn Michael G. Wilson das traditionelle Bond-Erbe fort und schufen 1997 diesen vorliegenden Film. Ich persönlich habe das Gefühl, man merkt dem Film an, das "Cubbys" helfende Hand dem Projekt fehlt. Dies soll nicht heißen, dass der Nachwuchs seine Sache schlecht macht. Der Film hat mich nur sehr überrascht, da vieles in diesem Streifen, angefangen bei der Handlung, den bisweilen stark übertriebenen Charakteren (besonders hervorzuheben sind hier Mr. Stamper und Dr. Kaufman) und dem sehr exzessiven Gimmick-Einsatz, glatt aus einem Comic entsprungen sein könnte.
Aber trotz dieser Wandlung bleibt alles beim Alten. Die Action ist mal wieder nicht zu verachten, wobei es mir insbesondere Bonds Flucht mit seinem voll ausgestattetem BMW aus dem Hamburger Hotel Atlantic und die Flucht auf einem Motorrad quer durch Saigon sehr angetan hat. Doch auch die Spannung des Films hält den Zuschauer gefangen. Alleine durch den sich zuspitzenden Konflikt zwischen China und Großbritannien bleibt der Film bis zum Schluss dramatisch.
Ebenso präsentiert sich der Film um einiges humorvoller als manche seiner Vorgänger. Sobald Elliot Carver auf der Leinwand präsent ist, muss ich immer schmunzeln, da er in vielerlei Hinsicht ein absolutes Paradebeispiel für einen übertriebenen Bondschurken darstellt. Auch kann ich mir ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen, wenn Mr. Stampers Mentor und Ersatzvaterfigur Dr. Kaufman, seines Zeichens Professor in forensischer Medizin, Meisterscharfschütze und Hobby-Chakra-Punkt-Quäler, versucht, James Bond einzuschüchtern und 007 ihm ganz cool mit bitterbösem Sarkasmus begegnet.
Kommen wir zu den Schauspielern. Pierce Brosnan spielt die Rolle mal wieder gewohnt gut und übertrifft meines Erachtens sogar noch seine gelungen Darstellung in GoldenEye. Ihm zur Seite steht Michelle Yeoh, ein Superstar des asiatischen Actionkinos. Das beste Casting stellt in meinen Augen aber Jonathan Pryce dar. Seine quirlige Darstellung des Medien-Moguls Elliot Carver lässt Erinnerungen an die guten, alten Bond-Bösewichter wach werden und schafft bei mir ein Gefühl der Zufriedenheit. Ebenso gelungen ist Vincent Schiavellis Darstellung des Dr. Kaufman. Sein unheimlich übertriebener, deutscher Akzent und sein hochnäsiges Auftreten führen bei mir zu wahren Erheiterungstürmen und dadurch bleibt mir auch dieser Schauspieler gut in Erinnerung. Außerdem mit dabei ist noch Götz Otto. Obwohl er gar nicht mal so schlecht spielt, bleibt er blass. Sogar sehr blass. Während mir der Charakter in der englischen Fassung des Films relativ egal ist, geht ein absoluter Minuspunkt an seine eigene Synchronisation, da er es interessanterweise schafft, seinen Charakter im Deutschen so blöd klingen zu lassen, dass mir dort Mr. Stamper total auf den Sack geht. So, dass musste mal raus.

Die DVD:
MGM Home Entertainment gibt sich mal wieder alle Mühe, schafft es aber nicht, den Glanz alter Bond-Veröffentlichungen zu erreichen. Es gibt mal wieder zwei Audiokommentare von Vic Armstrong und Michael G. Wilson, sowie des Regisseurs Roger Spottiswoode und Dan Petrie Jr. Außerdem gibt es das Musikvideo "Tomorrow never dies" von Sheryl Crow und die Möglichkeit, den Film nur mit der Musiktonspur zu hören. Ferner gibt es eine Dokumentation namens "Die Geheimnisse von 007". Diese Dokumentation präsentiert sich als sinnloser Zusammenschnitt aus bisherigen Bond-Making-Ofs und offenbart absolut nichts Neues. Weiter findet man auf dem Silberling noch ein Interview mit Komponist David Arnold, einen Bericht über die Spezialanfertigungen (Unterwassertorpedo, BMW, Telefon) und eine kurze, tonlose Übersicht wie die Spezialeffekte entstanden sind. Abgerundet wird das Bouquet durch Storyboard-Sequenzen, Trailer und das Booklet.
Das Bild der DVD ist mal wieder sehr gut geraten, wird in einem Seitenverhältnis von 2,44:1 dargeboten und ist anamorph codiert.
Den Ton gibt es in den Sprachen Englisch und Deutsch. Beide Sprachen verfügen über mehrkanaligen 5.1 Dolby Digital-Ton.

Fazit:
Ein Comic-Bond. Nicht schlecht. Nur anders. Kann man mögen, muss man aber nicht. Mir gefällt er sehr gut.

Schulnote: 1


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