Jacob's Ladder
You're a lucky guy, Jake. You must have friends in high places.
Aus Jacob's Ladder
Und so habe ich hier einen für seine Qualität und den Bekanntheitsgrad seines Hauptdarstellers, immerhin konnte Tim Robbins, nachdem er Jahre übergangen wurde dieses Mal endlich den Oscar mit nach Hause nehmen, wenn auch nur für die beste Nebenrolle, ziemlich unbekannten Film vor mir.
Handlung:
Die Handlung dieses Filmes zu beschreiben ist nicht gerade einfach, es ist einer jener Filme bei denen man sich fragt welche Drogen Drehbuchautor und Regisseur eigentlich genommen haben, als sie dies niederschrieben, respektive inszenierten. Da die Handlung im Gegensatz zu so manchem David Lynch-Film aber im Nachhinein betrachtet durchaus Sinn ergibt darf ich auch nicht Gefahr laufen zuviel zu verraten. Hier also ein bescheidener Versuch:
Jacob Singer ist Vietnam Veteran und arbeitet mittlerweile trotz abgeschlossenem Studium als Paketzusteller. Er ist Vater dreier Kinder, von denen eines, übringens verkörpert von Macaulay Culkin auf tragische Weise ums Leben kam, ist von seiner Frau geschieden und lebt nun mit seiner Freundin Jezze zusammen. Klingt fast wie die Geschichte eines amerikanischen Durchschnittstypen und genau das ist Jacob auch.
Doch in letzter Zeit hat er das seltsame Gefühl verfolgt zu werden. Doch nicht von irgendwelchen Menschen, sondern von Dämonen. Sie scheinen überall um ihn herum zu sein und direkten Einfluss auf sein Leben zu nehmen. Schließlich wird es so ernst, dass er sogar körperlich darunter leidet und fast einem Fieberanfall erliegt.
Während er an seinem Verstand zu zweifeln beginnt stellt sich plötzlich heraus, dass die anderen aus seiner alten Einheit unter denselben „Beschwerden“ leiden wie er. Waren sie vielleicht damals unfreiwillige Versuchskaninchen der Regierung? Doch die Auflösung ist weitaus erschreckender...
Dies also mein Versuch die durchaus komplexe Story zusammenzufassen und dabei trotzdem nicht zuviel über den Film zu verraten. Am besten schaut man sich den Film an ohne vorher auch nur irgend eine Ahnung zu haben, was einen erwartet, dann kann die Geschichte ihre volle Wirkung entfalten. Eine Geschichte die clever auf mehreren Ebenen erzählt wird und die trotz mehrfachen deutlichen Vorausdeutungen an einigen Stellen zu überraschen weiß und deren ungewöhnliche bis bizarre Elemente sich zusammenfügen und ein durchaus stimmiges Ganzes bilden, wenn man endlich die Auflösung erfährt.
Dennoch gibt es ein paar Abzüge in der B-Note, wenn am Ende des Films ein Nebencharakter seinen „Beitrag“ etwas holprig und nicht sehr homogen in Bezug auf das Ganze leistet; eine kurze Recherche ergab, dass noch einige Szenen mehr gedreht wurden, die diesen Charakter eleganter eingefügt hätten, die es aber letzten Endes nicht in den Film geschafft haben.
Umsetzung:
Auf der handwerklichen Seite kann man bei diesem Film auch kaum meckern. Die sehr seltsame und seltsame Story wird gut eingefangen und in der richtigen Mischung aus bizarren, dunklen Bildern und Bildern der Normalität erzählt. Jacob Singer ist ein John Doe, ein Jedermann, dem scheinbar schreckliche, unerklärliche Dinge geschehen und seine Atmosphäre zieht er zu einem nicht unerheblichen Teil daraus, dass alles was geschieht in das bislang scheinbar so normale Leben eines Typen wie du und ich einbricht.
Dies geschieht dann meist auch mit recht krassen und gut inszenierten Bildern, ich denke hierbei zum Beispiel an die Fahrt in die Röntgenabteilung oder nicht minder krassen Storyumbrüchen, die einen zunächst immer mit weit aufgerissenen Augen der Verwunderung zurücklassen, nicht zuletzt weil sie sich von der Inszenierung her so harmonisch in das Ganze fügen.
Die Darsteller leisten ebenfalls alle gute Arbeit allen voran Tim Robins und und Danny Aiello als sein resoluter Chiropraktiker, man muss jedoch auch zugeben, dass keiner der Beteiligten hier oscarreif spielt. Sie spielen gut und verkörpern ihre Rollen glaubwürdig. Not more, but certanly not less...
Insgesamt ein sehr überzeugender Film der Sparte Horror-Mysterie und Jahre bevor „the Sixth Sense“ für ein kollektives „an die Stirn klatschen“ beim Publikum sorgte dürfte „Jacob's Ladder“ eine ähnliche Wirkung erzielt haben.
Wie ich bereits oben einmal erwähnt habe schaut man diesen Film am besten vollkommen unvorbereitet, was aber, nach dem Lesen dieser Zeilen kaum noch möglich ist. Am besten kaufen und ein paar Wochen liegen lassen bis man vergessen hat woher man ihn hat und dann schauen.
Wer solange nicht warten kann darf die DVD natürlich auch gerne direkt in den Player schieben, er schaut sich trotzdem einen sehr guten Film an, der den Zuschauer in seinen Bann zu schlagen weiß oder den Kreis zu schließen und mit Greg Stoltze zu sprechen: „It's a movie that makes you afraid to be alive.“
Galerie:{jcomments on}