House of the Dead

"You Won't Last the Night"
- Werbespruch zu House of the Dead

Einleitende Worte:
Der folgende Text ist, ganz offen gestanden, fern ab aller Objektivität und bei weitem nicht so sachlich, wie man es eigentlich von einer Rezension erwartet. Ich denke aber, dass jeder, der den hier vorliegenden Film gesehen hat, mir dies nicht verdenken kann und zugleich weiß, dass dieser "Horror"-Film es gar nicht anders verdient hat.

Zur Handlung:
Auf der idyllischen Insel "Isla de la Muerte" sollte die größte Rave-Party des Jahrhunderts stattfinden, weshalb auch unzählige, vollkommen verdummte Jugendliche sich dorthin auf den Weg machen. Fünf von ihnen sind jedoch zu spät um die Fähre, die Übersetzen soll, zu erreichen und müssen daher mit dem zwielichtigen Kapitän Kirk übersetzen. Als sie, gehörig verspätet, ankommen, finden sie die Insel jedoch verwüstet und verlassen vor ... und werden alsbald von Zombies attackiert.

Zur Umsetzung:
Fangen wir vorne an ... der Film ist von einem deutschen Regisseur namens Uwe Boll. Der ist in Wermelskirchen geboren, dafür kann er nichts, und verfilmt, nachdem er etwa mit dem High-School-Drama "Hearts of America" zumindest noch akzeptables Kino produziert hat, jetzt Videospielverfilmungen.
2004 ist das Alone in the Dark mit dem fast vergessenen Christian Slater, 2005 kommt Bloodrayne und 2006 soll dann Far Cry folgen. Außerdem hat er die Story (!!) zu dem 2002er-Beat'em Up Soul Calibur geschrieben.
Na denn.

Seine Erstlingstat in dem Sektor war aber der vorliegende 'House of the Dead' im Jahre 2003. Erinnern wir uns ... 'House of the Dead' war ursprünglich ein Shooter aus dem Hause SEGA. Nein, kein Ego-Shooter im eigentlichen Sinne, sondern ein Lightgun-Shooter in den Spielhallen (und danach unspielbar dank Pad auf dem Dreamcast und spielend leicht dank Maus auf dem PC; in dieser Reihenfolge). Man rennt herum, nein, man wird herum gerannt und schießt dabei auf Zombies.
Ein eher dubioses Konzept für eine Verfilmung, aber man sagt mal nichts und ist gespannt.
Der Film eröffnet mit unsäglicher Musik und dem Namen Jürgen Prochnow, sowie eingeschnittenes Clips aus dem Spiel. Dem Spiel.
Erneut zu Erinnerung: das Spiel ist von 1998 - und so sieht es auch aus.

Die fünf dummen Protagonisten (2 Männer, 3 Frauen) fahren also, wie oben beschrieben, mit Captain Kirk (NICHT lachen, der heißt so ... das heiß ... doch ... lacht! Prochnow jedenfalls...) und seinem Begleiter, der vor allem geistig amputiert und Ölzeug tragend ist, 'rüber, und demonstrieren dabei schon gleich zwei unglaubliche Fähigkeiten. Einerseits einen immensen Reichtum (ich will gar nicht wissen, wieviel tausend Dollar die Kirk da am Anfang in die Hand drücken) und grenzenlose Dummheit. Das beginnt in ihrem allgemeinen Gehabe (und lustigen Spielen wie 'Seine seekranken Freunde dazu bringen, auf eine der Frauen zu kotzen') und erreicht seinem Höhepunkt, als ihre einzige Sorge ob des verwüsteten Rave-Platzes ist, jetzt nicht genug Alk zu haben. Aber das Schicksal hilft ihnen, so dass sie zunächst einige Überlebende und kurz darauf auch die verantwortlichen Zombies finden.
Aber diese Zombies haben einen gewaltigen Fehler gemacht ... sie sind in einem Film von Uwe Boll.

Denn Prochnow schmuggelt ja, haha, perfekt versteckt unter kubanischen Zigarren (HÄ?!?!?!) Waffen ... richtig dicke Waffen, von Maschinengewehren bis zu Granaten.
Außerdem wurde er ja noch von einer, ebenfalls bewaffneten, Zollfahnderin verfolgt, weshalb man recht gut ausgestattet ist.
Und die grottigen Darsteller – außer vielleicht Prochnow, aber der hat auch schon goldenere Zeiten gesehen – habe ich hier noch gar nicht behandelt; lasse ich vielleicht auch besser mal.
Da zudem die Jugendlichen noch zu dumm sind, Angst vor den Zombies zu haben, gehen sie dann auch sogleich in die Offensive, was nach kurzer Zeit in einem sage und schreibe zwölf Minuten langen Shootout mündet, in dem die Zombies mindestens im Faktor 30:1 gegenüber den Menschen 'sterben' müssen.

Was Boll, neben einer innigen Liebe zur Bullet Time, an dieser Stelle dann demonstriert, ist wohl der Tod der Regiearbeit. Ich meine, man spricht ja bei heutigen Filmen von 'Videoclip-Ästhetik', was er hier aber baut, ist mehr 'Videospiel-Ästhetik'. Tote Charaktere werden durch Rotblenden bei gleichzeitig rotierender Kamera, wie man das etwa von den Resident Evil-Spielen kennt, ausgeblendet, andauernd werden die (mittlerweile auch nicht schöner gewordenen) Spielszenen von '98 eingeblendet und auch sonst bleibt man nur von der Schlechtigkeit schockiert zurück.
Die ganze Sequenz ist ein großer Anschlussfehler, in dem die Leute von Einstellungswechsel zu Einstellungswechsel ihre Waffen hin und her ändern, es mal regnet und mal nicht, in der vor allem keine Dynamik aufkommt und man irgendwie auch nicht versteht, was eigentlich passiert.
Die Musik wird auch noch schlechter, wer hätte es für möglich gehalten, wobei es schon bemerkenswert ist, dass der Szene ob ihrer Länge einfach in der Mitte das Lied ausgeht und das nächste eingespielt wird – als habe Boll einfach einen CD-Spieler ans Schneidepult angeschlossen.

Letztlich flieht man also zusammen in das vermutlich titelgebende Haus, verliert aus unerfindlichen Gründen noch einige Freunde (naja, wenn sie bei dem Shootout konkret auf das Haus zugeteuert hätten, anstatt nur herumzulaufen, wäre es wohl gut gegangen), hat keine Munition mehr, lädt in der folgenden Szene nach, sprengt das Haus in die Luft – was ein Glück, das der Besitzer ein riesiges Schwarzpulverlager in der Mitte der Insel hat. Bemerkenswert übrigens auch die Fronttür, die gleich zwei Mal hintereinander gesprengt wird und sich dazwischen wohl mystisch regeneriert hat.
Man stößt zudem noch auf eine alte Legende eines bösen, spanischen Mönchs und begibt sich in das Untergeschoss.

Dort müssen sie, also die nunmehr zwei Überlebenden, der verbliebene Rest hat sich im Haus an diversen Stellen geopfert, um ein, zwei Zombies - draußen noch gefallen wie die Fliegen - zu bremsen, sich dann noch besagtem Mönch entgegen stellen, was in einem vollkommen gruseligen Kampf mit eine Art Zweihanddegen (!!!) stattfindet.
Keine Sekunde später trifft dann noch eine peinlichen Retter-Squad, bestehend aus SWAT-Team und und Männern mit Mänteln und Sonnebrillen, und verkündet das Ende, was noch durch einen Schock-Cliffhanger verlängert werden soll. Den versteht man aber wohl nur, wenn man mit der Story (!) des alten Lightgun-Shooters vertraut ist.

Was bleibt, wenn der musikalisch einmal mehr schaurig unterlegte Abspann durch ist, ist eine Handlung, die unser [scorp] passend mit "Es geschehen ... Dinge..." während des Guckens zusammenfasste und einer Inszenierung, die sich mit der Eleganz eines angeschossenen Schweines mit zertrümmerten Kniegelenken über den Bildschirm robbt.
Wer mal einen Anti-Zombie-Film sehen will, der greift zu - alle anderen danken still irgendjemand, dass der Film niemals über zwei Vorführungen (Fantasy Filmfest und Halloween Filmfest 2003) im europäischen Raum hinaus gekommen ist.
"House of the Dead" ist selbst für einen trashigen Zombie-Film grottig schlecht.


Galerie:{jcomments on}