Hart am Limit
Cary Ford: I live my life a quarter-mile at a time.
Shane: That is the dumbest thing I've ever heard!
- aus Hart am Limit
Zur Handlung:
Ford hat sich vor einer Weile aus seiner Heimatstadt verzogen. Er hatte in den Tanks zweier Motorräder von Henry, dem Anführer der Gang der Hellions, Drogen gefunden und war untergetaucht, damit seine Freundin Shane keinen Ärger bekommen würde.
Nun kommt er wieder, um sein Mädel abzuholen, gerät aber augenblicklich wieder an Henry, der seinen Stoff haben will; und als Ford nicht mitspielen will, schiebt man ihm den Mord am Bruder des Anführers der Reapers in die Schuhe – und ehe er sich versieht, wird er von den Hellions, den Reapern und auch noch dem FBI gejagt...
Hätte ich, so wie es kluge Menschen ja nun einmal tun, vor dem Kauf dieser DVD einmal bei IMDb reingeschaut, so hätte ich dort lesen können, dass der Film mit einer Wertung von 3.0 bei 2.390 abgegebenen Stimmen sage und schreibe Platz 52 der Bottom Top 100 einnimmt.
Er liegt damit bei den User-Wertungen neun Plätze vor dem Street Fighter-Realfilm und drei Plätze vor dem "Mighty Morphin Power Rangers Movie", schockierender Weise sogar zehn Plätze schlechter als das Remake von "Rollerball".
Ich gebe zu, hätte ich diese Wertung gelesen, hätte ich den Film vermutlich in der Videothek verrotten lassen. Habe ich aber nicht. Somit ging ich mit einem Schnäppchen nach Hause und warf Abends den Silberling ein – so richtig bereut, muss ich aber sagen, habe ich es nicht.
Der Reihe nach: der vollkommen sinnentleerte und hirntote Plot des Films wurde von Matt Johnson geschrieben – der hat vorher noch nie was geschrieben, sein zweites Werk "Into the Blue", in dem es wieder um Autos und Drogen geht und welches Paul Walker (Brian O'Conner aus den beiden "The Fast and the Furious"-Teilen) in der Hauptrolle hat, ist gerade in der Postproduktion. Denke, man merkt, welch "Weltklasse-Autor" hier verwendet wurde.
Regie führte Joseph Kahn, für den "Hart am Limit" seinen ersten und dann auch bis dato letzten Film darstellt.
Damit man aber dennoch einige bekannte Titel auf dem Cover hinterlassen konnte, griff man dann eben zu Produzenten Neal H. Moritz, der unter anderem die Fast-and-Furious-Filme, die xXx-Reihe und SWAT mitproduziert hat. Zumindest war man klug genug, seine anderen aktuellen Projekte ("Cruel Intentions 3", um mal eines zu nennen) zu ignorieren.
Aber wen interessiert auch schon der Produzent?
Okay, schauen wir weiter zu den Darstellern. Positiv ist mir da sicherlich der Ford-Darsteller Martin Henderson aufgefallen. Henderson war schon in "The Ring" zu sehen, kann durchaus auch ein paar Sätze am Stück sauber reden und hat einige nette Sprüche in den Mund bekommen. Er ist zwar kein Vin Diesel, aber als Hauptdarsteller funktioniert er doch sehr gut.
Monet Mazur ("40 Days and 40 Nights", "Mystery Men") gibt sich dann als weiblichen Gegenpart, ist erfrischend resolut geraten und verursacht keine Kopfschmerzen, wohingegen Ice Cube als Anführer der Reapers schon eher anstregend ist; aber nicht so schlecht wie erwartet, zugegeben.
Hervorheben möchte ich an dieser Stelle dann noch Jaime Pressly, die den Archetypen der bösen Gespielin des Schurken sehr hübsch über die Bühne bringt und Adam Scott, der als affektierter und etwas abgehobener FBI-Ermittler vermutlich die amüsantesten Szenen des Films abbekommen hat.
Über den Rest der Cast hülle ich dann dagegen doch eher mal den Mantel des Schweigens ... sie sind nicht alle schlecht, aber im Gedächtnis bleibt sonst eigentlich keiner. Gerade Fords Kumpel, die er unterwegs mitnimmt, sind blasser kaum mehr denkbar.
Betrachtet man den Film dagegen eher ganzheitlich, zeigen sich auch die relevanten Stärken und Schwächen. Auf der Haben-Seite verbucht der Film erst einmal einige durchaus gute Actionszenen – nichts Umwerfendes, aber durchaus gut gemachte Kost.
Denen gegenüber stehen dann aber auch, damit es so richtig belanglos wird, einige richtig schlechte Actionszenen – gerade das Finale verliert durch massiven Einsatz des Computers den Bonus, den die restlichen Szenen aus ihrem offenkundigen Ursprung, echte Stunts zu sein, ziehen können.
Zwar überwiegen hier die guten Szenen, aber irgendwie ist eben dadurch, dass es ausgerechnet das Finale ist, welches sie verhunzt haben, ein gewisser fader Nachgeschmack geblieben.
Weiterhin kann der Film, während er eigentlich ja doch eher stupide aufgebaut ist, zumindest mit einer Sache Punkte sammeln: er nimmt sich selbst und auch seine Genrekollegen nicht ganz ernst.
Der Film eröffnet damit, dass Ford auf seinem Motorrad zwei aufgemotzte Wagen à la "The Fast and the Furious" versägt, dann ist die Botschaft schon klar: "wir wollen noch einen draufsetzen". Ebenso gibt es ein Straßenschild mit Aufschrift "cars suck", in der Sequenz, während Ford inbrünstig geäußertes und von seiner Freundin zerschlagenes Zitat, welches diese Rezi einleitet, eigentlich aus dem genannten Film stammt.
Ebenfalls in der Anfangssequenz, um die jetzt mal völlig zu belasten, gibt es auch einigen Fließverkehr, der nicht nur umfahren werden muss, sondern wiederum aus dem 1971er-Film "Duel" von Steven Spielberg geliehen wurde.
Es ist nur schade, dass bei all diesen Querverweisen, Referenzen und bei all dem Augenzwinkern leider keine Zeit mehr für eine gesunde Dramaturgie geblieben ist. Wie gesagt, die Actionszenen sind teils sehr gut und teils richtig mies, die Dialoge bis auf die In-Jokes und den FBI-Agenten vollkommen sinnlos, die Darsteller gut bis mäßig ... halt, unter'm Strich, ein grundsolides Mittelmaß in allen Kategorien.
Die DVD ist dabei ebenfalls solide zu nennen, bietet mit zwei Audiokommentaren (einmal die Darsteller, einmal die Technik), zwei Storyboard-Vergleichen, einem Musikvideo und dem Trailer nichts wirklich interessantes, so wie man auch zum scharfen Bild (16:9) und akzeptablem Ton (Deutsch und Englisch in DD5.1) nicht viel sagen kann.
Letztlich ist "Hart am Limit", dessen Originaltitel übrigens "Torque" lautet, ein Actionfilm den man gucken kann. Klingt nicht nach viel, ist es auch nicht – es sind 81 Minuten solide Unterhaltung, die einen mal mehr, mal weniger begeistern können und den Pegel am Ende exakt in der Mitte einrasten lassen.
Wäre je nach Genre okay, aber da nun gerade der Action-Markt ja doch eher als aktiv und groß zu bezeichnen ist, rate ich Freunden schneller Fahrzeuge weiterhin zu den beiden Fast-and-Furios-Filmen, eher bodenständigen Zuschauern eher zu "SWAT" und allgemein zu meiner aktuellen Genre-Referenz "Bad Boys 2".
"Hart am Limit" ist halt nicht wirklich schlecht, aber es gibt genug, die einfach besser sind.
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