Hard Attack - Tatort Knast
- Hast du mich vermisst?
- Wie die Pest.
- Wer ist dein Lieferant?
- Frag deinen Frisör...
- Ah. Immer noch der alte Witzbold...
- aus Hard Attack
In einem Gefängnis im Großraum L.A. (wo eigentlich sonst?) wird irgendein krummes Ding durchgezogen. Schmuggel, so scheint es. Ein verdeckter Ermittler segnet das Zeitlichte und ein neuer Mann muss her. Die Wahl fällt auf Nick Adams; der hat gerade bei einer Razzia eine Unschuldige umgebracht und braucht eh Ablenkung, war aber auch noch bester Freund des Undercover-Ermittlers und schnappt sich den Fall daher.
Und so tritt er ein in einen Dschungel aus Klüngeln, vielen Feinden und wenigen Freunden innerhalb des verbrechensreichen Knastes...
Zur Umsetzung:
Ah, David Bradley. Der Mann, der einst die Nachfolge von Michael Dudikoff in der „American Fighter“-Reihe angetreten hat ist doch eigentlich immer ein gutes Indiz für einen tollen Film. Ebenso wie sein dortiger Vorgänger kann er halbwegs geradeaus spielen und beherrscht das kleine Einmaleins der guten Kampfchoreographien, hat es aber doch niemals aus der B-Liga herausgeschafft.
Regisseur Greg Yaitanes ist sogar richtig gut, hat später den Mehrteiler „Children of Dune“ sowie Episoden für so namhafte Serien wie diverse CSIs, Nip/Tuck, Alias, Empire, Prison Break oder auch House M.D. gedreht, wenn „Hard Attack“ auch 1995 erst sein zweiter Film war und dazu noch direkt für den Videomarkt produziert wurde. Die Autoren Nicholas Amendolare und Chris Bold kennt dagegen kein Mensch, aber mal ehrlich, das ist bei einem Actionfilm auch wirklich egal.
Und schon die erste Szene, ein fast zehn Minuten langer Shootout mit viel Action, Stunts und Explosionen macht klar, hier sind wir defintiv bei einem der besser budgetierten Actionfilme der B-Liga angekommen. Die Inszenierung ist ziemlich gut und auch wenn weder Bradley noch Yaitanes das beidhändige Revolver-Schießen in langem Mänteln erfunden haben, so ist die Umsetzung doch gefällig. Gerade die Stunts sind teilweise sehenswert, erkennbar von Bradley selbst ausgeführt und bisweilen wohl recht riskant gewesen. Das wirkt dann auch gleich frischer als manches CGI-gerüstete Finale à la „Transporter: the Mission“ oder „xXx 2“.
Das Niveau der Actionszenen bleibt erhalten, was der Film sehr regelmäßig zeigt – die Formel Dialog–Kampf–Dialog–Kampf wird hier sehr akribisch eingehalten.
Die Charakter gefallen auch gut. Klar sind sie allesamt schlimmt Klischees, aber ob nun der abgebrühte Nick Adams, sein glatzköpfiger, bärenstarker Zellengenosse Mr. Clean, der farbige Kleinteile-Dealer Squid, böse Asiaten, ein metallschlagstockschwingender Aufseher oder ein Gefängnisleiter, der zugleich Kriegsveteran ist, der Film lässt da wenige Klischees aus.
Die sympathischen Darsteller allerdings wissen durchaus zu überzeugen. Für den Warden Pike konnte immerhin Charles Napier gewonnen werden, Yuji Okumoto ist ein immer mal wieder gesehenes Gesicht für das „asiatischer Schurke“-Konzept und eher unbekannte Jim Maniaci ist toll als „großer Kumpel“ des Protagonisten.
Erstaunlich ist dabei, dass bisweilen sogar etwas Selbstironie in den Film schleicht, etwa in der typischen „Der Held schlägt einem Hühnen auf die Brust wie er es schon mit dutzenden Feinden letal getan hat, doch der steht nur ungerührt da“-Szene, die in „Hard Attack“ doch einmal ganz anders verläuft, als man das gewohnt ist.
Rührt man das alles mit einer recht profesionellen Produktion, guter Ausstattung und Kulissen und sogar passabler Synchro zusammen, ensteht ein Endprodukt, dass sich dann zwar noch mal arg unter der Last der mauen DVD aus dem Hause „United Video“ biegt, aber nicht bricht. Vor allem erwähnenswert ist sicherlich, das „Hard Attack“ zwar das gewohnt miese Bild und schwachen Ton hat, aber auf der FSK-18-DVD ungeschnitten ist.
Wer einen billigen und dennoch guten Actionfilm sucht, der kann bei „Hard Attack“ getrost zugreifen. Ist zwar keine Spaßgranate wie etwa „Operation Las Vegas“, aber er ist unterhaltsam und sogar etwas spannend.
Mir hat der Film jedenfalls in seinem Rahmen sehr gut gefallen.
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