Hannibal
Hannibal: "Jedem Römer müssen Schauer der Furcht über den Rücken jagen wenn er unseren Namen hört."
Marhabal: "Wie erreichen wir das?"
Hannibal: "Indem wir das Gerücht verbreiten Hannibal und sein Heer seien unbesiegbar!"
- aus Hannibal
Und genau um diesen geht es auch in diesem Film, deshalb begrüßt sie an dieser Stelle auch einmal wieder Dr. Ego, nach längerer Zeit, zu einem neuen Eingriff.
Die Krankenakte:
Der Senat ist in heller Aufregung, Hannibal ist mit seiner Armee gerade dabei die Alpen zu überqueren und schickt sich an, gen Rom zu marschieren. Unterwegs nimmt er Silvia, die Nichte des römischen Senators Fabius gefangen und verliebt sich in sie. In Rom ist man unterdessen weiter uneinig, wie man nun gegen den Eindringling vorgehen soll. Die einen möchten ihn in einer offenen Feldschlacht mit all ihrer Truppenstärke schlagen während, einzelne die Ansicht vertreten ihn mit einer Verzögerungstaktik zu schwächen und dann kurz vor Rom aufzureiben.
Währendessen bahnt sich Hannibal seine Weg unaufhaltsam weiter, entgegen dem Widerstand der, aufgrund der Liebe zur römischen Senatorennichte, alsbald in seine Lager entsteht. Das Backcover will uns das ganze als "Ein abenteuerlich-malerischen Bilderbogen angelegt als aufwendiges Schaugemälde" verkaufen, wieder mal ein Fall von falscher Diagnose.
Der Eingriff:
Erst einmal das erfreuliche, auch dieser Patient weist noch einige gesunde Organe auf, die er aber am besten gespendet hätte. Die Ausstattung ist recht gut und auch authentisch, was aber auch zu erwarten war, da die meisten italienischen Filme jener Zeit aus einem recht großen Fundus schöpfen konnten der schon für den ein oder anderen Sandalenfilm im Gebrauch war. Auch die Kulissen, wenn auch manchmal etwas windschief, sind für die damalige Zeit akzeptabel. Wie auch nicht anders zu erwarten konnte man für Massenszene wieder mal genug Statisten zusammentreiben um das ganze auch recht glaubhaft wirken zu lassen.
Nachdem wir nun die gesunden Sektionen sondiert haben widmen wir uns nun den kranken Stellen. Und leider zieht sich dieser Befall in Form der Dramaturgie wie ein Krebsgeschwür durch den ganzen Film. Wie man bereits der Krankenakte entnehmen kann, beginnt der Film direkt damit, dass Hannibal schon unterwegs ist und gerade mit seinen Elefanten dabei ist die Alpen zu überqueren. Etwas seltsam ist dies schon, wird der Zuschauer nicht nur mitten in die Handlung geworfen sondern fragt sich sicherlich auch was den nun die restlichen 90 Minuten noch passieren wird wenn Hannibal in diesem Tempo weitermacht?
Aber die Frage ist leicht beantwortet, den schon bald bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen Hannibal und der schönen Silvia an. Dabei treffen sich die beiden immer mal wieder abwechseln, bis Silvia zum Schluss von ihrem Onkel verurteilt wird, lebendig begraben zu werden.. Damit ist auch dieses dramaturgische Element aus dem Weg und in einem kurzen Abriss wird nun noch Hannibals Scheitern erzählt. Alles in allem wirkt dies jedoch recht seltsam und man hat vielmehr den Eindruck einen Tag aus dem Leben von Hannibal erlebt, als gerade an einem historischen Ereignis teilgehabt zu haben.
Teilweise wirkt das ganze auch einfach nur lahm, die Elefanten wirken eher wie nette Zirkustiere und sind schlichtweg zu klein geraten, man kann sich nicht so recht vorstellen wie Hannibal damit seine Gegner beeindrucken will, zudem die Tiere in den folgenden Schlachten auch keine größere Rolle mehr spielen. Die Kampfchoreografie beschränkt sich darauf, dass sich die Gegner immer brav auf die Schwerter schlagen und ihre Speere wie Anfänger werfen.
Aber egal, weg damit. Was bleibt also noch übrig, ohh natürlich die Schauspieler, die möchte ich den Lesern ja nicht vorenthalten.
Hannibal wird von dem damals recht bekannten Schauspieler Victor Mature dargestellt, dem ein oder anderen vielleicht aus einem weiteren Sandalenfilm oder Western bekannt gab er doch eine weitaus bessere Vorstellung an der Seite von Peter Seller in der Komödie After the Fox, aber das nur am Rande. Sein Hannibal ist…komisch, was vielleicht auch ein wenig an Matures Darstellung liegen könnte, ständig hat man den Eindruck das er sein lederartiges Gesicht nur deshalb immer wieder verzieht um ein wenig Leben in seine Figur zu bringen, achten Sie vor allem auf die linke Braue.
Ihm zur Seite steht dabei als Silvia die amerikanische Schauspielerin Rita Gam als Silvia, möglicherweise aus dem besseren Film König der Könige bekannt.
Senator Fabius hingegen wir von Gabriele Ferzetti verkörpert, ein Name der unter anderem auch in Filmen wie Once upon a time in the West oder On her Majesty’s Secret Service und später auch in Othello auftaucht.
Schwester einmal abtupfen bitte.
War es das…oh, nein beinahe hätte ich doch die beiden Schauspieler vergessen die es neben Victor Mature noch mit einem Bild auf das DVD Cover geschafft haben. Mario Girotti und Carlo Pedersoli, wie die kenne sie nicht, aber sicher doch: Terence Hill und Bud Spencer.
Ja genau diese, wobei höchsten Terence Hill es verdient hatte, war seine Rolle als Quintilius noch groß genug um dies zu rechtfertigen, Bud Spencer hingegen war da schon etwas schwieriger. Zwar wird er auch im Vorspann erwähnt allerdings haben es fünf Zuschauer nicht geschafft ihn zu finden, vielleicht eine Aufgabe für spätere Zuschauergenerationen, aber da seine Rolle auch nicht so wirklich bedeuten gewesen sein kann ist es auch nicht weiter tragisch. Die Gesichter der beiden haben es wohl auch nur wegen ihrer Bekanntheit auf das Cover geschafft und sehen dabei noch so aus als ob man sie aus einem anderen Film gecaptured hätte.
So, nachdem wir uns also durch die nicht vorhandene Dramaturgie und die Schauspieler gemetzelt hätten, sind wir bei der technischen Seite angelangt. Diese lässt sich der einfachheithalber ganz leicht kategorisieren: Der Ton ist gut, das Bild ist schlecht.
Während man dem Ton anscheinend noch mal eine Überarbeitung gegönnt hat man diese dem Bild einfach verweigert. Zwar ist die Qualität nicht ganz so unterirdisch wie etwas bei Höllenengel & Company oder der Forke aber man hat ständig den Eindruck als würde einem das Sichtfeld verschwimmen, Kompressionsfehler, Schlieren, Streifen und ähnliches lockern das ganze in wechselnder Reihenfolge von Zeit zu Zeit auf.
Die DVD an sich bietet dann, oh Wunder, auch nicht wirklich viel an Sonderausstattung, neben zwei Trailern und einer Fotogalerie war es das auch schon, der Ton liegt sowieso nur in Deutsch vor, also warum sich noch groß Mühe mit dem Rest geben.
Ich denke damit können wir unseren Eingriff hier beenden, räumen sie doch bitte die Überreste weg, Schwester.
Die Sterbeurkunde:
Was bleibt also noch übrig? Leider nicht mehr sehr viel, einzelne Organe hätten sich in anderen Filmen besser gemacht aber wurden leider hier verbraten, die Massenszene sehen zwar nicht schlecht aus und auch die Kostüme sowie die Bauten sind recht nett geraten. Zudem ist es löblich zu erwähnen das man sich die Mühe mit den Elefanten zumindest in einigen Szenen gemacht hat, aber all das rettet den Film leider nicht davor mit seiner Dramaturgie eine volle Bauchlandung hinzulegen. Für eine trashigen Filmabend mit Freunden sicherlich mal den eine oder andern Blick wert aber als geschichtlich authentischen Verfilmung eher weniger zu gebrauchen (und das war noch nett umschrieben).
Galerie:{jcomments on}