Hai-Alarm auf Mallorca
Sven: Ich glaube, dass es keine gute Idee ist.
Julia: Glauben Sie‘s oder wissen Sie‘s?
Sven: Ich glaube, eins plus eins macht zwei. Haie fressen Menschen.
Julia: Ich glaube auch, dass eins plus eins zwei macht. Die Frage ist nur, warum eins und eins zwei macht. Es ist nicht so wichtig, woran man glaubt, Sven. Es ist wichtig, dass man überhaupt an etwas glaubt.
Sven: Und woran glauben Sie?
Julia: An die Liebe.
- aus Hai-Alarm auf Mallorca
Sven Hansen lebt als Deutscher zusammen mit seiner Tochter auf Mallorca. Seine Frau hat er vor einem Jahr bei einem Haiangriff verloren. Eigentlich will er zurück nach Deutschland, doch als erneut Leute durch den Angriff eines scheinbaren Riesenhais ums Leben kommen, ist Sven der einzige, der die Insel retten kann. Ihm zur Seite stehen die attraktive Meeresbiologin Julia Benett und sein bester Kumpel, der Polizeichef Carlos – ihnen gegenüber steht ein 20 Meter langer Urzeithai...
Zur Umsetzung:
So, nachdem wir in letzter Zeit so erschreckend viele anspruchsvolle Filme hier zwischen hatten, ist es an der Zeit, mal wieder in anderen Gewässern zu fischen (ja, die Anspielung ist gewollt...).
Als RTL den „Haialarm auf Mallorca“ ankündigte war ich doch mehr als skeptisch, als der damals noch „Megalodon“ betitelte Streifen auch noch endlos verschoben wurden, sah ich mich bestätigt – und doch lag ich falsch!
Die Besetzung jedenfalls scheint allen Klischees zu entsprechen. Ralf Moeller, Star der „Conan“-TV-Serie und ewiger Schwarzenegger der zweiten Reihe, gibt den muskulösen Ex-Kampftaucher Sven Hansen und entpuppt sich dabei als ungeahnt sympathischer Mime.
Er kriegt seine Texte gerade heraus, macht in den Actionszenen eine gute Figur und ist schauspielerisch noch B-Star genug, um alle Erwartungen zu erfüllen.
Ihm zur Seite stehen mit Julia Stinshoff („Alarm für Cobra 11 – Einsatz für Team 2“) als Julia und Gregor Bloéb („Polizeiruf 110“, „Tatort“, „Held der Gladiatoren“) als Carlos. Die dürften zwar international nicht gerade bekannt sein, spielen aber dennoch angemessen, wenn auch zumindest Bloéb schon in besserer Form war.
Ansonsten hat natürlich auch sonst wieder manches „Sternchen“ des deutschen TV-Marktes seinen Weg hinein gefunden. Katy Karrenbauer spielt die einzige Rolle, die man offenkundig von ihr erwartet (grantige Frau), Ottfried Fischer gibt einen erfrischenden Cameo als deutscher Extremtourist und Jeanette Biedermann, na gut, die ist halt drin. Hat keinen Sinn, hat keinen Zweck, hat aber auch nur wenige Minuten Anteil und ist dann, Gott sei‘s gepriesen, wieder aus dem Bild. Wenn man dann noch Soap-Nase Carsten Spengemann als Pseudo-Pirat gesehen hat, weiß man Bescheid – Spaß ist angesagt.
Beeindruckend war dabei allerdings schon, dass die Inszenierung durch den „Held der Gladiatoren“-Regisseur Jorgo Papavassiliou weitestgehend richtig gelungen war und zumindest mit der amerikanischen B-Konkurrenz des Genres mithalten kann.
Noch beeindruckender waren aber die Spezialeffekte der CA Scanline GmbH. Die waren zwar nicht perfekt, aber wer noch etwa den CGI-Bären des RTL-Gladiatoren-Films im Hinterkopf hatte, wird sehr positiv überrascht werden.
Und die Handlung?
Nun, die ist natürlich so dünn wie Knäckebrot und hohl wie wie Bambus, aber macht irgendwo schon Spaß. Sie folgt „artgerecht“ den Konventionen des Genres, hält ein ganz gutes Tempo, verliert sich nicht in Charakterentwicklung oder -darstellung und bietet einige wirklich manierliche Actionszenen.
Verwunderlicher noch ist das hohe Maß an Selbstironie, dass der Film zu bieten hat. Von dialogtechnischen Bauchschüssen wie dem Einleitungszitat dieser Rezi mal abgesehen, erkennt man in vielen Szenen gnadenlos ausgebeutete Klischees des Genres. Die Funksprüche zu Beginn mit ihrem endlosen „Over“, die „Italien Job“-artige Kleinwagenverfolgungsjagd sowie eine ganz markante Szene in einer Polizeistation werden sicherlich jedem Action-Fan zusagen. Der deutsche Flachhumor wird dagegen durch Ottfried Fischers Auftritte sowie einem damit verbundenen, etwas schleppenden Running Gag bedient, Trash-Fans mit Zitaten wie dem hier einleitend gesetzten...
Ist der „Haialarm auf Mallorca“ also ein Film für jedermann?
Ich würde fast sagen: „ja“. Fast, da Freunde anspruchsvoller Unterhaltung hier definitiv nicht angesprochen werden. Der Film ist weder clever konstruiert noch in irgendeiner Form inhaltlich oder moralisch Fragen aufwerfend.
Aber er macht Spaß, bietet perfekte Unterhaltung auf dem Niveau eines besseren amerikanischen Action-Titels mit niedrigem Budget und zeigt auf, dass man nach Gurken wie „Das Biest im Bodensee“ oder „Cascadeur“ das deutsche Popcornkino (bzw. -fernsehen) vielleicht doch noch nicht ganz ad acta legen sollte...
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