God's Army - Die Trilogie

"I remember the First War. The way the sky burned, the faces of the angles destroyed. I saw a third of Heaven's legion banished and the creation of Hell. I stood with my brothers and watched Lucifer's Fall, but now my brothers are not brothers, and we have come here where we are mortal to steal the Dark Soul, not yet Lucifer's, to serve our Cause. I have always obeyed, but I never thought that War would happen again."
- aus God's Army

Einleitung:
Ich habe eine ganze Weile darüber gegrübelt, ob es sich lohnt, die Teile dieser Trilogie in drei einzelnen Rezis zu behandeln. Einerseits bin ich der Meinung, dass es sich in der Tat lohnen würde; dann aber wieder habe ich mir auch gedacht, der Zusammenhang der Filme ist eng genug, dass man es auch schön am Stück machen kann.
Insofern bricht diese Rezi mal wieder etwas mit dem erprobten Schema und widmet sich nun nacheinander gleich drei DVDs...

Über God's Army:
Es herrscht Krieg im Himmel. Der Erzengel Gabriel hat sich losgesagt von der heiligen Ordnung. Sei Hass richtet sich auf die Menschheit, einfache Affen in seinen Augen, die unrechtmäßig von Gott mehr geliebt werden als die Engel. Er strebt danach, ihnen ein Ende zu bereiten, damit alles wieder so wird, wie es mal war. Zu diesem Zweck versucht er, eine bestimmte, dunkle Seele zu erringen, die seiner Sache dienen soll – doch noch immer gibt es Engel, die Gottes Willen nachkommen.
Letztlich sehen sich ein Polizist, der eigentlich Priester werden wollte, und eine Lehrerin, dem Erzengel gegenüber, ohne richtig begreifen zu können, womit sich sich da anlegen...

'God's Army', eigentlich 'The Prophecy' geheißen, erschien im Jahre 1995 und avancierte schnell zum Insider-Tipp und Kultfilm. Er spielt recht gekonnt mit religiösen Motiven, mit einer gut umgesetzten Stimmung zwischen 'Alltag' und 'Endzeit' und erzählt seine Geschichte kurz und ohne Umschweife.
Die Geschichte wurde von Gregory Widen geschrieben, dem früheren Autor des ersten 'Highlander', aber im Gegensatz zum dem Film über den Unsterblichen hat er hier auch selbst Regie geführt. Gut, so muss man einfach anerkennen, denn die Farbgebung, Bildkomposition und Tempo des Films sind einfach rundum gelungen.
Was den Film jedoch über den Durchschnitt hebt, ist die schauspielerische Leistung. Christopher Walken gibt den Erzengel Gabriel und spielt ihn in einer unglaublichen Mischung aus Sympathieträger und wahnsinnigen Vernichter der Menschheit, aus Allmacht im mystischen Bereich und schierer Ohnmacht im menschlichen Alltag. Er gibt dem Charakter Humor, ohne ihm dabei seine Bedrohlichkeit zu nehmen, wirkt mit seinem markanten Gesicht und seinem stechenden Blick trotz der schmalen Statur stets imposant.
Den Schauspieler des Polizisten Thomas Daggett, Elias Koteas, kennen Fantasy-Fans vielleicht als Casey Jones aus dem ersten und dritten 'Turtles'-Film, aber seine 44 Filmrollen kommen nicht von ungefähr – auch hier spielt er ziemlich gut und überzeugend.
Die Lehrerin wird von Virginia Madsen gespielt, die man zwar selten irgendwo markant erspäht hat (vielleicht noch am ehesten als Prinzessin Irulan in David Lynchs 'Dune'), dennoch gefällt sie in ihrer Rolle.
Eric Stoltz hat ebenfalls eine endlos lange Liste eher unbekannter Filme, aber auch einiger Legenden wie 'Pulp Fiction' aufzuweisen, und spielt hier den Engel Simon, ebenfalls sehr faszinierend und – im Rahmen dieser Rolle – auch sehr glaubwürdig.
Zuletzt bleibt dann noch, mittlerweile weltweit bekannt, Viggo Mortensen als Luzifer, genial und ohne Zweifel.

Abschließend kann man zum ersten Teil sagen, dass er eigentlich ein Muss für Mystik- und Horrorfans ist und die neue DVD-Veröffentlichung von EuroVideo auch mal den Kauf wert ist. Anders als die alte Fassung bei Laser Paradise ist der Film hier uncut (und daher FSK 18). Es ist sogar eine erweiterte Fassung, die man damals in Amerika nachbearbeitet hat, als der erste Lauf im Kino genug Geld dafür eingebracht hatte. So genießt der deutsche Zuschauer auf DVD erstmals einen erweiterten Anfang und deutlich verbesserte visuelle Effekte. Das Bild ist ziemlich gut, wenn auch 4:3, der Ton in Deutsch (DTS, 5.1 und 2.0) sowie Englisch (5.1) verfügbar. Untertitel sind nur Deutsch, aber ausblendbar, und das alles zusammen gibt es in den Läden schon ab 9,99 € zu kaufen.
Ein Muss, wie gesagt.


Über God's Army II – Die Prophezeiung:
Der zweite Teil der Reihe setzt einige Jahre nach dem ersten Teil an. Gabriel, die letzte Zeit in die Hölle verbannt, wird von Luzifer mehr oder weniger vor die Tür gesetzt, da nicht genug Platz für beide da unten sei. Nun ist er wieder da und nimmt auch gerne seine alte Queste wieder auf.
Der Engel Danyael (Russel Wong) schwängert derweil die Sterbliche Valerie Rosales (Jennifer Beals), in der Hoffnung dass ihr gemeinsames Kind, ein Nephilim, halb Mensch, halb Engel, eine Art Heilsbringer sein kann und den Krieg im Himmel endlich beendet. Keine Frage, dass sich Gabriel wieder auf ihre Fährte macht...

Dem zweiten Teil blickte ich ja schon mit etwas Sorge entgegen, war er ja auch eigentlich nicht geplant und von komplett neuen Gesichtern produziert. Der unterm Strich einfach unbekannte Regisseur Greg Spence drehte den Film, nach einem Drehbuch, dass er zusammen mit Matt Greenberg, dem Autor von Filmen wie Halloween H20, schrieb.
Und teilweise bestätigte sich meine Vermutung auch: die Mystik ist weg, die Atmosphäre dünn und der Plot schmeckt eigentlich eher nach 'Terminator' denn nach dem ersten Teil.
Dennoch ist der Film, so skurril es ist, sehr unterhaltsam geworden. Die Lücken in der Mystik füllt der Film mit (nicht überragend, aber gut inszenierter) Action, die zwar merklich Gebrauch von Seilen macht, aber dieses vermutliche Zugeständnis an Russel Wong gibt dem Film dennoch keine zu asiatische Inszenierung.
Die Lücken in der Atmosphäre füllt der Film dagegen mit viel Humor, der, wie im ersten Teil, wieder genau so bemessen wurde, dass die düstere Atmosphäre wieder nicht leiden muss. Christopher Walken, zurück in seiner Rolle als Erzengel Gabriel, schafft erneut den oben benannten Drahtseilakt. Folgt er Valerie oder droht er anderen Charakteren, wirkt er wahrlich angsteinflößend. Aber seine Kontakt mit einem Funkgerät, Autos im allgemeinen und erst Recht einem alten Computer-Textinterface sind einfach herrlich und dazu noch großartig gespielt.
Die restlichen Darsteller sind zwar alle gut, größtenteils auch kleine und größere B-Größen, Brittany Murphy mittlerweile auch sonst halbwegs bekannt, dennoch muss hier eigentlich nicht viel zu gesagt werden.

Auf technischer Seite haben wir es diesmal mit einem Film im 16:9-Format zu tun, das Bild gut und der Ton Deutsch und Englisch, etwas leise, aber dafür jeweils in Dolby Digital 5.1. Die Untertitel sind wieder nur Deutsch und wieder ausblendbar.
Die aktuelle Veröffentlichung über BMG ist übrigens FSK 16, dennoch uncut und [ego] und ich, wir waren uns eigentlich beide einig, auch nicht minder brutal. Leider ist er dank des Verleihs recht teuer, aber die 19,99 € werden im Zweifelsfall durch die günstigen Preise der anderen beiden Teile relativiert.


Über God's Army 3 – Die Entscheidung
Okay ... auf zur Handlung des dritten Teils. Sitzt ihr? Gut!
Pyriel, der Engel des Genozids, ist im himmlichen Krieg an die Macht gelangt, möchte die Menschheit ausrotten und sich zu einem neuen Gott empor schwingen. Nur einer kann ihn aufhalten: Danyael, Sohn des Engels Danyael und der Frau Valerie Rosales (richtig, die aus Teil 2). Darum wird Zophael entsandt, der sozusagen Gabriels alte Stelle übernommen hat, um den Jungen zur Strecke zu bringen.
Gabriel, derweil, fristet nach Bestrafung sein Leben als Mensch auf Erden und hat dadurch tatsächlich einige neue Einsichten gewonnen. Und nicht zuletzt aus Eigeninteresse hat er durchaus etwas gegen die Ausrottung der Menschheit und mischt sich seinerseits erneut in die Geschicke aller ein...

Hart, oder? Der Plot des dritten Teils ist, unterm Strich, totaler Blödsinn. Aber gut, nachdem der zweite Teil schon den Weg zum Popcornkino geebnet hat, weiß 'God's Army 3' diesen Thron souverän zu besteigen.
Es handelt sich hierbei um die erste Regiearbeit von Patrick Lussier, der später unter anderem Wes Craven's Dracula und seine Gott sei dank unbekannten Sequels gedreht hat. Nach einem Drehbuch von Carl V. Dupré und Joel Soisson, die sich momentan mit Dracula- und Hellraiser-Sequels über Wasser halten.
Erstaunlich ist, dass der Film tatsächlich noch mal seine atmosphärischen Momente hat und von der ganzen Inszenierung her wieder eng an den ersten Teil zurückkehrt. Das aber hilft der Handlung an sich wahrlich nicht. Pyriel wirkt nicht imposant, der Versuch, ihn androgyn zu gestalten ging eher nach hinten los, er wirkt jetzt eher 'schwul' – nicht diffamierend gemeint, sondern einfach im negativsten Sinne der verfügbaren Klischees. Das er die Menschheit bedroht, erscheint bestenfalls lustig.
Andererseits können einige Neuzugänge durchaus überzeugen. Kayren Butler spielt mit Magdalena, genannt Maggie, die Freundin Danyaels und gefällt in der Rolle, Vincent Spano alias Zophael nimmt man die Nachfolge im Amt Gabriels durchaus ab und Dave Buzzotta alias Danyael spielt auch überzeugend.
Schön ist noch ein kleines Gastspiel vom ebenfalls 'Herr der Ringe'-erprobten Brad Dourif, der hier mal wieder tut, was er am besten kann: gefährlich und wahnsinnig wirken.
Aber der Star des Films, klar, ist Gabriel bzw. Christopher Walken. Mittlerweile Mensch zu sein gibt ihm die Chance, noch einmal mehr Macken auf den Charakter zu legen und ich denke, wer den Film von vorne herein mit einer Priese Humor nimmt, wird das sehr genießen können.
Denn wenn Gabriel, frischgebackener Autofahrer, mit seiner uralten Schüssel, beide Fahrbahnen ausnutzend, durch die Pampa des amerikanischen Südens donnert und dabei auf der 'final Trumpet' die Radiomelodie mitspielt, dann ist das einfach schon Grund genug, den Film zu sehen.
Kenner des erstens Films können sich zu dem auf einige schöne Anspielungen freuen, etwa auch der Diner, in dem Walken noch im ersten Teil halt gemacht hat. Zu gleicher Musik, mit den gleichen Gästen, der gleichen Bedienung und sogar der identischen Kamerafahrt darf Walken auch hier in einer scheinbar gleichen Szene seiner Rolle einige neue Züge auflegen.
Der dritte Teil ist halt ein zweites Sequel, wie man sie schon öfter gesehen hat – es verwendet bekannte Charaktere und guckt mal, in was für Situationen man sie noch nicht gebracht hat, aber gerne mal bringen würde.
Er kommt auch bei weitem nicht an den ersten Teil heran, aber Spaß macht er sicherlich. Einzig der etwas schwache Finalkampf ist etwas bedauerlich, da hätte man sich mehr wünschen können.

Die DVD kommt über Concorde und bietet damit eine für den Verleih zu der Zeit leider sehr typische Schwäche: Zwangsuntertitel. Das Bild, diesmal in gestochen scharfen 16:9, ist hervorragend, der Ton in ein drittes Mal in Deutsch (5.1 und 2.0) und Englisch (5.1) verfügbar und ebenfalls sehr gut.
Zwar sind die Untertitel nicht schlecht (mit einigen Ausrutschern wie immer) und auch nicht überformatig, wie man es von der alten Conan-Fassung her kannte, dennoch ist das einfach nicht zeitgemäß und es nervt doch sehr, dass man sie bei englischem Ton nicht abschalten kann.
Dafür kostet auch dieser Film, übrigens wieder FSK-18, auf DVD erneut nur maximal 9,99 € – da kann man nicht klagen.


Zur Trilogie insgesamt:
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mit allen drei Inkarnationen der 'Armee Gottes' (respektive der 'Prophezeiung', wenn man beim amerikanischen Titel bleibt) meine Freude. Der erste ist atmosphärisch dicht und spannend, sehr gut inszeniert und gespielt. Die beiden Sequels können das zwar nicht bieten, sorgen dafür aber mit Action und Humor für beste Abendunterhaltung.
Interessant ist auch, dass die Filme eine recht hohe Kontinuität aufweisen. Zwar sterben die Charaktere der Filme, wenn sie überhaupt noch mal einen Auftritt haben, zumeist binnen der ersten Minuten des nächsten Films, dennoch gibt es zumindest zwei Charaktere, die der Reihe treu bleiben.
Das eine ist natürlich Walken, den zu loben ich hier gar nicht müde werden kann. Walken trägt die Reihe, ganz gleich ob als Engel oder als Mensch. Das andere ist der Pathologe des ersten Film, der nicht nur das "Glück" hat, jedes Mal wieder in den Konflikt mit hineingezogen zu werden – schön für den Zuschauer, doch ein bekanntes Gesicht dann und wann wieder zu sehen und ein nettes Gimmick, wie er vom einfachen Pathologen mehr und mehr abdreht. Da kann man es auch verschmerzen, dass der junge Danyael vom zweiten zum dritten Film irgendwie aus den asiatischen Zügen seines Vaters 'herauswächst'
[ego] und ich haben uns die drei Filme vor dieser Rezension mal am Stück reingepfiffen und uns war eigentlich nie langweilig, wir hatten viel zu lachen und spannend war es über weite Strecken auch noch.
Wenn man dann noch bedenkt, dass man die drei Filme zusammen für unter 40 Euro bekommen kann, so kann ich da klar nur meine Empfehlung aussprechen. Eine bessere Veröffentlichung zum dritten Teil wäre schön, das Fehlen von ernstzunehmenden Zusatzmaterial ist schade, aber dennoch: drei Filme des modernen Mystik/Horror/Action-Kinos, die man sich mal sehr gut geben kann!


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