Elektra

DeMarco: Guess it‘s all true. The red outfit. The knifes. So what happens now? You just kill me? Straight out? Just cold?
Elektra: Don‘t worry. Death‘s not that bad.
DeMarco: Yeah. How do you know?
Elektra. I died once.
- aus Elektra

Zur Handlung:
Elektra, die weibliche Kollegin vom Daredevil, ist im ersten Kinofilm gestorben. Das bedeutet aber in einer Welt der Superhelden nichts, wie man weiß, und so ist sie nun wieder da. Wiederbelebt, in diversen Kampftechniken weiter unterrichtet, dann aber aus dem Orden geflogen arbeitet sie nun als Auftragsmörderin. Und sie ist die Beste.
Doch als es ihr Auftrag ist, einen Vater und dessen Tochter umzubringen, meldet sich ihr Gewissen zurück und schnell findet sie sich wieder zwischen Berufsethos, Treuegefühl und dem sinistren Plan der bösen Gruppe „The Hand“, die ihr Leben mit übernatürlichen Häschern weiter erschwert.

Zur Umsetzung:
Es gibt ja so diese Filme, die sich durch einen besonders schweren Schnitzer alles versauen. So einer war Elektras Vorgänger Daredevil, der in der Postproduktion derart verunstaltet wurde, dass man teilweise dem Film und erst Recht nicht der Action in den Kampfszenen folgen konnte.
Gleich vorweg: so ein Film ist „Elektra“ nicht geworden. Anstelle einen solchen großen Corpus Delicti zu hinterlassen hat Regisseur Rob Bowman vielmehr einen Film produziert, der an einer nicht enden wollenden Zahl kleinerer Fehler kläglich zugrunde geht.

Das beginnt schon bei der Heldin Elektra. Wie im besagten „Daredevil“ wird sie von Jennifer Garner gespielt und die macht ihren Job eigentlich ziemlich gut. Das Problem daran ist nur: die Autoren haben das nicht getan und nach einem imposanten Auftakt verkommt die „Kriegerfrau“ hier zu einer Witzfigur, die glaube ich öfter den Tränen nahe ist als das sie Gegner vermöbelt.
Ehrlich, wer so nah am Wasser gebaut ist sollte keine Heldin werden.

Aber vielleicht wollte Regisseur Bowman ja auch ein Drama drehen? Nun, das ist durchaus denkbar, denn krude Rückblenden und eine sehr, sehr lange Einführungszeit für den Charakter Elektra legen das gleich zu Beginn sehr nahe. Doch scheitert dies an der an sich viel zu flachen Figur der Elektra. Superhelden mit Profil waren zuletzt etwa in Raimis „Spiderman“-Adaptionen oder dem neuen „Batman Begins“ mit großen Erfolg zu beobachten, nur kann die Hauptfrau dieses Streifens hier da nicht einmal im Ansatz mithalten.

Also dann doch Action? Nun, leider nicht wirklich, denn der mit 93 Minuten eindeutig zu kurze Film bringt es gerade mal auf drei Szenen, die man nun als Actionkino bezeichnen könnte. Dort versagt dann die ansonsten sehr gute Inszenierung wiederum und während man in den ersten Szenen noch mit quälender Zeitlupe unbeeindruckender Moves zu kämpfen hat, lässt gerade der finale Kampf in seiner Hektik Erinnerungen an den Vorgänger aufkommen.
Der Film tut sich da zugegebenermaßen auch deshalb schwer, weil die Grundvoraussetzungen eher schlecht sind. Denn mit Sais, nunmal Elektras Weapon-of-Choice, lässt sich nur schwer gut Posen – das haben schon die Turtles attestiert. Abby hat sogar so etwas wie eine magisch geladene, feingliedrige Kette was zuweilen nur so aussieht, als würde sie ihre Gegner mit einer Halskette verprügeln. Sehr mädchenhaft, wenig gut.

Nun, aber es sind ja bekanntermaßen auch übernatürliche Gegner, bei denen man eine gute Inszenierung durchaus erhoffen kann. Man muss dem Film da dann auch wiederum zugestehen, coole Typen zu haben. Typhoid Mary, in deren Umgebung alles verdorrt, ist sicherlich eines der Highlights, Tattoo mit seinen lebenden beziehungsweise lebendig werdenden Tattoos ist ebenfalls eine nette Idee. Leider aber fehlt hier an allen Ecken und Enden der inszenatorische Feinschliff. Im Falle des Letztgenannten ist es das Budget, das einen Strich durch alle Rechnungen macht und die Macher wohl dazu zwang, manch schlechteren Effekt und ebenfalls uinansehnlichen digitalen Linseneffekten zu verbergen. Keine Verbesserung, es wirkt billig. Umso ärgerlicher als dass das „Schlüpfen“ der Tattoos aus dem Körper selbst noch richtig gut aussieht.
Billig wirkt auch Typhoid Mary, die zwar weniger unter dem geringen Budget leidet, sondern vielmehr daran, dass ein paar herabfallende und sich verfärbende Blüten nach dem chinesischen Meisterwerk „Hero“ und seiner atemberaubenden Blütenszene einfach niemanden mehr beeindrucken können.

Die Filmhandlung selbst bleibt dann auch noch mehr Skizze als richtiger Film. Elektras Hintergrund wird in kryptischen Rückblenden nur angerissen, ist aber immerhin da. Gäbe es nicht einen Prolog am Anfang würde man aber nie auch nur im Ansatz erfahren, wer überhaupt die Widersacher sind und auch so wurde mir nicht wirklich klar, warum getötete Ninjas in grünen Wolken verpuffen.
Abby ist als The Treasure. Was das bedeutet, wird aber nirgendwo erklärt. Sie kann toll mit ihrem Kettchen zuschlagen und Typhoid Mary legt nahe, dass der Rang wohl nicht in Stein gemeißelt ist sondern weitergereicht werden kann – toll.
Dementsprechend fiebert der Zuschauer nicht mit, sondern oft nur dem Ende der Dialoge entgegen, die in vollkommene Bedeutungslosigkeit verlaufen...

Die DVD ist dabei ganz okay geworden. Das in einem Seitenverhältnis von 2,35:1 vorliegende und 16:9 anamoprh codierte Bild ist kein Meilenstein, aber eine Film aus dem Jahre 2005 durchaus angemessen. Der Ton liegt in Deutsch und Englisch jeweils in 5.1 vor und bietet Untertitel für beide Sprachfassungen, wobei die deutschen für Hörgeschädigte sind.
Das Bonusmaterial ist von sehr durchmischter Qualität. Das beigefügte Making Of ist dabei die gewohnte Werbeveranstaltung und erzählt mehr oder weniger den Film nach, bietet aber kaum neue Informationen. Dass es nebenher auch schon halb als Internetfeaturette veröffentlicht wurde fällt dabei dann noch ebenso negativ ins Gewicht wie die teilweise wirklich hundsmieserablen Untertitel … wer in einem Elektra-Film ‚Sais‘ mit ‚Sensen‘ übersetzt, der gehört postwendend zu einer Agentur für Arbeit geschickt.
Richtig gut ist dasgegen die Featurette „Vom Comic zum Film“, deren Titel etwas irreführend ist. Anders als bei der ähnlich betitelten Featurette auf der „Constantine“-DVD geht es hier weniger um die Adaption für das Kino als vielmehr die unterschiedlichen Interpretationen der Protagonisten in den Comics bisher. Spannend, mit rund 50 Minuten ansprechend lang und sehenswert.
Am beigefügten Kinotrailer kann man nichts falsch machen; warum aber von den zahlreichen deleted scenes der RC1 mal wieder nur drei ihren Weg auf die deutsche Scheibe gefunden haben ist dagegen eine ärgerliche Frage; warum von denen dann aber wiederum auch nur zwei einen Audiokommentar haben, obschon der entsprechende Track bei der dritten Szene schon vorhanden ist, dass wird wohl auf ewig ein Rätsel dieser Universum/ufa/Fox-DVD bleiben.

Was am Ende bleibt, ist eine unausgegorene Mischung guter Intentionen. Da haben wir ein Drama, das daran scheitert, dass die Charaktere zu flach und die verwendete Symbolik zu abgegriffen ist. Da haben wir einen Superhelden-Film, der daran scheitert, dass die Protagonistin innerhalb der eigentlichen Filmhandlung eigentlich nicht einmal etwas richtig hinbekommt, ohne dass ihr der Plot hinterrücks helfen muss.
Dann haben wir da einen Actionfilm, der mit gerade mal drei nennenswerten Actionszenen aufwarten kann. Einen Charakterfilm, dem jegliche Charakterszenen in der Postproduktion auf‘s Minimum reduziert wurden. Einen Martial Arts-Film, der das Fehlen von Können seitens der Choreographen erst mit müden Zeitlupen und später mit verunstaltenden Zeitraffern zu kompensieren sucht. Einen Spezialeffekte-Film, dem irgendwie überall ein paar Millionen für richtig gute Effekte gefehlt haben und der das eher schwach unter eiinem riesigen Berg künstlicher Linsenreflektionen versteckt.
Ein Gesamtwerk, das keinen großen Fehler macht aber eben auch keinen kleinen Fehler auslässt. Elektra ist nicht schlecht, es macht aber auch nicht herausragend Spaß, ihn zu gucken. Verglichen mit dem indirekten Vorgänger „Daredevil“ oder der anderen Frauen-Superhelden-Verfilmung, dem 2004er-Catwoman, ist der Film sicherlich gar nicht mal so übel.
Dennoch wird es dann 2006 an Joss Whedon und seiner Wonderwoman-Interpretation liegen uns zu beweisen, dass Superheldenfilme auch mit einer weiblichen Führung irgendwo Spaß machen können.


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