Dr. Fu Manchu – Collection

"Achtung! Achtung! Hier spricht Dr. Fu Manchu!"
aus der Dr. Fu Manchu – Collection

So, heute wenden wir uns noch mal einer richtig großen Trashperle zu, einem wahrem Schmuckstück unter ihresgleichen. Denn vor mir liegen fünf Filme mit dem Teufelsdoktor – Dr. Fu Manchu.
Vor ein paar Jahren entdeckten wir diese Kleinode der Filmkunst im Nachtprogramm der Dritten, leider gab es in den kommenden Jahren weder eine gute Video- noch DVD-Veröffentlichung – bis jetzt. Denn nun hat man sich endlich entschlossen alle fünf Filme, die in den Jahren zwischen 1965 und 1969 entstanden sind, in einer Box zu präsentieren.
Aber für diejenigen unter euch, die sich nun fragen wer zum Teufel denn dieser Dr. Fu Manchu eigentlich ist, machen wir noch einmal einen kurzen Abstecher ins Jahr 1912, denn damals erschien die erste kurze Erzählung „The Mystery of Dr. Fu Manchu“ als Fortsetzungsgeschichte. Erdacht von niemand anderem als Sax Rohmer, einem bekannten Pulpautor der damaligen Zeit.
Auch wenn seine anderen Werke heutzutage nicht mehr so bekannt sein dürften, so überlebt doch zumindest eine Schöpfung von ihm, nämlich der Superschurke Dr. Fu Manchu – und das nicht nur wegen der Bücher, sondern auch weil schon recht früh Filme entstanden, die sich seiner annahmen (The Mask of Fu Manchu (1932) mit Boris Karloff). Aber zur richtigen Blüte kam die Figur erst in den 60er Jahren wieder, als niemand geringeres als Horrorfilmlegende Christopher Lee ihr in fünf Filmen Profil verlieh – ja und um diese fünf Meisterwerke geht es heute. Damit aber der geneigte Leser auch weiß, womit er es hier zu tun hat, kommen jetzt im Schnelldurchlauf die Handlungen der Filme – also anschnallen, hinsetzten und zuhören.

Zur Handlung und Umsetzung:
„Ich, Dr. Fu Manchu“ (1965)
Fu Manchu scheint besiegt, von der chinesischen Obrigkeit hingerichtet, sieht es nun so aus als ob seinem Streben nach der Weltherrschaft endlich ein Ende gesetzt wurde. Doch als ein Wissenschaftler mitten in London entführt wird und es so aussieht als ob Chinesen in diese Sache verwickelt sind, kombiniert Nayland Smith von Scotland Yard schon bald messerscharf, dass nur einer dahinter stecken kann – nämlich Fu Manchu, der keineswegs so tot ist wie anfangs geglaubt. Und schon bald bedroht er auch schon wieder wie westliche Welt mit einem neuen teuflischen Plan der eine harte Nuss für Nayland Smith darstellt.
Der erste Film ist sogar noch richtig gut, man hat sich sichtlich bemüht die 1920er Jahre in London wieder aufleben zu lassen und ein gewisser trashiger Pulpfaktor stellt sich schon von der ersten Minute an ein. Christopher Lee mimt den teuflischen Doktor mit einem Minimum an Gesichtsmimik aber dennoch so richtig böse. Nigel Green als Nayland Smith ist immer dann zur Stelle, wenn es darum geht was Wichtiges zu sagen oder mal wieder die Story in Richtung Fu Manchu voranzutreiben. Dabei immer an seiner Seite Howard Marion-Crawford als Dr. Petrie (neben Christopher Lee und Tsai Chin als dessen Tochter übrigens der Einzige, der in allen fünf Filmen dabei ist) – tja bleibt nur noch unser deutscher Beitrag zum Film, nämlich Joachim „Blacky“ Fuchsberger als todesmutiger Laborassistent und Retter in der Not Karl Janssen.
Wie für alle anderen Filme gilt auch hier: Seht in euch auf Deutsch an. Wie bei allen anderen Filmen liegt auch dieser in zwei Fassungen vor, nämlich der längeren originalen englischen (92 min) und der deutschen Fassung (83 min). Trotzdem hatten wir nicht den Eindruck wirklich etwas verpasst zu haben, dafür wird man in der deutschen Fassung mit einer Geräuschkulisse der besonderen Art belohnt. Nicht nur dass das Fu Manchu-Theme peppiger und trashiger ist, nein auch einige Besonderheiten gibt es nur im Deutschen: quietschende Türen en masse, schrecklicher Nachtvogel oder Tier von dem wir bis heute nicht raushaben was es ist und ein Jingle das immer dann zum Einsatz kommt, wenn Fu Manchus Name erwähnt wird oder er selber bedeutungsschwer ins Bild tritt. Ganz großes Kino!!!

„Die 13 Sklavinnen des Dr Fu Manchu“ (1966)
Wie schon am Ende des ersten Teils verkündet, kehrt Dr. Fu Manchu zurück und mit einem noch diabolischerem Plan in der Tasche. Diesmal entführt er die Töchter berühmter Wissenschaftler und zwingt diese so in seine Dienste, damit sie ihm eine Waffe bauen, mit der man über Radiowellen tödliche Energieladungen verschicken kann – doch wieder stellt sich ihm Nayland Smith in den Weg (wenn auch in der deutschen Fassung mit einem anderen Namen so ist er’s doch).
Auch hier gilt wieder Originalfassung 90 min – deutsche Fassung 81 min, aber wieder mit dem gewohnt hohem Unterhaltungswert. Christopher Lee in gewohnter Qualität aber diesmal mit einem neuen Nayland Smith-Darsteller: Douglas Wilmer. Ob man das in der deutschen Synchro nicht so ganz verstanden hat? Denn erstaunlicherweise heißt der Kerl nicht Nayland Smith und das, obwohl er im gleichen Haus wohnt, mit Petrie befreundet ist und auch bei Scotland Yard arbeitet – na ja, ist aber eigentlich auch ganz egal, wer da gegen den Doktor antritt, man schaut die Filme ja hauptsächlich wegen Fu Manchu und seinen kongenialen Plänen. Apropos Plan, der hier ist auch wieder ein richtiges Meisterwerk, mit dem Waschtag im Sklavinnenlager und dem Tor zur fünften Wahrheit. [bild 6]
Ohja und beinahe hätte ich ihn vergessen, Edgar Wallace-erprobt prügelt sich hier Heinz Drache durch die Handlung, quasi die Schlägervariante von Fuchsbergers Charakter.

„Die Rache des Dr. Fu Manchu“ (1967)
Fu Manchu kehrt in seine Heimat und in den scheinbar frisch geerbten Palast seiner Familie zurück. Von dort aus plant er diesmal den Tod seines ewigen Widersachers Nayland Smith, doch dies ist auch nur der erste Schritt in seinem neuen Plan zur Kontrolle der Welt.
Denn auch ein amerikanisches Verbrechersyndikat tritt an ihn heran, um ihn zum Oberhaupt einer weltweiten Verbrecherorganisation zu machen.
Same song – different chorus: Original 88 min/ Deutsch 80 min. Zwar haben wir hier im Deutschen diesmal den altbekannten, gefürchteten, aber immer wieder sehnsüchtig erwarteten Fu Manchu-Jingle vermisst, dafür gibt es aber andere Sehenswürdigkeiten.
Allen voran Fu Manchus Palast in China. Anscheinend hatte man noch mal gut Geld aufgetrieben und wollte dies auch zeigen (allerdings schlägt sich das auch nur in der Ausstattung nieder, aber nicht in der Handlung) – Fu Manchu (immer noch Lee – keine Sorge) schickt diesmal einen Frankenstein-Doppelgänger von Nayland Smith (wieder Douglas Wilmer) nach London, um von diesem Verbrechen verüben zu lassen (welch teuflischer Plan), um den richtigen Smith nach China zu verschleppen zu lassen und ihn dort zu töten.
Deutscher Beitrag hier: Horst Frank als böser amerikanischer Gangster, der Fu Manchu für die Organisation anheuern möchte. Erstaunlicherweise erreicht dieser Film nicht ganz den Trashfaktor, aber dennoch sehr unterhaltsam.

„Der Todeskuß des Dr. Fu Manchu“ (1968)
Im südamerikanischen Dschungel stößt Fu Manchu auf ein Gift, das von Frauen übertragen werden kann, aber nur Männer tötet. Zehn seiner Sklavinnen lässt er mit diesem Gift versehen, damit sie diese Todesküsse an seine Feinde weitergeben; unter ihnen auch Nayland Smith.
So beginnt alsbald ein Wettlauf mit dem Tod...
Nachdem sich Fu Machu mit seiner vorangegangenen Rache noch mal richtig Mühe gegeben hatte, findet er sich nun ganz schnell wieder in tiefster Trashform wieder. Dies dürfte vor allem an einem Mann gelegen haben, der diesmal auf dem Regiestuhl Platz nahm – niemand geringeres als Schnellfilmer und Spaniens Billigfilmer Numero Uno: Jess Franco. Ja genau der – Mr. „Vampyros lesbos“ und „Killer Barbys vs. Dracula“ höchstpersönlich. Dies merkt man dem Film auch sofort an, die chronologische Reinheit, dass das ganze in den 1920er Jahren spielen soll bröckelt so langsam an mehreren Stellen, aber da die Handlung größtenteils im südamerikanischen Urwald spielen soll (oder welcher Wald auch immer den hier doubelt) ist das auch recht egal, irgendwie sieht hier alles billig aus.
Nayland Smith (die meiste Zeit sowieso bettlägerig todeskrank) wird diesmal von Richard Greene verkörpert (Petrie macht auch nur noch Quatsch und wirkt auch nicht mehr so frisch wie in den vorangegangenen Filmen) – tja, aber da ja nun irgendjemand gegen Fu Manchu antreten muss, präsentiert man dem Zuschauer einen alten Freund und Spion im Auftrage Smiths, der zufällig im südamerikanischen Urwald unterwegs ist. Todesmutig wie nie prügelt, schießt und säuft er sich durch den Film, hätte er nachher nicht beim Tatort seinen großen Erfolg gehabt, er wäre der neue deutsche Indiana Jones geworden: ja er ist's, der junge Götz George als Abenteuer-Archäologe Carl Jansen (hackestramm und trotzdem Götz). Gekonnt behauptet er sich neben Christopher Lee und man hätte sich gewünscht, das Nayland Smith zum Schluss stirbt und dafür nun George in den Fortsetzungen gegen Fu Manchu zu Felde ziehen darf.

„Die Folterkammer des Dr. Fu Manchu“ (1969)
Mithilfe von Opiumkristallen kann Fu Manchu in sekundenschnelle Wasser zu Eis gefrieren lassen. Zur Demonstration seiner Macht lässt er auch mal gleich einen Ozeanriesen gegen einen Eisberg krachen. Diese Demonstration seiner Macht soll ihm die Welt gefügig machen.
Ein letztes Mal muss Nayland Smith (Richard Greene) gegen Christoper „Fu Manchu“ Lee antreten (der in diesem letzten Film noch einmal richtig Mimikspiel auffährt). Komischerweise in der DVD-Box als vorletzter Film angegeben – dafür bildet dort der Todeskuss den Abschluss.
Und dieser ist so ein richtiges Flickwerk. Nicht nur das Franco hier Szenen aus dem zweiten Fu Manchu-Film wiederverwertet, auch Szenen aus dem alten Titanicfilm müssen herhalten (woher kriegt man auch sonst billig Bilder, wie ein Dampfer gegen einen Eisberg fährt).
Zudem residiert Fu Manchu hier in der Türkei, in der es in Istanbul Bretzelverkäufer gibt und deutsch anmutende Häuser mit Jägerzaun anscheinend irgendwo im türkischen Hinterland stehen. In Istanbul selber hat man sich auch nicht mehr groß die Mühe gemacht, alles auf 1920er zu trimmen und so fahren moderne Autos eben munter im Hintergrund herum. Ist aber auch egal, die Handlung ist eh total wirr und konfus, da gehen zum Schluss auch mal Personen verloren. Bevor ich es vergesse, wie üblich Original 90 min im Gegensatz zur Deutschen Version mit nur noch 78 min.

Ok, was bleibt noch groß zu sagen – die Qualität der Filme nimmt beständig ab, Trash eben. Denn die Filme erheben sicherlich auch nicht den Anspruch darauf anspruchsvolles oder gar großes Popcornkino zu sein. Hier erlebt man gute pulpige Handlung in Reinkultur und so manch unvergesslicher Moment (kleine fette Chinesen die nicht aussehen wie Chinesen oder vollkommen bekloppte Pläne), aber vor allem sollte man sich die Filme in der deutschen Version geben. Auch wenn die Originalfassungen teilweise um ein gutes Stück länger sind, so haben sie bei weitem nicht den Charme wie die deutsche Fassung – hier hat man anscheinend bereits zu Beginn das Trashpotential erkannt und das ganze durch peppige Musik, Jingles und andere Geräusche entsprechend aufgewertet (wobei das nie absichtlich albern sein soll).
Tja, das Bild wechselt von gut über annehmbar bis hin zu schlecht immer mal wieder mit schöner Regelmäßigkeit durch alle Filme hindurch, der Ton ist in Ordnung.
Dazu gibt es als Extras noch verschiedene Hintergrundinformationen oder Interviews und einige Trailer. Sicherlich keine üppige Ausstattung, aber dennoch vollkommen in Ordnung, bedenkt man, womit man es hier zu tun hat.
Vor allem spricht aber der Preis dafür, dieser liegt bei ca. 30 Euro und dafür bekommt man fünf Klassiker in je zwei Fassungen geboten.

Fazit:
Was bleibt also noch groß zu sagen? Eigentlich nicht mehr viel – Fu Manchu ist sicherlich Kult und wer auf solche Trashperlen steht, sollte hier unbedingt zugreifen. Fünf Filme mit Christopher Lee als Stehaufmännchen Dr. Fu Manchu sind in erster Linie sicherlich etwas für Kenner und Liebhaber dieses Genres, wer etwas Ernsthaftes oder sogar Gutes erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden.
Ansonsten spreche ich auf jeden Fall eine Kaufempfehlung dafür aus, diesem Doktor kann man getrost mehrere Besuche abstatten. Und so schließe ich diese doch recht lange Rezension mit den Worten: „Ich brauche ganz schnell einen genialen Einfall oder ich werde sterben.“


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