Dreamcatcher
Beaver: Wait, Jonesy...
Jones: Yeah, Beav?
Beaver: You be careful.
Jones: Be careful of what?
Beaver: Wish I knew.
- aus Dreamcatcher
Die vier Jungs Jonesy, Henry, Pete und Beaver haben einst den behinderten Jungen mit Rufnamen Duddits vor einer Tracht Prügel bewahrt und irgendwie scheint dieser sie alle verändert zu haben. Noch heute treffen sich die vier jeder Jahr in einer einsamen Jagdhütte tief im Wald - so auch dieses Jahr.
Anfangs schenken sie den Radiomeldungen über seltsame Lichter am Himmel keine weitere Bedeutung, dann schon steht das Gebiet plötzlich unter Quarantäne. Was die vier Freunde nicht wissen: eine gefährliche außerirdische Macht durchstreift die Wälder, vom Militär gejagt, entschlossen, die Menschheit auszurotten.
Zur Umsetzung:
Ich gebe zu, es war ein gewisser Akt der Überwindung, den vorliegenden Film zu gucken. Die Kritiken waren verhalten bis ausgesprochen schlecht und der Namen "Stephen King" wird von mir generell nur bedingt mit Qualität assoziiert.
Doch es ist doof, nicht mitreden zu können, also wurde der Silberling geliehen und Abends nach der Uni mal geguckt.
Der Film wurde von Lawrence Kasdan inszeniert, der im Genre nicht so sehr als Regisseur bekannt ist, wohl aber als Drehbuchautor, hat er doch an so illustren Titeln wie "Das Imperium schlägt zurück", "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" und "Jäger des verlorenen Schatzes" mitgearbeitet.
Alles erstklassige Filme mit spannenden Drehbüchern - zwei Kriterien, von denen "Dreamcatcher" nur schwerlich weiter entfernt sein könnte.
Dabei fängt der Film durchaus gut an. Die Inszenierung an sich ist handwerklich solide, der Plot anfangs noch geheimnisvoll und regt zum Nachdenken an und die vier Freunde mit Thomas Jane ("Face/Off", "Magnolia"), Jason Lee ("Almost Famous", alle Kevin Smith-Filme außer "Clerks"), Damian Lewis ("Band of Brothers") und Timothy Olyphant ("Gone in Sixty Seconds", "A Man Apart") durchaus sehr charismatisch besetzt.
Die Militär-Seite wird vornehmlich durch Morgan Freeman verkörpert, der allerdings recht lustlos und bemüht wirkt. Das ist aber auch verständlich, schließlich wusste er beim Drehen schon, was ich nun erst nach und nach erkennen sollte...
Der Film beginnt ab dem Zeitpunkt der Quarantäne mächtig schnell an Qualität zu verlieren. Das beginnt bei einer unglaublich peinlichen Szene, in der die Tiere den Wald fluchtartig verlassen aber erkennbar immer nur ins Bild gescheucht werden, um dann in der Mitte des Bildes fragend zu verharren, erreicht seinen Nullpunkt aber spätestens beim Auftritt der Aliens.
Mitredakteur Scimi beschrieb sie als "Kackwürste mit gelben Augen", und obschon diese exkrementale Beschreibung schon sehr treffend ist, sollte man noch ein paar erschreckende Details ergänzen. Spätestens wenn man sie als untexturierte Modelle im Making Of sieht, wird einem klar, welch offenkundige Phallus-Form man diesen Dingern gegeben hat. Ihr Maul dagegen wirkt eher vaginal, sieht man einmal von den massiven Zahnreihen darin ab. Paart man dies nun noch damit, dass die Biester den Männern im Film bevorzugt in den Schritt springen, so fängt es langsam an, beängstigend zu werden, oder?
Beaver schließt irgendwann zu Beginn des Films "Jesus-Christ-bananas, some fuckarow this is turning into." - eine unfreiwillig symptomatische Aussage.
Man beobachtet nun also eine lange Zeit der insgesamt 128 Minuten Spieldauer, wie die Helden von phallusförmigen Exkrementen mit gelben Augen und mehrdeutigem Maul dezimiert werden, werden sich in Rückblenden der Plot um Duddits weiter vertieft.
Der geistig behinderte Junge ist zwar unglaublich charmant gespielt, kann aber ebenso wie die anderen talentierten Jungschauspieler nicht darüber hinwegtäuschen, dass der hier erzählte Plot nicht besser als der der Gegenwart ist.
Der Zuschauer ahnt es natürlich schon lange, doch letztlich finden auch die verbliebenen Charaktere heraus, dass Duddits offenbar in Verbindung mit den Außeriridischen steht, ein Teil des Militärs entpuppt sich als böse und so kommt es dann noch zu einem Finale, welches den Film nur würdig abrundet.
Ich will jetzt gar nicht weiter darauf eingehen, dass in dem einen Kampf zwischen zwei Aliens, den der Film bietet, die Krönung der Metaphorik ist, wenn das andere Alien unsere vaginale Phallus-Kackwurst durch das Zustechen mit seinem Dorn tötet, sollte aber wohl noch ergänzen, dass der Film trotz allem Spaß macht.
Nur ist das in diesem Sinne nicht gut, denn Horrorfilme sollten nicht Spaß machen, oder?
Aber wenn militärische Kampfhubschrauber mit Stinger-Raketen Aliens zerholzen, die bitterböse "Wir kommen in Frieden!" rufen oder wenn einer der Militärs einen Hubschrauber mit John Waynes Pistole abknallt, bleibt dennoch kein Auge trocken.
Die Ausstattung und Umsetzung des Films wird aber ebenso minutiös schlechter, grottige Spezialeffekte werden gegen Ende immer mehr, die Musik von James Newton Howard kann bestenfalls als "egal" bezeichnet werden und auch sonst passiert einfach nichts, was einen im Sessel daheim zu irgendeiner Gefühlsregung abseits trashbedingtem, dann und wann auftretenden, Kicherns bewegt.
Die DVD ist dabei ganz ordentlich geraten. Das Bild (2,40:1) ist angenehm scharf, der Ton ist klar und gut. Sprache gibt es in Deutsch und Englisch, je in Dolby Digital 5.1, Untertitel in Deutsch und Englisch (sowohl normal als auch für Hörgeschädigte), Dänisch, Finnisch, Isländisch, Norwegisch und Schwedisch. Die Qualität der Übersetzung kann man als brauchbar beschreiben...
Es gibt ein ganz kultiges Interview mit Stephen King, welcher uns über die "Taboozone Toilette" aufklärt, eine durchschnittliche Featurette zu den Effekten, ein alternatives Ende und verlängerte Szenen, Trailer und ein bisschen DVD-Rom-Schnickschnack, aber nichts davon reißt nun wirklich Bäume aus.
Die BILD wird auf der DVD-Hülle zitiert mit der Phrase "Eine der besten Stephen-King-Verfilmungen." Dazu will ich mich dann auch nicht weiter auslassen, denn ganz gleich wie gut oder schlecht die anderen sind: Dreamcatcher jedenfalls ist Schrott.
Wer darauf steht und etwas Horror-Trash mit teils ganz sympatischen Darstellern haben will, wird hier gut bedient. Wer echten Horror haben will, der sucht ihn aber besser wo anders.
Egal welche Kategorie der geneigte Leser sich nun aber zuordnen mag, eines sollte er auf keinen Fall tun: mehr als 2 € für das Betrachten des Filmes ausgeben. Denn mehr ist er einfach nicht wert.
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