Dracula (1931)

Mr. Renfield: "Aren't you drinking?"
Dracula: "I never drink...wine!"
- aus Dracula

Hallo alle miteinander. Bei dem irreführenden Titel der Rezension halte ich eine Erklärung für angemessen. Hier handelt es sich nicht um einen Trash-Klopser, wo Dracula geklont wurde und nun gegen sich selbst kämpfen muss. Nein. 1931 verfilmte Universal Pictures Bram Stokers Horrorroman Dracula mit Bela Lugosi in der Hauptrolle. Da man damals das Synchronisieren noch nicht so wirklich beherrschte, man aber den lateinamerikanischen Markt mit dem Film beliefern wollte, wurde parallel zu den Dreharbeiten eine spanisch-sprachige Version in den selben Sets, aber mit anderen Schauspielern gedreht. Da es sich im Endeffekt um den gleichen Film handelt, hielt ich es für praktisch, hier direkt beide Versionen miteinander zu vergleichen.

Die Handlung:
Da die Handlung recht bekannt sein dürfte, hier nur die Kurzfassung. Mr. Renfield (Dwight Frye/Pablo Álvarez Rubio) reist nach Transsylvanien, um Graf Dracula (Bela Lugosi/Carlos Villarías) die Carfax Abtei in London zu verkaufen. Renfield wird zum Sklaven Draculas und beide machen sich auf nach London. Renfield kommt ins Sanatorium zu Dr. Seward (Herbert Bunston/José Soriano Viosca) und Dracula sucht seine Opfer in der feineren Gesellschaft. Sein erstes Opfer wird Lucy/Lucía Weston (Frances Dade/Carmen Guerrero), eine Freundin von Dr. Sewards Tochter Mina/Eva (Helen Chandler/Lupita Tovar). Lucy geht es durch den Biss immer schlechter, so dass sich der ahnungslose Dr. Seward an den Wissenschaftler Prof. van Helsing (Edward Van Sloan/Eduardo Arozamena) wendet. Dieser vermutet gleich Vampirismus und verdächtigt Graf Dracula.
Während fieberhaft überlegt wird, wie dem Grafen beizukommen ist, entführt Dracula Mina in seine erworbene Abtei. Da sich die Nacht jedoch bereits dem Ende neigt, muss sich Dracula in seinen Sarg zurückziehen. Van Helsing nutzt die Gunst der Stunde, es wird gepfählt, Happy End.

Die Umsetzung:
Behandeln wir zunächst die amerikanische Version. In 71 Minuten wird etwas geboten, was man heutzutage nur noch schwerlich als Horror auffassen kann. Aber der Film ist ja nun auch schon tierisch alt und damals wirkte der Film gewiss gruselig. Über jeden Zweifel erhaben sind jedoch die schauspielerischen Leistungen von Bela Lugosi als Dracula und Dwight Frye als Renfield. Um ehrlich zu sein finde ich diesen Renfield definitiv den besten Renfield aus sämtlichen Dracula-Verfilmungen. Die anderen Schauspieler finde ich sonst ziemlich egal.
Und leider ist auch der übrige Film in meinen Augen nicht fesselnd. Immer wenn es irgendwie spannend werden könnte, dreht sich die Kamera woanders hin. Vampirbisse und Pfählungen finden ausschließlich im Off statt, was man zwar mit den Zensurbedingungen der damaligen Zeit erklären kann, aber heute in meinen Augen nur Unverständnis erzeugt. Nicht einmal Fangzähne bekommt man hier geboten, was zur Folge hat, dass Bela Lugosi beim Beißen aussieht wie Opa Hoppenstedt. Was mich auch sehr stört, ist, dass komplette Handlungspassagen nicht gezeigt werden, sondern langweilig im Dialog abgehandelt werden. Nichtsdestotrotz findet man hier sämtliche Zutaten (außer Vampirzähne), welche man auch in jedem späteren Vampirfilm wiederfindet. Und das führt dazu, warum ich den Film irgendwie mag. Ich betrachte ihn als Grundstein für ein ganzes Genre. Kein anderer Film hat das Horror-Genre geprägt wie dieser Film. Und deswegen ist er so wichtig. Man sollte ihn kennen, aber gut finden muss man ihn nicht.

Bei der spanischen Fassung ist dies anders. Carlos Villarías ist ganz klar kein Bela Lugosi. Aber irgendwie ist er schon gut anzuschauen. Die Crewn welche für die spanische Version zuständig war, hatte einen ganz großen Vorteil. Tagsüber wurde die amerikanische Fassung gedreht und nachts die spanische. So konnte sich die spanische Crew vor Drehbeginn anschauen, was ihre Kollegen vorher gedreht haben. Dies spornte anscheinend ihren Ehrgeiz an, denn jede Einstellung wirkt in der spanischen Fassung besser. Es wirkt, als wollte die spanische Crew ihre Kollegen in jedem Punkt toppen. Und ich muss es ganz klar sagen: Die spanische Version ist die handwerklich bessere Version. Sie hat bessere Effekte und muss sich nicht an irgendwelche amerikanischen Zensurbestimmungen halten. Dies schaffte den besser anzuschauenden Film. Dafür hat die amerikanische Version einfach die besseren Hauptdarsteller.

Die DVD:
Den amerikanischen Dracula gibt es einzeln und als Bestandteil der Universal Classic Monster Collection Box (billiger Pappsarg, nicht zu empfehlen) und als Monster Legacy Collection-Box (Super-Box mit drei schönen Büsten von Dracula, Frankensteins Kreatur und dem Wolfsmensch, sehr zu empfehlen.) Der Film ist natürlich in schwarz-weißem Vollbild in guter Qualität und den Ton gibt es in Mono auf Deutsch und Englisch. Zusätzlich gibt es noch eine englische Dolby Digital 5.1-Tonspur mit einem neuen Soundtrack. Hier sollte jeder selber entscheiden was ihm besser gefällt. Mir gefällt die alte Tonspur ohne großartigen Soundtrack besser. Als Bonusmaterial gibt ein sehenswertes Making Of „The Road to Dracula“, einen Audio-Kommentar sowie Fotos und Trailer.

Den spanischen Dracula gibt es nur in der Monster Legacy Collection-Box. Diese Fassung wurde Anfang der Neunziger auf Kuba aufgetrieben und die Bildqualität schwankt zwischen Gut und „Ich erkenne nichts mehr“. Dies soll keine Kritik darstellen, da man eigentlich froh sein kann, diesen Film überhaupt zu Gesicht zu bekommen, galt er doch lange als verschollen. Den Ton gibt es in Spanischem Mono mit Untertiteln in verständlichen Sprachen. Als Bonusmaterial gibt es eine Einführung durch die Eva-Darstellerin Lupita Tovar.

Fazit:
Definitiv ein Meilenstein der Filmgeschichte, den man auch mal gesehen haben sollte.


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