Lümmel von der ersten Bank, Die - (Teile 1-7)
Direktor Taft: "Was wäre das Leben ohne die Schule? Diese einmalige Anstalt menschlicher Erziehung, denn bedenken Sie, wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben."
Wer kennt sie nicht? Diese unkaputtbaren, deutschen Filme, mit denen man immer wieder im Fernsehen konfrontiert wird? Und auch vor dem Medium DVD machen die Kalauer- und Schlager-Heuler aus einer längst vergangenen Zeit nicht halt.
Teil 1: Zur Hölle mit den PaukernAm altehrwürdigen Mommsen-Gymnasium in Baden-Baden wird Schüler Pepe Nietnagel (Hansi Kraus) von einer illustren Lehrerschaft unter der Leitung von Oberstudiendirektor Dr. Gottlieb Taft (Theo Lingen) unterrichtet. Da der Schüleralltag aber nicht so knorke ist, wie die Schüler das gerne hätten, peppen die Pennäler die tristen Vormittage mit ach gar lustigen Streichen auf. Diese Streiche gehen sogar so weit, dass Studienrat Knörz (Rudolf Schündler) wegen Halluzinationen ins Sanatorium muss. Als Vertretung kommt der junge Dr. Kersten (Günther Schramm), für den die Obertertia sogar durchs Feuer gehen würde, weil die Schüler den irgendwie cool finden, oder so.
Kurzkritik:
Den Film kann man sich geben. Gegenüber den späteren Filmen ist dieser hier noch nicht so auf Klamauk ausgelegt, sondern übt auch clevere Kritik am damaligen Schulsystem. Nicht übel, dieser Heuler. Was nehmen wir aus diesem Film mit? Uschi Glas und Hannelore Elsner waren mal ganz ansehnlich und Theo Lingen spielt hier als Direktor Taft in meinen Augen die Rolle seines Lebens.
Teil 2: Zum Teufel mit der Penne
Fernsehreporter Dr. Peter Roland (Peter Alexander) soll einen Film zum Thema „Bildungsnotstand“ drehen. An Stelle seines Schwagers Dr. Burki (Joachim Teege) schmuggelt er sich als Austauschlehrer ins Mommsen-Gymnasium ein. Dort erobert er nicht nur die Herzen der Schüler, sondern auch das von Pepe Notnagels (komischerweise in diesem Film nicht Nietnagels) Schwester Marion (Hannelore Elsner).
Kurzkritik:
Dieser Film leidet so richtig an der grausig schlechten Umsetzung und der Zuschauer leidet mit. Die Handlung ist elendig gedehnt, was sich besonders am Anfang niederschlägt. Obwohl es nicht das Geringste mit der Handlung zu tun hat, darf Wundertüte Heintje, gleich in den ersten 15 Minuten zwei Lieder loswerden. Furchtbar. Der Film an sich wird danach nicht besser. Ein paar nette Wortspiele sind noch drin, und das war es dann auch so ziemlich. Aus diesem Film lernen wir: Nietnagels haben sich mal mir nichts dir nichts in Notnagel umbenannt. Georg Thomalla mutiert zu Willi Millowitsch. Und die französische Austauschschülerin Geneviève Ponnell wird Pepes Schwester nachdem Uschi-Wuschi auf mysteriöse Weise verschwunden ist.
Teil 3: Pepe, der Paukerschreck
Da die tolldreisten Streiche der 11a vehement zunehmen, muss nach Meinung der Lehrerschaft endlich hart durchgegriffen werden. So bittet Direktor Taft beim Kultusministerium um einen besonders harten Spezialisten für die renitente Klasse. Dank Pepe Nietnagels Eingreifen wird jedoch der besonders sanftmütige Dr. Glücklich (Hans Clarin) geschickt.
Kurzkritik:
Die Dinge normalisieren sich. Es wird nicht mehr gesungen. Yippie. Hannelore Elsner wird wieder zur Austauschschülerin degradiert, nachdem Uschi Glas wieder aufgetaucht ist. Pepes Vater hat sich einer Schönheits-OP unterzogen, sieht nun aus wie Gustav Knuth und hat den Nachnamen wieder in Nietnagel geändert. Die Darsteller der Lehrerschaft werden in ihren Rollen immer besser und die Streiche der Lümmel sind frischer und lustiger als in den vorherigen Teilen und lassen keine Langeweile aufkommen. So muss ein Lümmel-Film sein.
Teil 4: Hurra, die Schule brennt!
Nachdem die Zwergschule in Tuttelbach abgefackelt ist, wird Dr. Dr. Peter Bach (Peter Alexander) ans Mommsen-Gymnasium versetzt und zieht mit seinem Neffen (Heintje) nach Baden-Baden. Zur Überraschung der berüchtigten 12a führt er an der verstaubten Lehranstalt moderne Lehrmethoden ein. Das Lehrerkollegium ist entsetzt, Aushilfslehrerin Julia Schumann (Gerlinde Locker) begeistert.
Kurzkritik:
Hier gibt’s die volle Dröhnung. Wieder einmal terrorisieren die altbekannten Mono-Barden Heintje und Peter Alexander mit ihren akustischen Massenvernichtungswaffen die Leinwand und das auch noch im Duett. Die Mutation vom Lümmel- zum Schlagerfilm tut dem Streifen weiß Gott nicht gut und lassen den Film zu einem musikalischen Terroranschlag verkommen. Der Schlagerfilm mag ja in der damaligen Zeit der pure cineatische Rock´n´Roll gewesen zu sein, aber heute malträtiert der Film nur noch die Vorspultaste der Fernbedienung. Mein persönlicher Tiefpunkt der Reihe, gleich zusammen mit dem blöden 2. Teil.
Teil 5: Wir hau´n die Pauker in die Pfanne!
Zufällig lernt Pepe Nietnagel am Flughafen den Zwillingsbruder von Direktor Taft kennen. Die Geschwister haben sich vor 40 Jahren im Streit getrennt und seitdem nicht wieder gesehen. Um seinem Zwillingsbruder eins auszuwischen, heckt er mit Pepe etwas aus. Tafts Zwillingsbruder täuscht seinen Tod vor, und bedenkt das Mommsen-Gymnsium mit einer Hinterlassenschaft von 1 Mio. DM. Um an die Kohle zu kommen muss Direktor Taft jedoch dafür sorgen, dass kein Schüler durchfällt oder sitzen bleibt, er muss eine Straftat begehen, welche mit mindestens 30 Tagen Knast bestraft wird, und er muss sich um einen Schimpansen kümmern. Hossa!
Kurzkritik:
Puh, nachdem ich hoffentlich ohne bleibende Schäden den 4. Teil überlebt habe, überraschte mich der 5. Teil dann doch wieder positiv. Was ich löblich finde, ist das man sich mehr auf Direktor Taft konzentriert hat, und damit Theo Lingen die Möglichkeit gibt mehr aus seiner Rolle herauszuholen, als dies bisher möglich war. Es ist einfach herrlich zuzuschauen wie Direktor Taft sich verzweifelt bemüht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Dafür gibt’s einen dicken Pluspunkt. Dicker Minuspunkt: Der Schimpanse. Ich finde solche Tiere in Filmen prinzipiell doof und Witze auf Kosten solcher Kreaturen noch blöder. Und das besonders hässliche Exemplar von Schimpanse was uns hier vorgesetzt wird, reißt den Film wieder etwas nach unten. Schade eigentlich.
Teil 6: Morgen fällt die Schule aus
Vater Nietnagel (Fritz Tillmann) reist nach Amsterdam wo ihm prompt sein Aktenkoffer geklaut wird. Glücklicherweise kann der aufgeweckte Straßensänger Pit van Dongen (mal wieder Schreihals Heintje) den Dieb stellen und Vater Nietnagel den Koffer zurückgeben. Der könnte kotzen vor Glück und nimmt Dongen´s Pit mal einfach so mit nach Baden-Baden um sich zu bedanken. Und weil das hier so ein Lümmel-Film ist, hat Holland-Dongen auch nix besseres zu tun, als den Lehrern Streiche zu spielen und Lieder zu tröten.
Kurzkritik:
Also, hier ist was los. Hier zeigen sich die Lümmel auch mal von ihrer menschlichen Seite. Besonders hervorzuheben ist hier wohl Prof. Knörz´ 60. Geburtstag. Nachdem er zunächst sehr derbe aufs Korn genommen wurde, machen ihm die Lümmel direkt darauf ein sehr schönes Geburtstagsgeschenk und sorgen dafür das Prof. Knörz einen sehr schönen 60. Geburtstag hat. Toll! Auch der Rest des Films kann überzeugen. Heintjes Geträller ist ein paar Gänge heruntergeschaltet worden und die Streiche sind wieder mal so richtig frisch, fromm, fröhlich, frei.
Teil 7: Betragen ungenügend!
Da Dr. Taft langsam alt wird und sich selber an seine Schullaufbahn erinnert, wo er auch ein echter Lümmel war, handelt er gegenüber der Schülerschaft immer milder. Für die Studienräte Knörz und Blaumeier (Balduin Baas) zu milde. Die wittern sofort Intrigenluft und sorgt dafür, dass Direktor Taft verfrüht in den Ruhestand geschickt werden soll. Das mag Direktor Taft nicht, und das mag auch die 13a nicht. Also machen der Direx und Pepes Lümmel-Gang gemeinsame Sache um dem Intriganten das Handwerk zu legen.
Kurzkritik:
Tja, da stehen die Lümmel doch nun schon tatsächlich vor dem Abitur. Man fasst es nicht. Was man noch weniger fassen kann ist die Veränderung der Charakterzüge der Personen Taft, Knörz und Blaumeier. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich dies schlecht finde. Das bringt ja wenigstens mal wieder frischen Wind ins verstaubte Mommsen-Gymnasium. Außerdem ist es schön zu sehen, wie diese Lümmel mit dem großen Sympathieträger der Filme, Theo Lingen, gemeinsame Sache machen. Dies belebt den Film und macht ihn sehr schön anzuschauen. Ein tolles Ding zum Abschluss der Reihe.
Allgemeine Kritik:
Diese Filme sind wie ein ständiges Auf- und Ab. Es gibt Gute und es gibt richtige Griffe ins Klo. Zurückgelassen hat mich die Filmreihe mit einem eher positiven Gefühl und ich habe diesen nostalgischen Ausflug in die Vergangenheit genossen. Ein Ausflug in eine Vergangenheit, als deutsches Kino noch so richtig Friede, Freude, Eierkuchen bedeutete. Hier ist alles gut, hier wird alles gut, hier bleibt alles gut. Aus meinem Gedächtnis verbannen werde ich diese musikalischen ABC-Waffen Peter Alexander und Heintje, während ich einige der Streiche und insbesondere die kongeniale Darstellung Theo Lingens als Dr. Gottlieb Taft in freudiger Erinnerung behalten werde.
Die DVDs:
EuroVideo veröffentlichte ein nettes, ansprechendes, aber nicht allzu prickelndes DVD-Paket. Als Bonus-Material gibt es ein paar Lümmelsprüche zum Lesen, welche der alte Hansi Kraus auch vorliest. Naja. Ferner spricht Hansi Kraus zum 1. Teil einen Audiokommentar, der mich aber auch nicht aus den Socken haut. Dann gibt’s noch ein paar Trailer und eine Doku über den Drehort. Hmpf. Da hätte weitaus mehr drin sein können. Ferner befindet sich in der Box noch ein Booklet und ein Postkarten-Set, wo die Original-Filmposter drauf abgebildet sind. Naja, der Gedanke zählt.
Normalerweise lasse ich mich ja nicht über Menüs aus, aber diese sind eine Erwähnung wert. In jedem Hauptmenü betritt der alte Hansi Kraus ein Klassenzimmer und schreibt die Menüpunkte an die Tafel und erklärt sie in allerbester Lehrermanie. Das fand ich ja beim ersten Mal noch witzig, aber beim 7. Film nervt es schon gewaltig.
Das Bild der Filme ist durchwachsen. Mal ist die Qualität richtig gut und dann mal wieder so richtig schlecht. Im Durchschnitt ist das Bild aber ansehnlich. Die Teile 1 und 3 liegen in Vollbild vor, während die übrigen Teile im Format 1,66:1 vorliegen. Schade, dass die Filme nicht für eine 16:9-Darstellung optimiert wurden. Der Ton kommt in Dolby Digital 2.0 Mono daher und beweist, dass auch hier nichts optimiert wurde. Aber das war vielleicht auch besser so. Deutsche Komödien aus den 60ern und 70ern schreien ja auch nicht grade nach bombastischem Raumklang.
Unterm Strich bekommt man für den durchschnittlichen Kaufpreis von 55 € zu wenig geboten. Dies ist sehr bedauerlich. Denn 55 € sind definitiv zu teuer für diesen Versuch eine nette Box heraus zu bringen.
Fazit:
Um noch einmal in Nostalgiegefühlen zu versinken, sind die Filme schon goldrichtig. Allerdings kann ich beim schlechten Preisleistungsverhältnis keine Kaufempfehlung aussprechen.
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