Rabe, Der

Erasmus Craven: Who sent you? Are you some dark-winged messenger from beyond? Answer me, monster, tell me truly...shall I ever hold again that radiant maiden whom the angels call Lenore?
Raven: How the hell should I know? What am I? A fortune-teller?
aus Der Rabe

Vorweg, dies ist keine Werkgetreu Umsetzung von Edgar Allan Poes gleichnamigem Gedicht. Dieses auf Spielfilmlänge aufzuplustern wäre auch wohl etwas vermessen. Wohl aber nimmt der Film Elemente aus der Geschichte auf und heraus kommt ein herrlich trashiger, aber dennoch unterhaltsamer Film.

Zum Inhalt:
Dr. Erasmus Craven, der vor zwei Jahren seine über alles geliebte Frau Lenore verlor, bekommt eines Abends überraschend Besuch von einem sprechenden Raben. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den verwandelten Dr. Bedlos, der nach einem Zauberduell mit dem mächtigen Scarabus sich nun in dieser Gestalt hilfesuchend an Craven wandte. Nach dessen erfolgreicher Rückverwandlung erfährt Dr. Craven auch, dass seine anscheinend tot geglaubte Frau Lenore bei Scarabus verweilt.
Davon überzeugt, dass Scarabus Lenores Geist in seiner Gewalt hat, macht er sich mit seiner Tochter Bedlos und dessen Sohn auf zu Scarabus Schloß. Dort erwartet ihn nicht nur die ein oder andere unfreudige Überraschung, sondern auch eine Zauberduell mit dem alten Feind seines Vaters.

Zur Umsetzung:
Hmm, klingt ja schon mal nach einer richtig unterhaltsamen Story und wenn man sich dann noch das Entstehungsdatum des Films, nämlich 1963, und den verantwortlichen Regisseur, B-Film Gigant Roger Corman, ansieht, weiß man, was man in den Händen hält - ein sicherlich kurzweiliges Stück Horror-Humor-Trash und in gewisser Weise erfüllt es auch alle Ansprüche.

Roger Corman (House of Usher, The Little Shop of Horrors, The Masque of the Red Death) schafft es sich einige bekannte Versatzstücke aus Poes Gedicht herauszupicken und zu einem munteren Film rund um die drei großen Horrordarsteller zu arrangieren. Das ihm auch hier wie schon bei seine anderen Filmen, darunter auch etliche andere Poe-Verfilmungen ein nicht gerade üppiges Budget zur Verfügung gestanden hat, merkt man dem Film zwar an, aber die Schauspieler machen durch ihre nette Vorstellung so manche Schwäche wett.

Allen voran natürlich Vincent Price (The Three Musketeers, House of Wax, The Abominable Dr. Phibes) als Dr. Erasmus Craven. Ein Magier der sich aber nach dem Tod seiner Frau von der Welt abgewandt hatte und seine Studien nur noch zu Hause weiter verfolgt. Vincent Price agiert hier so lustig wie noch nie und gerade sein abschließendes Zauberduell mit Scarabus zeigt doch sehr deutlich, wie ernst er das ganze nimmt.
Scarabus wird dabei von niemand geringerem als Horrolegende und Ur-Frankenstein Monster Boris Karloff (Frankenstein, The Mummy, Targets) verkörpert. Als Dr. Scarabus gibt er noch einmal eine wunderbare Vorstellung als Schurke, allerdings darf man ihn auch nicht zu ernst nehmen. Als letzter der großen Drei ist da noch Peter Lorre (M, Casablanca, 20000 Leagues Under the Sea) als glückloser Dr. Bedlos. In weiteren Rollen und eine seiner ersten größeren nach The Little Shop of Horrors gibt auch der heute bekannte Jack Nicholson eine gute Figur ab, neben Hazel Court als Lenore Craven und Olive Sturgess als Estelle Craven. Damit ist man auch schon durch die Hauptbesetzung, mehr Personen gibt es nicht vorzustellen, die wichtig genug wären und mehr tauchen auch nicht wirklich auf. Somit bestreiten Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff den Film fast im Alleingang.

Für die heutigen Sehgewohnheiten sicherlich etwas seltsam anmutend sind die technischen Umsetzungen der Spezialeffekte, die wirken etwas altbacken und teilweise richtig lustig wirken, aber das ist eben auch typisch Corman. Woran man, neben den Darstellern, allerdings nicht gespart hatte war die Ausstattung, denn diese ich doch als recht üppig zu bezeichnen auch wenn man den Eindruck hat, dass Corman hier aus einem recht großen Fundus schöpft und wie schon bei einigen Filmszenen auf bereits vorhandenes Material zurückgreift.

Was uns auch gleich zur Bildqualität bringt: Für einen Film der nun schon über 40 Jahre auf dem Buckel hat, ist diese noch recht gut, allerdings schwankt es auch teilweise von Szenen zu Szene, wobei es nun keine wirklich verhunzte gibt aber einen deutliche Unterschied merkt man dann doch schon mal.
Der Ton ist dagegen in Ordnung, leider nur in Mono vorhanden, aber dafür in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch mit den entsprechenden Untertiteln.

Das war allerdings auch schon alles, was die DVD zu bieten hat, denn neben dem Original Kinotrailer gibt es keine weiteren Extras - dafür ist der Film allerdings auch in einer günstigen Preisklasse zu haben.

Fazit:
The Raven, im Original sogar noch mit Edgar Allan Poes Gedicht identifiziert, bietet trashig-sinnfreie Unterhaltung mit einigen der alten Horrorstars. Wobei auch oder gerade der Humor nicht zu kurz kommt, wer sich mit der alten Aufmachung abfinden kann wird sicherlich seine Freude an dem Zauberduell Craven Scarabus haben.


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