St. Francisville Experiment, Das

This ain't no walk in the woods
- Werbespruch zu „„Das St. Francisville Experiment“

Zur Handlung:
Ein nicht näher definiter Produzent spürt Geistern nach und möchte daher, im Ort St. Francisville, ein Experiment durchführen. Er bewaffnet vier Jugendliche, zwei männlich, zwei weiblich, alle mehr oder weniger mit der Materie vertraut, mit zwei Kameras und sperrt sie für eine Nacht in ein altes, verlassenes Anwesen. Dort, so sagt es die Geschichte, ist die mysteriöse Lady LaLaurie untergekommen, nachdem sie 1830 aus New Orleans wegen verbotener Experimente an Menschen fliehen musste.
Der Produzent erhofft sich daher massive paranormale Aktivitäten im Haus und die vier Jugendlichen sollen den Beweis dafür erbringen.

Zur Umsetzung:
Mal sehen ... wir haben hier einen Film über ein paar Jugendliche, die ausziehen, den einer Art Hexe zu filmen. Sie haben dazu Handycams, alles ist auf Dokumentation getrimmt (und ja, auch dieser Film will mal wieder nicht fiktional sein), alles ist verwackelt und am Ende rennen alle wie aufgescheuchte Hühner durcheinander.
Wirkt, nicht nur auf den ersten Blick, wie ein ganz plumper Klon vom „Blair Witch Project“, nur dass wir eben diesmal in einem alten Herrenhaus zu Gast sind und nicht beobachten dürfen, wie drei dumme Amerikaner daran scheitern, Karte und Kompass im tiefen Wald zu lesen.
Dieser Eindruck wird im Laufe des Films an einer Stelle dann endgültig in Zement gegossen, wenn tatsächlich einer der Protagonisten seine Mitstreiter fragt, ob sie auch diesen Film, „Blair Witch Project“, gesehen hätten.

Und dennoch muss man sagen, „Das St. Francisville Experiment“ geht doch in eine andere Richtung ... hier haben wir sozusagen die „Trash-Teenie-Horror-Klamotte“ zum überbetont ernsten Vorbild, was auch gleich in diversen Punkten zu bemerken ist.
Direkt voran die ganze Inszenierung: ja, auch hier wird mit subjektiver Kamera, mit dem „Doku“-Effekt gearbeitet, aber es wirkt doch alles anders. Die Nebencharaktere sind abgedrehter, das Bild grundsätzlich bunt, man sieht mehr und es wird weniger verwackelt.
Auch die Schockeffekte sind klassisch und könnten so, würden sie niedergeschrieben, als Checkliste für den generischen Schocker genommen werden. Mutmaßliche Kindermumien, Kakerlaken, herabfallende Kronleuchter, aus Schränken springende Katzen und dergleichen mehr hat man alles schon mal gesehen, doch werden die Effekte hier noch einmal vollkommen ernst eingesetzt.

Auch die Charaktere tun ihr Übriges, um den Film weiter aus der glaubwürdigen Richtung zu ziehen. Neben dem blonden, ängstlichen Mädel, dessen Kernaufgaben auch „bauchfrei herumlaufen“ und „Angst haben“ bestehen, gibt es natürlich die beiden männlichen Jugendlichen, die nichts ernst nehmen, stets versuchen, dem „Blondchen“ Angst zu machen und sozusagen die Leute der Technik sind. Außerdem haben sie gleich noch ein Medium an Bord, welches den Geist spürt und stets versucht, mit ihm zu kommunizieren.
Dabei muss man aber klar festhalten, dass die Charaktere, so sehr sie auch Klischee sein mögen, doch glaubwürdiger wirken als jene Filmstudenten, die die Hexe von Blair jagten, denn zumindest handeln sie nachvollziehbar und haben eine durchaus sinnvolle psychologische Entwicklung.

Um direkt alle Vorfreude zu unterdrücken: das heißt definitiv nicht, dass der Film gut geworden ist.
Er ist, wie gesagt, stellenweise einfach nur Trash, aber er hat eine Eigenschaft, die der Hexe abgeht: er ist durchweg unterhaltsam.
Die Kommentare der Jugendlichen sind durchweg blödsinnig, die rituellen, magischen Formeln stammen höchsten aus irgendeinem Hippie-Lehrbuch stammen und ein Rezensent bei Amazon bemerkte zurecht, dass er, wenn er noch einmal „I'm surrounded by white light.“ oder dergleichen hören würde, er für nichts mehr garantieren könne. Aber einige Sachen sind auch einfach nett, etwa Kameramann Tim, der ständig nur „I love all the ghosts“ und Ähnliches murmelt, um die Geister im Haus zu beruhigen...

Und dann, gegen Ende, erwacht der Film sogar etwas aus seiner Trance, wenn die vier sich im Haus verteilen und eine Art Reinigungsritual durchzuführen. Nicht die besten Szenen der Horrorgeschichte, aber plötzlich kriegt man doch ein Gefühl davon vermittelt, wie es wohl so in einem dunklen Geisterhaus sein muss, wenn man da alleine in einer Ecke sitzt und Verse murmelt, während um einen herum Dinge geschehen, die definitiv nicht mehr natürlich erklärt werden können – da verzeiht man es den Machern sogar, dass plötzlich zu viele Kameras unterwegs sind.

An sich ist der Film sauber produziert und kommt weitestgehend ohne Anschlussfehler und dergleichen daher, die unbekannten Darsteller liefern eine überzeugende Show ab und man kauft ihnen ihre Charaktere, ihm Rahmen des Films, durchaus ab.
Das Bild ist nicht so herausragend, Handycam eben, der Ton dafür richtig gut. Zwar kommt keine Fassung in Surround, aber beide klingen sehr authentisch und – kaum zu glauben, aber wahr – die deutsche Fassung ist geradezu exzellent geraten.
Zwar birgt die Übersetzung selbst einige Fehler, wo schlicht der englische Inhalt verfehlt wurde, aber gerade die Wahl der Sprecher sowie die Vertonung allgemein (so klingen die Stimmen, anders als bei Blair Witch, wirklich, als wären sie über die Mikros der Kameras aufgenommen) gefallen sehr gut.
Die Untertitel dagegen sind Mist, liegen nur auf Deutsch vor und entsprechen weder dem deutschen Text, noch sind sie eine korrektere Übersetzung des Originals.
Ansonsten kann die DVD nur mit einer kleinen, eher mittelmäßigen Trailershow aufwarten.

Im Endeffekt bleibt also kein guter, aber ein unterhaltsamer Film mit ein paar guten Momenten und sonst teils recht spaßigen Szenen. An sich kein Film, den man kaufen muss, doch da er sich ebenso wie sein Vorbild mittlerweile in den Wühlkisten der Discounter eingefunden hat, darf man mal darüber nachdenken ... um ihn sich mal mit ein paar Freunden an einem Video-Abend zu geben ist er aber sicher kein Fehlgriff.


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